Tofu ist besser als sein Ruf
Häufige Mythen auf dem Prüfstand
Irrtum 1: Tofu ist klimaschädlich
Zwar wird für den Sojaanbau häufig Regenwald abgeholzt, aber Soja aus Regenwaldregionen dient in den meisten Fällen als Futtersoja. Während fast 80 Prozent des angebauten Sojas in die Tierfütterung gehen, werden nur zehn bis 20 Prozent des weltweiten Sojaanbaus für die menschliche Ernährung, unter anderem für Tofu, genutzt. Oft kommt dieses Soja aus Europa: Hinweise, wie „mit Bio-Sojabohnen aus Österreich“, auf der Verpackung zeigen, dass ausschließlich Soja aus EU-Landwirtschaft verarbeitet wurde. Auch andere Anmerkungen, wie das Donau-Soja Siegel oder „Soja aus EU-Landwirtschaft“, weisen auf Soja aus Europa hin. Das reduziert ökologische Nachteile wie weite Transporte oder Regenwaldabholzung. Wer möchte, kann auch beim Hersteller nachfragen. Die neue EU-Entwaldungsverordnung wird perspektivisch zusätzlich zu einem ökologisch vorteilhafteren Sojaangebot führen, da nach Ablauf einer Übergangsfrist keine Produkte mehr in die EU eingeführt werden dürfen, die mit Entwaldung in Zusammenhang stehen.
Irrtum 2: Tofu ist genmanipuliert
Stimmt so pauschal nicht. Erneut kommt es auf die Herkunft an. In der EU ist der Anbau gentechnisch veränderter Soja-Pflanzen derzeit nicht zugelassen. In Brasilien und den USA sind dagegen gentechnisch veränderte Sorten gängig. Wer zu Tofu mit Sojabohnen aus EU-Ländern greift, kann somit sicher sein, dass er nicht gentechnisch verändert ist. Das gilt auch für Bio-Tofu. Auch Siegel wie „Ohne Gentechnik“, „Fairtrade“ oder „Donau-Soja“ weisen auf gentechnikfreie Produkte hin, sind allerdings derzeit bei Tofu noch nicht weit verbreitet. Stichproben der Landesuntersuchungsämter zeigen, dass gerade bei Tofu die Hinweise auf Gentechnik am geringsten sind – bei Sport- und Diätdrinks dagegen am höchsten. Importierte Produkte aus gentechnisch veränderten Sojapflanzen müssen außerdem EU-weit gekennzeichnet sein.
Irrtum 3: Tofu ist gesundheitsschädlich
Nein. Tofu ist zwar kein Wundermittel, aber zahlreiche Studien weisen auf positive gesundheitliche Auswirkungen von Sojaprodukten hin, etwa ein geringeres Risiko für Brust- und Prostatakrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem punktet Tofu durch seinen hohen Gehalt an hochwertigem Protein, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. In üblichen Mengen spricht also nichts gegen den Konsum von Tofu als Teil einer abwechslungsreichen, pflanzenbasierten Ernährung. Die im Soja enthaltenen Isoflavone sind Ursache für den Irrtum. Sie werden auch als pflanzliches Östrogen bezeichnet, weil ihre Struktur der des menschlichen Hormons Östrogen ähnelt. Die genaue Wirkung der Isoflavone auf den menschlichen Stoffwechsel ist Gegenstand intensiver Forschung. Vorsicht gilt jedoch bei hochdosierten Nahrungsergänzungsmitteln mit Isoflavonen. Hier fehlen Daten besonders bei längerer Einnahme. Und: Menschen, die allergisch auf Soja reagieren, sollten Tofu und andere sojahaltige Produkte meiden.
Irrtum 4: Tofu ist eintönig
Kommt darauf an. Tofu ist ein weitgehend geschmacksneutrales Lebensmittel und kann damit im puren Zustand eintönig schmecken. Diese Charaktereigenschaft macht Tofu jedoch auch zu einem vielfältig einsetzbaren Produkt, das verschiedenste Geschmacks- und Gewürzaromen annehmen kann. Durch die Konsistenz von Tofu, die von fest bis zum weichen Seidentofu reicht, können viele tierische Produkte imitiert werden – mit der richtigen Marinade kann Tofu beispielsweise Speck oder Rührei zum Verwechseln ähnlich schmecken. Oft wird Tofu schon geräuchert oder in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten, was Einsteigern die Zubereitung erleichtert.