Raps unter Druck – besonders in Europa
Pflanzenbauliche Herausforderungen nehmen zu / Gemeinsame globale Plattform angeregt
Michael Welling
Der Bericht enthält einen umfassenden Überblick über alle Fragen des Rapsanbaus sowie über die jeweiligen Alternativen zu den derzeitigen Methoden des Pflanzenschutzes.
In Europa gerät die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus durch die rasche Zunahme resistenter Schädlinge – vor allem seit dem Verbot eines sehr potenten, aber ökologisch als problematisch eingestuften Insektizids – unter Druck. Hinzu kommen neue Herausforderungen durch Unkrautresistenzen, Düngebeschränkungen sowie schwierige klimatische Bedingungen, die ebenfalls zu Ertragseinbußen geführt haben. Diese Probleme haben dazu geführt, dass die Landwirte den Anteil von Raps in den Fruchtfolgen reduzieren.
Alternativen zu Raps sind in Europa oft wenig profitabel
Allerdings zeigt die Analyse typischer agri benchmark Betriebe, dass andere Blattfrüchte, die den Raps ersetzen könnten, wirtschaftlich in Europa eher schlecht abschneiden: Die Erträge von Raps müssen um mehr als 20 % unter das Durchschnittsniveau von 2016-18 fallen, damit die nächst beste Alternative rentabler wird. Die mit einem verringerten Rapsanbau einhergehenden Gewinn-Einbußen werden von den Landwirten zunehmend in Kauf genommen, weil ein „Weiter so“ mit Fruchtfolgenanteilen von bis zu 33 % als nicht mehr machbar und zu riskant gilt.
Interessanterweise zeigen die agri benchmark Daten, dass sowohl in Kanada als auch in Australien die innerbetriebliche Wettbewerbsfähigkeit von Raps deutlich schwächer ist. Alternative Kulturpflanzen wie zum Beispiel Erbsen wären dort schon profitabler als Raps, wenn die Rapserträge nur um ca. 10 % zurückgehen würden.
Zonierungsversuche und „grüne Korridore“ als Weg in die Zukunft
Auf dem Internationalen Rapskongress wurden auch politische Maßnahmen zur Stabilisierung der Rapsproduktion diskutiert. Eine Option ist die Durchführung eines groß angelegten Zonierungsversuchs, bei dem Raps für mehrere Jahre nicht angebaut wird. Auf diese Weise könnten die Potenziale von erweiterten Fruchtfolgen und einer strengeren Re-Infektionskontrolle beurteilt werden.
Eine weitere Anregung ist, das von der kanadischen Schwesterorganisation der UFOP vorgeschlagene Konzept der „grünen Korridore“ umfassend zu testen: Ist es möglich, die natürlichen Gegenspieler der Rapsschädlinge durch die Einrichtung spezifischer Biotope so zu unterstützen, so dass die Ertragsverluste im Raps signifikant reduziert werden?
Zusammenarbeit und Austausch sind weltweit notwendig
Tom Arthey, Projektkoordinator für agri benchmark, erklärte: „Die Studie liefert einen ersten Schritt zum Verständnis der gemeinsamen Herausforderungen, denen sich zunächst vor allem die europäischen Erzeuger gegenübersehen. Sie zeigt die wirtschaftlichen Auswirkungen, die sich ergeben würden, wenn der Raps aus unseren Produktionssystemen verdrängt würde. Es muss mehr gemeinsame Arbeit geleistet werden, um diese Herausforderungen zu meistern. Während Europa bei diesem Thema an vorderster Front steht, machten unsere australischen und kanadischen Partner deutlich, dass auch dort die ackerbaulichen und politischen Probleme im Rapsanbau zunehmen.“