Streit um Butterpreis
Landwirte blockieren Aldi-Lager
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Der Einzelhandelsriese reagierte am Dienstagnachmittag mit einer Erklärung, die jedoch keine Details zu den Preisverhandlungen enthielt. Aldi Nord und Aldi Süd betonten lediglich allgemein, nötig seien "gemeinsame Lösungswege für die schwierige Situation der deutschen Landwirtschaft" - und kritisierten die Bauern für die Blockadeaktionen. Auch in anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen gab es Proteste.
Vor dem Lager in Hesel im Landkreis Leer etwa kamen Lee zufolge zeitweise bis zu 500 Traktoren zusammen. Auch die Polizei zählte mehrere Hundert landwirtschaftliche Fahrzeuge. Auslöser der Aktion war eine drohende drastische Butterpreissenkung. Lee zufolge wollte Aldi Nord den Preis für Butter pro Kilo um bis zu 60 Cent senken.
Üblich sei zum Jahresende eine Senkung von 10 bis 20 Cent, so der Landwirt. Für betroffene Bauern gehe es um die Existenz. Schon jetzt könnten manche das Futter für ihre Tiere nicht mehr bezahlen.
Eine Aldi-Nord-Sprecherin äußerte Verständnis für die Sorgen."Wir verstehen die Landwirte, aber wir sind nicht alleine in der Lage, das gesamte Problem zu lösen", sagte sie am Dienstag. Nötig seien Gespräche mit allen Beteiligten - auch mit Vertretern der Politik, um "einen nachhaltigen strukturellen Wandel und langfristige Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette" sicherzustellen.
Das Unternehmen verwies darauf, dass es die Preise nicht mit den Landwirten direkt aushandele "Dazwischen stehen die Molkereien." Wenn etwa zu viel Milch produziert werde, sei der Preis recht niedrig. Am Montag hatte Aldi erklärt, es sei üblich, dass die Butterpreise wegen der hohen Nachfrage zur Weihnachtszeit steigen und zum Jahresbeginn dann wieder sinken. Nun hieß es, dass in jüngsten Ausschreibungsrunde Butterpreise "gedrückt" worden seien, stimme nicht.
Vor dem Aldi-Lager in Hesel gab es am Dienstag Zeichen der Annäherung. "18 Fahrzeuge mit Frischware konnten das Lager verlassen", sagte eine Polizeisprecherin. Schätzungen der Beamten zufolge waren dort nachmittags noch rund 200 Traktoren. "Es laufen noch Gespräche, aber es bewegt sich. So langsam ist man dabei, auf einen Nenner zu kommen." Zudem hätten Aldi-Zulieferer die Möglichkeit bekommen, Waren anzuliefern. Dass die Bauern Lastwagen durchließen, sei Ziel von Verhandlungen gewesen, die die Polizei begleitet habe. "Wir unterstützen die Leute vor Ort, wir sind Vermittler", so die Sprecherin. Aber: "So eine Lage kann sich jederzeit in jede Richtung entwickeln."
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast forderte weitere Gespräche. "Um Lösungen zu finden, müssen alle Marktpartner an einen Tisch. Wir brauchen langfristige Strategien", sagte die CDU-Politikerin. "Ich kann den Ärger und die Wut der Landwirte verstehen. Diese Energie möchte ich gern in die richtigen Bahnen lenken." Die Ministerin verwies auf eine für den 13. Januar geplante Videokonferenz mit Handel, Verarbeitern und Landwirten. "Dann geht es um Strategien für Gemüse, Milch und Fleisch. Ich nehme die Sorgen der Bauern ernst - aber Politik macht keine Preise."
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) sagte, es gebe ein massives Machtungleichgewicht zwischen den Erzeugern und dem Handel: "Den Landwirten geht es nicht um Luxus, sondern schlicht um ihre Existenzen." Die Preisentwicklung gehe seit langem nur noch nach unten. "Wer aber gern mit regionalen Produkten wirbt, der muss diese auch wertschätzen und dafür sorgen, dass unsere Bauernfamilien von der Produktion leben können", betonte Klöckner.
Am Dienstagnachmittag gab es mehrere Hinweise darauf, dass der Butterpreis nicht so deutlich wie von den Landwirten befürchtet gesenkt wird. Für den Fall, dass es tatsächlich entsprechende Verträge gibt, kündigte Bauernsprecher Lee ein Ende der Blockaden an.
"Dann verzeichnen wir das als Erfolg und werden uns Stück für Stück zurückziehen." Aldi Nord und Aldi Süd kündigten an, man werde Frischmilch künftig nur noch aus deutscher Herkunft beziehen./hho/DP/nas (dpa)