foodwatch Österreich: Konsumenten verdienen mehr Klarheit bei Nährwertkennzeichnung

Nährwertkennzeichnung Nutri-Score führt zu mehr Transparenz für Konsumenten

29.04.2021 - Österreich

Für Konsumenten ist es oft schwierig bis unmöglich, sich auf einen Blick über die Nährwertqualität eines Lebensmittels im Supermarkt zu informieren. Auch der Blick auf Nährwerttabellen gibt nicht zwingend alle Antworten. Die Konsumentenschutzorganisation foodwatch Österreich fordert daher ein System zur Nährwertkennzeichnung, das für Konsumenten leicht verständlich und auf einen Blick erfassbar ist. Der von unabhängigen Wissenschaftler in Frankreich entwickelte Nutri-Score ist ein solches System. Die fünfstufige Farbskala „übersetzt” die Nährwertqualität eines Produktes in Ampelfarben. Das Problem: Der Nutri-Score darf nur verwendet werden, wenn ein Land bei der EU-Kommission darum angesucht hat. Österreich ist hier nach wie vor säumig.

foodwatch Österreich

Bisherige Nährwertkennzeichnung oft nicht hilfreich

Nährwertangaben auf Lebensmitteln sind oft komplex, klein gedruckt, meist auf der Rückseite der Verpackung. Dazu kommt, dass Zutatenlisten nicht immer aussagekräftig genug sind. „Uns Konsument*innen wird es unnötig schwer gemacht, wenn wir uns über die Nährwertqualität von Lebensmitteln im Supermarkt informieren wollen. Es braucht daher dringend eine Kennzeichnung, die die Nährwertqualität auf einen Blick erkennbar macht", sagt Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich.

Die Nährwertkennzeichnung Nutri-Score hilft bei der Orientierung innerhalb einer Produktgruppe

Der Nutri-Score hilft dabei, Produkte einer Kategorie – zum Beispiel Müsli, Tiefkühlpizza oder Chips – miteinander zu vergleichen. Selbst vermeintlich gleiche Produkte haben oft einen unterschiedlichen Nutri-Score. Besonders hilfreich ist der Nutri-Score, um Werbeversprechen der Hersteller zu enttarnen. So werben manche Produkte beispielsweise mit „30 % weniger Fett“ oder „zuckerreduziert“. Ob diese Produkte dann tatsächlich ausgewogener sind als ihre Nachbarn im Supermarktregal, lässt sich mithilfe des Nutri-Scores einfach feststellen. „Bei unseren Recherchen fanden wir beispielsweise eine Packung Chips, die als „leicht“ beworben wurde, deren Nährwertqualität im Vergleich mit anderen Chips aber schlechter abschnitt. Konsumenten können solche Marketingmanöver der Hersteller mit dem Nutri-Scores zukünftig leicht durchschauen“, sagt Heidi Porstner.

Der Nutri-Score ist eine wissenschaftlich fundierte Nährwertkennzeichnung. Er besteht aus einer fünfstufigen Farbskala in Ampelfarben, die mit den Buchstaben A bis E hinterlegt ist. Hinsichtlich der Nährwertqualität eher ausgewogene Produkte bekommen ein dunkelgrünes A oder ein hellgrünes B, im mittleren Bereich gibt es ein gelbes C, und eher unausgewogene Produkte bekommen ein oranges D oder sogar ein rotes E.

Derzeit in Österreich keine Rechtssicherheit für die Verwendung des Nutri-Score

Der Nutri-Score ist derzeit in sechs Ländern der EU als freiwillige Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung zugelassen: In Frankreich, Spanien, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Deutschland können Hersteller den Nutri-Score auf ihren Produkten abbilden, ohne dass ihnen rechtliche Konsequenzen drohen. Die österreichische Bundesregierung zeigt diesbezüglich noch keinerlei Bemühungen: „Rechtssicherheit kann einfach durch ein Schreiben der Bundesregierung nach Brüssel erlangt werden. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, dies schnellstmöglich in die Wege zu leiten und sich parallel dazu auf EU-Ebene für eine verpflichtende Lebensmittelkennzeichnung mit dem Nutri-Score stark zu machen“, sagt Lisa Kernegger, Co-Leiterin von foodwatch Österreich.

Die EU-Kommission will bis Ende 2022 ein verpflichtendes Nährwertkennzeichnungsmodell vorschlagen. Nach Einschätzung der foodwatch-Leiterinnen Lisa Kernegger und Heidi Porstner ist der Nutri-Score die aufgrund seiner wissenschaftlichen Basis und der einfachen Verständlichkeit derzeit geeignetste Nährwertkennzeichnung. Damit der Nutri-Score seine volle Wirkung entfalten kann, fordert foodwatch eine EU-weit verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score.

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