Fraunhofer-Umfrage »Homeoffice«: Ist digitales Arbeiten unsere Zukunft?
Die Zufriedenheit mit Homeoffice steigt, vor allem in den letzten Wochen
Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik
Immer noch befindet sich aufgrund der Covid-19 Pandemie die Belegschaft von zahlreichen Unternehmen und Institutionen im Homeoffice. Am 1. April 2020 hatte das Fraunhofer FIT eine Homeoffice-Umfrage gestartet, um die neue Arbeitssituation wissenschaftlich zu untersuchen.
Im Mai 2020 hatte Fraunhofer FIT eine Analyse der ersten Erhebungswoche (1.-7. April 2020) mit etwa 500 ausgewerteten Fragebogen vorgestellt. Über 80 Prozent der Befragten – 79 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer – waren demnach zufrieden im Homeoffice.
Die nun vorliegende Gesamtauswertung von über 2000 vollständig ausgefüllten Fragebogen bestätigt den damaligen Trend. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen mit dem Homeoffice noch besser zurecht als zuvor. Die Zufriedenheit sowohl von Teammitgliedern als auch von Führungskräften ist weiter gestiegen und liegt nun bei 90 Prozent. Dies gilt für alle Branchen gleichermaßen, wobei die IT-Branche aufgrund ihrer Affinität zu digitalen Lösungen den höchsten Wert der Zufriedenheit aufweist. Es folgen die Finanzbranche und das produzierende / verarbeitende Gewerbe.
»Nicht nur die Zufriedenheit ist gestiegen. Auch die individuelle Performanz und die Performanz im Team werden nun besser eingeschätzt. Allerdings wird die Teamperformanz geringer bewertet als die individuelle. Dies heißt, individuelle Arbeit funktioniert im Homeoffice besser als Teamarbeit. Bei der Teamleistung hatte die erste Auswertung noch ein stärker gespaltenes Bild gezeigt. Ausschlaggebend dafür waren die Erreichbarkeit der Kolleginnen und Kollegen sowie Probleme mit der technischen Ausstattung. Diese Hindernisse scheinen aber weitgehend überwunden«, so Prof. Wolfgang Prinz, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT.
Beispielsweise wurden in der ersten Homeoffice-Explorationsphase noch viele verschiedene Kommunikationswerkzeuge erprobt. Daher wurde auch der Einsatz zu vieler verschiedener Kommunikationsmedien als negativ empfunden. Mittlerweile scheint die Vielzahl der Werkzeuge kein Problem mehr darzustellen, zudem wurden Konventionen zur angemessenen Nutzung gefunden.
Gründe für die gestiegene Performanz und Zufriedenheit liegen nach den Auswertungsergebnissen sehr wahrscheinlich darin, dass die Trennung von Berufs- und Privatleben zunehmend weniger vermisst wird. Ein Faktor hierbei sind wohl auch die Schulöffnungen, die eine geregelte Haushaltsführung erleichtern.
Es gibt aber auch nach wie vor negative Aspekte. Am häufigsten werden die sozialen Kontakte vermisst. Auf die Frage »Was fehlt im Homeoffice?« antworteten die Befragten, dass der persönliche (85 Prozent) und fachliche Austausch (66 Prozent) fehle. Kaffeepausen und Mittagessen (je rund 65 Prozent) und gemeinsame Kreativ-Sessions (knapp 60 Prozent) werden auch vermisst. Den Weg zur Arbeit entbehren etwa 20 Prozent der Befragten. Dies erstaunt zunächst, liegt aber wohl darin begründet, dass der Weg zur Arbeit auch für entspannende Dinge wie Lesen oder Radiohören genutzt wird.
»Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Zwang zum Homeoffice deutlich mehr positive Aspekte zeigt als erwartet. Für die Unternehmen gibt es keinen einfachen Weg zurück zu alten Büro-Routinen. Stattdessen müssen flexible Konzepte entwickelt werden, die die Anforderungen und Wünsche von Arbeitgebern und -nehmern gleichermaßen erfüllen«, so Prinz.
Aktuell läuft noch die Auswertung der sehr umfangreichen Freitextantworten. Hier sind weitere interessante Ergebnisse insbesondere im Hinblick auf die Wünsche der Teilnehmenden zu erwarten.