Erweiterte Vorhersage für das persönliche Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken

Nun für zehn Jahre im Voraus statt bisher für fünf

13.10.2022 - Deutschland

Der vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) entwickelte DIfE ─ Deutscher Diabetes-Risiko-Test® (DRT) ermöglicht bislang die Vorhersage des individuellen Risikos, in den folgenden fünf Jahren an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Wissenschaftler*innen vom DIfE und vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) haben nun den Vorhersagezeitraum auf zehn Jahre erweitert, an zwei unabhängigen Studienpopulationen validiert und den DRT entsprechend angepasst.

NATHAN DUMLAO/UNSPLASH

Nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft leben in Deutschland über acht Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes. Die Dunkelziffer liegt bei mindestens zwei Millionen Betroffenen. Um Menschen mit einem hohen Erkrankungsrisiko frühzeitig identifizieren zu können, haben Wissenschaftler*innen des DIfE im Jahr 2007 den DIfE ─ DEUTSCHER-DIABETES-RISIKO-TEST® (DRT) entwickelt, der außerhalb der klinischen Praxis anwendbar ist.

Der DRT bietet Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren als Fragebogen oder Online-Test die Möglichkeit, zuhause nicht-invasiv und kostenfrei das individuelle Risiko zu ermitteln, innerhalb der nächsten fünf Jahre an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Die inzwischen verfügbare, längere Nachbeobachtungszeit der zugrunde liegenden EPIC-Potsdam-Studie hat nun die Überarbeitung des DRT zur Vorhersage des 10-Jahres-Risikos zugelassen. „Die Verlängerung des Vorhersagezeitraums ermöglicht eine noch langfristigere individuelle Vorhersage des Risikos für Typ-2-Diabetes“, sagt Dr. Catarina Schiborn, Erstautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE. „So können Menschen mit einem erhöhten Risiko frühzeitig aufgeklärt und über Möglichkeiten der Risikosenkung und Lebensstiländerung informiert werden.“

Lebensstil hat direkten Einfluss auf Erkrankungsrisiko

Für die Weiterentwicklung des Vorhersagemodells haben die Wissenschaftler*innen auf die Gesundheits- und Lebensstildaten von rund 25.000 Teilnehmenden der EPIC-Potsdam-Studie zurückgegriffen. In die statistischen Modellierungen flossen Parameter ein, die für die Vorhersage von Typ-2-Diabetes relevant sind. Dazu zählen unveränderbare Faktoren, wie Alter, Geschlecht und das Auftreten von Typ-2-Diabetes in der Familie sowie veränderbare Faktoren, wie Taillenumfang, Rauchverhalten, Bluthochdruck und körperliche Aktivität. Außerdem berücksichtigt das Modell Ernährungsgewohnheiten, wie beispielsweise den Verzehr von Vollkornprodukten und rotem Fleisch.

Unter den Teilnehmenden der Studie wurde bei 1367 Personen innerhalb von zehn Jahren nach der Erstuntersuchung ein Typ-2-Diabetes festgestellt. Bei einem Großteil der Betroffenen lag der 10-Jahres-DRT mit seiner Vorhersage richtig. „In EPIC-Potsdam hat der Test mit einer Wahrscheinlichkeit von 83,4 Prozent zukünftig Erkrankenden ein höheres Risiko vorhergesagt als zukünftig nicht Erkrankenden“, erklärt Schiborn. Die sehr gute Vorhersagegüte konnte in zwei unabhängigen Stichproben – der populationsbasierten Beobachtungsstudie EPIC-Heidelberg und in einer für Deutschland repräsentativen Stichprobe, der BGS98-Kohorte – bestätigt werden. „Damit wurde die Aussagekraft des Tests für die deutsche Bevölkerung untermauert“, sagt Schiborn.

Breites Anwendungsspektrum dank verschiedener Testvarianten

Die Erweiterung der Risikovorhersage auf zehn Jahre ermöglicht die Aktualisierung der bisherigen DRT-Versionen: den Online-Test, den Fragebogen-Selbsttest und den Patientenfragebogen für ärztliches Fachpersonal, in dem das Diabetes-Risiko zusammen mit dem Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) präzisiert werden kann.

„Der 10-Jahres-DRT bietet ein breites Anwendungsspektrum und kann sowohl im klinischen Alltag bei Vorsorgeuntersuchungen zum Einsatz kommen, als auch zuhause, wenn klinische Parameter nicht verfügbar sind“, sagt Prof. Matthias Schulze, Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE. Darüber hinaus kann der aktualisierte DRT, wie schon sein Vorgänger, bei Aufklärungskampagnen und populationsweiten Screeningverfahren genutzt werden.

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