Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt: Das große Schweigen
Jeder Vierte hat nicht das Gefühl, über psychische Belastung reden zu können
Angst vor negativen Folgen für die Karriereentwicklung
Die Angst vor beruflichen Nachteilen ist groß: So denken 43 Prozent der Betroffenen, dass es Ihnen schaden würde, am Arbeitsplatz offen über psychische Belastungen zu sprechen. 46 Prozent geben sogar zu, in der Vergangenheit bereits falsche Aussagen gemacht und beispielsweise körperliche Beschwerden vorgeschoben zu haben, als es um die eigene psychische Gesundheit ging. Burnouts und andere psychische Belastungen sind also weiterhin ein Tabuthema und werden als Karrierehemmnis angesehen. Hinzu kommt, dass mehr als jeder Vierte nicht das Gefühl hat, über psychische Belastung reden zu können - weder mit Führungskräften noch mit Kollegen. Zudem fehlt die Möglichkeit zum Austausch mit unabhängigen Beteiligten: Mehr als die Hälfte der Angestellten gibt an, dass ihr Unternehmen keine externen Ratgeber für psychische Gesundheit zur Verfügung stellt.
"Unser Arbeitsplatz spielt eine große Rolle für unsere psychische Gesundheit. Fühle ich mich dort nicht ernst genommen oder nicht unterstützt, kann das meine Belastungen sogar noch verstärken. Deshalb sind Arbeitgeber gefragt, ein positives, offenes Umfeld zu schaffen", so Expertin Nora Blum. Die Psychologin und CEO von Selfapy unterstützte LinkedIn und YouGov bei der Erstellung des Fragebogens.
Was können wir tun?
Nora Blum rät zu Präventionsmaßnahmen: "Das Schaffen von Wissen und Bewusstsein über Risikofaktoren ist entscheidend. Zusammen mit einem offenen, tabufreien Umgang können so leichte bis mittlere psychische Belastungen gut abgefangen werden. Dadurch wird verhindert, dass ein zu langes Schweigen die Symptome weiter verschlimmert." Blums Ansicht nach sollten Arbeitgeber beispielsweise im Blick behalten, dass durch Digitalisierung und Remote Working die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen - ein Risikofaktor für psychische Belastungen.
"Niemandem ist damit geholfen, dieses allgegenwärtige und sehr wichtige Thema totzuschweigen. Arbeitgeber sollten sich bemühen, ein Klima des Vertrauens zu schaffen und durch proaktive Kommunikation zu einer Entstigmatisierung beitragen - damit helfen sie nicht nur ihren Mitarbeiter:innen, sondern sie profitieren davon letztendlich auch selbst, da sie so Krankheitstage verringern können und die eigene Arbeitgebermarke nachhaltig stärken", sagt Barbara Wittmann, Country Managerin LinkedIn DACH.
*Methodik: Das Marktforschungsunternehmen YouGov hat die Umfrage im Auftrag von LinkedIn online zwischen dem 27.-30. September 2021 durchgeführt. Befragt wurden 2.018 deutsche Arbeitnehmer, die einer Bürotätigkeit nachgehen, davon 1.001 Teilnehmer ohne und weitere 1.017 Teilnehmer mit Führungsverantwortung
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