Konventioneller Kaffee gesünder als biologischer
Studie zu brasilianischem Kaffeeanbau
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67 Röstkaffee-Proben aus verschiedenen Regionen Brasiliens hat das Team an der Jacobs University untersucht. Sie stammen aus biologischem und konventionellem Anbau. Eingesammelt und klassifiziert hat sie Daniel Granato, Professor für Lebensmittelchemie an der Universität Ponta Grossa in Brasilien und Kooperationspartner der Studie, bei Besuchen auf den Plantagen in verschiedenen Regionen des Landes. „Die Qualität der Proben ist sehr gut. Wir konnten uns ein gutes Bild davon machen wie der Kaffee angebaut wird“, erläutert Kuhnert.
Chlorogensäuren kommen in vielen Obst- und Gemüsepflanzen vor, zum Beispiel in Äpfeln, Birnen, Hülsenfrüchten oder Artischocken. Hauptlieferant für die menschliche Ernährung ist aber die Kaffeebohne – in jeder Tasse Kaffee sind etwa 200 Milligramm enthalten. Allein im Arabica-Kaffee befinden sich rund 40 verschiedene Chlorogensäuren. Durchschnittlich nimmt der Mensch täglich zwischen ein und zwei Gramm dieser Naturstoffe zu sich.
Diese Verbindungsklasse prägt nicht nur den Geschmack des Kaffees, ihr wird auch eine ganze Reihe von gesundheitlich fördernden Eigenschaften zugeschrieben. Sie wirkt entzündungshemmend, hat einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislaufsystem, wirkt antibakteriell und antiviral und senkt vor allem den Blutzucker. „Bei regelmäßigen Kaffeetrinkern ist eine dramatische Reduktion von Diabetes-Erkrankungen des Typ 2 zu beobachten“, betont Kuhnert, der seit zwei Jahrzehnten zu den Wirkungen der Kaffeebohne und deren chemischer Zusammensetzung forscht. Zudem vermindert der Kaffeekonsum das Risiko für erhöhte Leberwerte oder Leberzirrhose.
Bei ihren Untersuchungen haben die Wissenschaftler nun festgestellt, dass in den biologisch angebauten Kaffeebohnen weniger Chlorogensäuren enthalten sind als in den konventionellen. Warum das so ist? „Ganz genau können wir das nicht sagen“, sagt Kuhnert. Sehr wahrscheinlich sei aber, dass konventionelle Pflanzen aus Schutz vor Fraßfeinden, wie Mikroorganismen, Pilzen oder Bakterien, Abwehrstoffe bilden, die gesundheitsfördernd für den Menschen wirken. „Der Bio-Kaffee scheint das nicht nötig zu haben, er ist weniger gestresst“, sagt Kuhnert. Ein ähnliches Phänomen hat der Wissenschaftler schon bei Grünkohl beobachtet. Dort führt der Einsatz von Umweltgiften ebenfalls zu einer biologischen Reaktion, nämlich zur Produktion von Abwehrstoffen, die krebsvorbeugend wirken.
Dennoch, meint der Wissenschaftler, habe der biologisch angebaute Kaffee klare Vorteile, etwa hinsichtlich seiner Umweltwirkungen. Nur sei er eben nicht auch noch gesundheitsförderlicher. Das aber ließe sich ausgleichen – durch eine Tasse mehr.
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