EU: Pestizide schädigen menschliches Gehirn

Behörde für Lebensmittelsicherheit fordert Senkung der Grenzwerte

20.12.2013 - Italien

Parma (pte) - Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) http://www.efsa.europa.eu hat vorgeschlagen, die sicheren Grenzwerte für den Kontakt mit sogenannten Neonicotinoiden - einer Gruppe von hochwirksamen Insektiziden - zu senken. Hintergrund für die aktuelle Entscheidung sind mehrere Studien, die erst kürzlich nachweisen konnten, dass derartige Chemikalien negative Auswirkungen auf das Gehirn von neugeborenen Ratten haben. Konkret betroffen sind etwa die beiden Pflanzenschutzmittel Imidacloprid und Acetamiprid, die in verschiedenen Experimenten bei den Tieren direkte Schäden und Beeinträchtigungen hervorriefen.

"Wir haben Bedenken, dass die beiden Pestizide Imidacloprid und Acetamiprid das sich in der Entwicklung befindende Nervensystem des Menschen beschädigen könnten", heißt es in dem EFSA-Statement. Die EU-Behörde habe mehrere Studienergebnisse vorliegen, die ähnliche negative Auswirkungen bei Ratten belegen würden. Als Konsequenz wolle man nun einen Antrag stellen, der die gültigen Richtlinien für akzeptable Grenzwerte deutlich nach unten reduziert. "Die derzeitigen Regeln für eine annehmbare Exposition bieten hier vielleicht keinen ausreichenden Schutz", betont die Behörde.

Hirnschrumpfung und Gewichtsverlust

Zur Untermauerung ihrer Argumentation verweisen die EFSA-Experten auf mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, die an Ratten durchgeführt worden sind. In einer davon konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass junge Nagetiere, die dem Neonikotinoid-Insektizid Imidacloprid ausgesetzt waren, anschließend mit beträchtlichen Konsequenzen zu kämpfen hatten. So wurde bei ihnen unter anderem eine Schrumpfung des Hirns, Gewichtsverlust und eine reduzierte Beweglichkeit festgestellt.

Was die tatsächliche Aussagekraft der vorliegenden Studienresultate betrifft, gibt sich die EU-Behörde aber eher konservativ. "Wir empfehlen die Durchführung weiterer Forschungsarbeiten zur Gewinnung zuverlässigerer Daten", resümiert das zuständige Prüfungsgremium, das im gleichen Atemzug auch die Festlegung eindeutiger und konsistenter Kriterien für derartige Studien fordert. Letzten Endes soll auf diese Weise eine integrierte Prüfstrategie entwickelt werden, die im Rahmen des Zulassungsverfahrens für Pestizide einem stufenweisen Ansatz folgt: zunächst Labortests mit Zellen und dann Tierversuche.

Zusammenhang mit Bienensterben

Interessant ist, dass auf Geheiß der Europäischen Union erst im April dieses Jahres ein zweijähriger Zulassungsstopp für verschiedene Arten der besagten Chemikalien ausgesprochen worden ist. Neben anderen Gefahren und Risiken war hierfür vor allem die Einschätzung vieler Experten ausschlaggebend, die den Einsatz von Pestiziden direkt mit dem oft zitierten Bienensterben in Verbindung bringt. Dass die weltweiten Bestände seit Jahren stark rückläufig sind, hatte schon die Umweltschutzgruppe GLOBAL 2000 in einem Bericht aufgezeigt (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20120403025 ). Auch damals konnten in den Bienenproben fünf schon lange verbotene Pestizide nachgewiesen werden. Die Umweltschützer sprachen von einem "völlig unerwarteten und erschreckenden Ergebnis".

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