foodwatch Werbeschmäh des Monats geht an NÖM: High-Protein-Pudding für „mehr innere Kraft“?

foodwatch Österreich kritisiert Konsument*innen-Abzocke mit Protein-Hype

08.03.2023 - Österreich

DerWerbeschmäh des Monats März geht an NÖM mit ihrer Werbekampagne für High-Protein-Produkte. NÖM verspricht durch den Verzehr dieser Produkten neben „mehr Power“ und „mehr Leistung“ auch „mehr innere Kraft“. Für foodwatch Österreich ist gerade letzteres ein gewagtes Versprechen. Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich, meint: „Dass man durch den Verzehr von High-Protein-Pudding innere Kraft bekommen soll, dieses Versprechen finden wir absurd. Zumal viele der High-Protein-Produkte reichlich Zusatzstoffe enthalten, die in anderen Milchprodukten so nicht enthalten sind.“

Foto von Atikah Akhtar auf Unsplash

foodwatch Österreich sieht den Hype um mit Protein angereicherte Lebensmittel kritisch. „Viele dieser Lebensmittel sind stark verarbeitet. Sie enthalten eine Reihe an Zusatzstoffen. Und sie sind teils erheblich teurere als entsprechende Produkte ohne Proteinzusatz. So zahlen Konsument*innen für einen High-Protein-Pudding schnell mal mehr als das Doppelte als für einen normalen Pudding“, sagt Heidi Porstner. Die Ernährungswissenschafterin ergänzt: „Die teils hoch verarbeiteten High-Protein-Lebensmittel sind bei einer ausgewogenen Ernährung nicht notwendig, um den täglichen Proteinbedarf zu decken.“

Erlaubte und vage Versprechen in der Werbung

Laut EU-Claims-Verordnung sind Aussagen wie „Proteine tragen zu einer Zunahme an Muskelmasse bei“ zulässig. Die Verordnung regelt, welche gesundheitsbezogenen Aussagen Hersteller im Zusammenhang mit Lebensmitteln verwenden dürfen. Die Lebensmittelindustrie ist erfinderisch, wenn es um immer neue Werbeversprechen geht. Werbeversprechen wie "für mehr innere Kraft" sind für foodwatch Österreich allerding sehr vage und könnten Konsument*innen durchaus in die Irre führen.

Der Protein-Hype im Supermarktregal

NÖM ist nicht der einzige Hersteller, der derzeit eine Palette an High-Protein-Produkten in die Supermarktregale bringt. Auch Dr. Oetker und Ehrmann bieten zum Beispiel derzeit teils hoch verarbeitete (Milch)Produkte an, die mit Protein angereichert wurden. Viele dieser Produkte enthalten allerdings zahlreiche Zusatzstoffe. So werden bei Dr. Oetker gleich drei Süßungsmittel miteinander kombiniert.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind High-Protein-Produkte nicht notwendig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weist auf die Problematik eines übermäßigen Verzehrs solcher Produkte hin. Wenn dadurch Obst, Gemüse und Nüsse – gute natürliche Eiweiß-Quellen – verdrängt würden, könne das langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen. Den Eiweißbedarf von durchschnittlich 0,8 g/Kilogramm Körpergewicht kann man leicht auch ohne diese High-Protein-Produkte decken. So enthält zum Beispiel eine Portion normaler Mager-Topfen fast genauso viel Protein wie die High-Protein-Topfen-Creme von NÖM.

Abzocke mit der Protein-Masche

Mehr Protein – vor allem für mehr Geld in den Kassen der Konzerne? foodwatch Österreich hat bei seinen Supermarkt-Recherchen teils eklatante Preisunterschiede zwischen herkömmlichen (Milch)Produkten und High-Protein-Produkten festgestellt. „Die ärgste Abzocke haben wir beim Dr. Oetker Pudding-Pulver entdeckt. Das High-Protein-Pulver für Vanille-Pudding kostet auf die Portion gerechnet fast zehnmal so viel wie das normale Pudding-Pulver von Dr. Oetker. Diese Preisdifferenz ist durch nichts zu rechtfertigen und eine reine Konsument*innen-Abzocke.“

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