Zur Fußball-WM: Interview mit Fußball Legende Hans 'Hanne' Weiner
Die Lebensmittelwirtschaft e.V.
Hans "Hanne" Weiner ist eine Fußball Legende. "Hanne" Weiner begann seine Karriere 1969 bei Tennis Borussia und wechselte 1972 zu Hertha BSC, wo er auf Anhieb Stammspieler wurde. 1979 ging er zum FC Bayern München und wurde auch dort sofort Stammspieler. Mit Bayern wurde er dann zweimal Deutscher Meister und holte den DFB-Pokal. Danach hat er jahrzehntelang die Kult-Kneipe "Hanne am Zoo" in Berlin geführt - sie wurde eine zur hauptstädtischen Institution. Wir haben ihm zum im Vorfeld der Weltmeisterschaft zum Thema Spitzensport und Ernährung befragt. " Früher gabs Schnitzel und Pommer vor dem Spiel", so Hanne Weiner.
Herr Weiner, Sie kennen den deutschen Fußball seit Jahrzehnten und haben auch als Gastwirt über viele Jahre Erfahrungen sammeln können: Damals als Spieler, war da Essen und richtige Ernährung überhaupt ein Thema?
Ja klar, natürlich nicht so wie heute, aber vor einem Spiel brauchte man schon eine Grundlage, um währenddessen keinen Hungerast zu bekommen. So wie bei den Langstreckenläufern. Aber manche konnten auch einfach vor Nervosität vor einem Spiel wenig essen. Das geht alles schon ganz schön durch den Magen bei manchen. Ich habe auch viele Spieler kennen gelernt, die fußballerisch deutlich besser waren als andere, aber einfach nicht die Nerven hatten. Die mussten sich dann vor dem Spiel auch schon mal übergeben. Essen konnten die also vorher nichts.
Wie haben Sie sich denn in Ihrer aktiven Zeit bei Bayern oder Hertha ernährt?
Ich hab mittags so um elf oder halb zwölf noch ein Steak gegessen. Da hatte ich dann genug Kraft, wenn die Spiele am Nachmittag begannen. In München habe ich das immer mit dem Paul Breitner zusammen gemacht, ab und zu waren wir auch mal zu dritt. Die anderen haben an den Spieltagen dann nur um 9 Uhr gefrühstückt und das war´s.
Sind Sie denn damals von den Vereinen in Ernährungsfragen betreut und beraten worden?
Damals gab´s für alle einfach Schnitzel mit Pommes oder Bratkartoffeln, eher wirklich mächtige Mahlzeiten. Heute dagegen gibt´s wohl meistens Nudeln und so etwas.
Genaue Vorgaben, was die Spieler morgens oder abends zu essen sollten, gab es also in Ihrer Zeit nicht?
Nein, da gab es abends dann oft ein Buffet oder nur ein Schnitzel oder ein Kotelett und das war´s. Wir sind natürlich auch mal zusammen in der Stadt essen gegangen und danach zusammen ins Kino. Anfang der siebziger Jahre war es sogar so, dass wir freitags immer zusammen ins Kino mussten. Dann waren wir um zehn oder halb elf zu Hause, durften noch ne Flasche Bier trinken und dann ab ins Bett. Der Gustav Eder, der Co-Trainer, hat dann immer kurz vor elf kontrolliert, ob wir alle im Bett liegen.
Sie waren ja bei verschiedenen Vereinen, von Tennis Borussia bis Bayern München, und auch in den USA, gab es da irgendwelche Unterschiede, bezüglich Beratung und Betreuung?
Beim Essen nicht. Aber die Kontrolle war z.B. bei Hertha BSC sehr konservativ - eine Flasche Bier zum Abendessen, eine Flasche Bier um halb elf, das war´s. Zu Bayern München kam ich 1979 und wir haben in München immer beim Bachmeier gegessen, da war die Küche wirklich sehr gut, weil es einfach ein sehr gutes Hotel war. Im Verbandsheim hier in Berlin war es doch ein bisschen rustikaler und einfacher. Und in München wurde man auch nicht so kontrolliert. Wann man ins Bett ging, mussten die Spieler dort für sich alleine entscheiden.
Erkennen Sie heute bei den jungen Spielern in dieser Hinsicht ein neues Bewusstsein?
Klar. Der Körper ist das Kapital eines Spielers. Man kann bei einem Fußballspiel bis zu 7% des Körpergewichts verlieren, da muss man schon auf sich achtgeben. Und natürlich muss die Ernährung darauf abgestimmt werden. Da machen die heute natürlich viel mehr als damals.
Wer ist denn Ihr Favorit bei der WM?
Auf jeden Fall Argentinien und Brasilien. Schauen Sie, 1930, 1950, egal wann, es hat noch keine europäische Mannschaft in Südamerika die WM gewonnen. Da wird es zwar mal Zeit, aber ich glaube es nicht so recht. Deutschland ist zwar so eine Turniermannschaft, die kämpft sich immer durch, aber einen Sieg kann ich mir dann doch nicht vorstellen.
Wie war das damals, als Sie noch Ihr berühmtes Lokal "Hanne am Zoo" noch hatten. Wie wurden da Spiele oder gar Weltmeisterschaften gefeiert?
Da war es schon zu jedem Bundesligaspiel knackevoll. Ich hatte zwei Räume; in dem einen Nebenraum habe ich auf großer Leinwand die Konferenzschaltung gezeigt. Im normalen Lokal vornedrin dann Hertha, da, wo das Leben dann wirklich tobte.
Bei Großereignissen wie WM oder EM steppte natürlich erst recht der Bär. Ich hab dann bis zu 23 Stunden auf gehabt. Da standen die Leute auch mal draußen vor der Tür in der Schlange, wir haben sogar mal Code-Wörter ausgegeben, damit nicht zu viel Leute reinkamen.
Der Verein DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT ist eine Informationsplattform und Denkfabrik, die aktiv die Diskussion um Lebensmittel gestaltet. Der Verein ist Ansprechpartner für Medien und Themen- Quelle durch regelmäßige Beitragsreihen und Debatten. Das komplette Interview mit Hans Weiner ist auch auf der Dialogplattform www.lebensmittelwirtschaft.org zu finden.