Fleischkonsum sinkt nach Veggie-Monat

23.07.2024
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Welche Auswirkungen hat ein veganer/vegetarischer Monat auf eine Kantine? Für dieses Experiment holte sich das Studierendenwerk Bonn wissenschaftliche Unterstützung von Forschern der Universitäten Bonn und Kassel. Sie fanden heraus, dass die Wirkung noch bis zu acht Wochen nach dem Aktionsmonat spürbar war: Durch den veganen/vegetarischen Monat sank der Fleischkonsum in der Kantine um 7 bis 12 Prozent im Vergleich zu den Werten vor dem Aktionsmonat. Darüber hinaus stimmte etwa die Hälfte der Befragten der Idee eines fleischfreien Monats pro Jahr zu, während über 80 Prozent der Befragten meinten, dass Kantinen mehr vegetarische Optionen anbieten sollten.

Die Ergebnisse wurden in einem Arbeitspapier des Exzellenzclusters ECONtribute der Universität Bonn veröffentlicht.

"Es schmeckt offenbar besser, als die Menschen erwarten", so das Fazit der Wirtschaftswissenschaftlerinnen Anna Schulze Tilling vom Exzellenzcluster ECONtribute der Universität Bonn und Charlotte Klatt von der Universität Kassel. Das Studierendenwerk Bonn hatte den Mai 2023 in seiner Hofgarten-Mensa zum fleischfreien Monat erklärt und über die sozialen Medien verbreitet. Das Angebot in der CAMPO-Mensa in Poppelsdorf und im Bistro Venusberg blieb völlig unverändert und diente als Vergleichsmaßstab.

Die Forscher untersuchten die Umsatzzahlen der drei Kantinen vor, während und nach dem vegan-vegetarischen Monat. "Uns interessierte vor allem der Anteil der Fleischgerichte an der Gesamtzahl der Hauptmahlzeiten, die nach dem fleischfreien Monat verkauft wurden", erklärt Anna Schulze Tilling. Um dies zu untersuchen, nutzten sie die anonymisierten Kassendaten, die über 117.000 verzehrte Portionen von mehr als 4.500 Gästen umfassen.

"Die zentrale Frage war, ob eine solche Initiative auch langfristig das Verhalten der Menschen verändern kann", ergänzt Doktorandin Charlotte Klatt. Die Forscher führten außerdem eine Umfrage vor dem fleischfreien Monat und eine weitere etwa acht Wochen danach durch, an der sich rund 900 Kantinengäste beteiligten. Während die erste Umfrage Themen wie die Einstellung zum Fleischverzehr abdeckte, konzentrierte sich die zweite Umfrage darauf, ob die Befragten beabsichtigen, auch in Zukunft mehr vegane oder vegetarische Optionen zu wählen, und was sie davon hielten, dass ihnen für eine begrenzte Zeit ein fleischfreies Menü angeboten wurde.

Der Fleischumsatz geht um 7-12 Prozent zurück

Die Daten aus den Theken zeigten, dass der Anteil der Fleischoptionen am Gesamtumsatz in der Hofgarten-Kantine in den beiden Monaten nach dem veganen/vegetarischen Monat deutlich geringer war als ohne die Initiative. "Wir schätzen, dass durch die Intervention der Anteil der verkauften Hauptmahlzeiten, die Fleisch enthielten, um 7 bis 12 Prozent im Vergleich zur Situation vor der Aktion gesunken ist", berichtet Anna Schulze Tilling. Die Forscher fanden heraus, dass selbst regelmäßige Kantinenkunden nach dem Veggie-Monat im Durchschnitt nicht mehr so oft zum Fleischgericht greifen, obwohl sie genauso häufig in der Kantine zu Mittag essen wie vorher. "Die Intervention scheint also tatsächlich einen Einfluss auf das Konsumverhalten der Gäste gehabt zu haben", resümiert Charlotte Klatt.

Neue Gerichte entdecken als Hauptmotiv

Die Befragungen lassen vermuten, dass der Hauptgrund für den Rückgang des Fleischkonsums darin liegt, dass die Kantinengäste während des veganen/vegetarischen Monats Gerichte entdeckt haben, die für sie neu waren, die ihnen geschmeckt haben und die sie gerne wieder genießen würden. Rund die Hälfte der Befragten wäre mit einem fleischfreien Monat im Jahr einverstanden. Nicht weniger als 75 Prozent sprachen sich für einen wöchentlichen Veggie-Day aus, 80 Prozent wünschten sich eine größere Auswahl an veganen und vegetarischen Angeboten.

"Wir können auf Basis unserer Studie keine Empfehlungen geben, wie Kantinen an Universitäten, Schulen oder Unternehmen ihren Speiseplan gestalten sollten", so Charlotte Klatt. Die Ergebnisse der Studie könnten aber eine Hilfe für Entscheidungsträger sein, die über eine Veränderung ihres Speiseplans nachdenken. Anna Schulze Tilling ist überzeugt: "Unsere Studie zeigt, dass auch kurzlebige Initiativen mittel- bis langfristig zu einer Reduzierung des Fleischkonsums beitragen können, wenn sie zum Beispiel dazu anregen, neue Gerichte auszuprobieren."

"Der vegan/vegetarische Aktionsmonat hat jeden dazu ermuntert, einfach mal eine pflanzliche Ernährung auszuprobieren", sagt Jürgen Huber, Geschäftsführer des Studierendenwerks Bonn. "Und das hat offensichtlich funktioniert. Wir freuen uns über die Ergebnisse und sie spornen uns an, weiterzumachen. Unsere Hochschulgastronomie befindet sich in einem Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit. Wir wollen mit einem ausgewogenen und vielfältigen Angebot überzeugen, das gute Qualität zu fairen Preisen bietet. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Mensa müssen wir unsere Kunden - die Studierenden und Mitarbeiter der Universität - bei jedem Schritt mitnehmen. Einfach ausgedrückt: Weniger CO2 bedeutet weniger Fleisch."

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