Strenge Regeln für Zucker- und Fettbomben nötig

93 Prozent wünschen sich Höchstgrenzen für Zucker, Fett oder Salz bei Lebensmitteln mit Kinderoptik.

02.06.2021 - Deutschland

Lebensmittel mit Kinderoptik finden sich in praktisch jedem Supermarkt. Sie sind mit lustigen und mit bunten Bildchen, Tieren oder Comicfiguren geschmückt. Die Mehrheit der Eltern und Großeltern empfinden solche Lebensmittel als manipulativ und gesundheitlich problematisch und wünscht sich strengere Regeln wie Höchstgrenzen für Zucker, Fett oder Salz. Das ist das Ergebnis zweier Verbraucherbefragungen unter Eltern und Großeltern im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands.

Bild von Matthias Böckel auf Pixabay

„Wenn die Bundesregierung Kinder schützen und Familien dabei unterstützen will, dass sich Kinder gesund ernähren, muss sie endlich für ein besseres Angebot im Markt und weniger Werbung für Zucker- und Fettbomben sorgen. Das geht nur mit strengeren gesetzlichen Regeln. Es ist nicht akzeptabel, dass die Industrie fortwährend freiwillige Selbstverpflichtungen als das Mittel der Wahl bewirbt und die Bundesregierung sie gewähren lässt“, sagt Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Laut Umfrage wünschen 93 Prozent der Eltern und Großeltern, dass Lebensmittel, die Kinder ansprechen, bestimmte Anteile an Zucker, Fett oder Salz nicht überschreiten sollten.  Die wenig ambitionierten Selbstverpflichtungen bei der Vermarktung von Lebensmittel an Kinder klammern wichtige Marketingformen wie beispielsweise Produkt- und Verpackungsgestaltungen aus, bieten zudem durch vage Formulierungen zahlreiche Schlupflöcher.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 2015 Nährwertprofile entwickelt. Lebensmittel sollten nach diesen Voraussetzungen nur an Kinder beworben werden, wenn sie bestimmte Nährwertkriterien erfüllen. Der vzbv fordert die Bundesregierung auf, gesetzliche Regelungen für Lebensmittel einzuführen, die sich an Kinder richten (z. B. durch Aufmachung und Verpackung). Lebensmittel sollten nur noch an Kinder gerichtet vermarktet werden, wenn sie den WHO-Nährwertkriterien mit Höchstmengen für Zucker, Fett oder Salz entsprechen. 

Die Verbraucherbefragung des vzbv unter Eltern und Großeltern zeigt, dass staatliche Unterstützung gewünscht ist. Nur 12 Prozent der Befragten denken, dass die Lebensmittelwirtschaft die Produkte, die sie an Kinder vermarktet, freiwillig verbessern wird. Die Mehrheit (77 Prozent) der Eltern und Großeltern wünscht sich einen stärkeren Einfluss des Staates auf eine gesunde Ernährung.

Die Ergebnisse der quantitativen Befragung im Überblick

  • 53 Prozent der Befragten würde es beim Einkauf mit Kindern helfen, wenn es keine Kassenzonen mit Süßigkeiten geben würde oder wenn Lebensmittel nicht mehr auf Augenhöhe ihrer Kinder stehen (41 Prozent) würden.

  • 89 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Werbung das Interesse ihrer Kinder an Produkten „sehr stark“ oder „stark“ beeinflusst. Dies hat Auswirkungen auf den Alltag der Befragten, da es schwieriger wird, gesunde Ernährung beizubehalten/durchzusetzen, den Alltag stressiger macht oder mehr erklärt werden muss.

  • Insbesondere Fernsehwerbung (76 Prozent) hat nach Meinung der Befragten einen Einfluss auf Kinder. Kassenzonen im Supermarkt (47 Prozent) oder auf Sozialen Medien (36 Prozent) beeinflussen Kinder ebenfalls. 80 Prozent finden Werbung mit Testimonials „sehr“ oder „etwas“ problematisch.  

  • 82 Prozent der Befragten finden es „sehr problematisch“, dass Lebensmittel in Kinder-Optik teilweise mehr Zucker als andere Lebensmittel enthalten.

    • 85 Prozent der Befragten fänden es „sehr“ bzw. „eher wichtig“, dass Hersteller die farblich unterlegte Nährwertkennzeichnung Nutri-Score verpflichtend nutzen müssen.

  • Gesetzliche Vorgaben für Zucker, Fett und Salz in allen Fertiglebensmitteln, unabhängig davon ob sie an Kinder vermarktet werden, finden 83 Prozent der Befragten „sehr“ bzw. „eher“ wichtig

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