Teure Haselnüsse bereiten Schokoladenherstellern Sorgen
Daran haben vor allem Süßwarenhersteller in Deutschland zu knabbern: Kein Land importiert so viele Haselnüsse aus der Türkei wie die Bundesrepublik. Die schlechte Nussernte könnte sich bald auf die Preise von Nutella, Hanuta oder Toffifee niederschlagen. "Ferrero ist stark betroffen, aber auch alle Hersteller von Nussschokolade wie Mondelez, Storck, Lind", sagt Solveig Schneider, Sprecherin des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI).
In guten Jahren ernten die Türken rund 800 000 Tonnen Haselnüsse. Die Schätzungen gehen auseinander, aber die türkische Rohstoffbörse in der Küstenstadt Giresun rechnet dieses Jahr mit nur 380 000 Tonnen. Der Ausfall wird bis zu 50 Prozent betragen, schätzt auch Malte Brink von der Hamburger Importfirma Zieler & Co. In Erwartung der mageren Ernte hat sich der Preis der Nüsse seit März bereits fast verdoppelt, von sechs auf mehr als elf Lira (3,8 Euro) pro Kilo. Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg.
"Den Preis betreffend wird der Umfang der neuen Ernte im Oktober bekannt werden, so dass sich daraus folglich die Kosten für Haselnüsse ableiten lassen", teilt das italienische Unternehmen Ferrero mit. Haselnüsse sind für den Konzern eine Schlüsselzutat, sie stecken in Hanuta, Rocher, Kinder Bueno. Auch der Brotaufstrich Nutella besteht zu 13 Prozent aus Haselnüssen. "Erst zu diesem Zeitpunkt wird Ferrero seine Preisstrategie für Nutella entsprechend abstimmen", ließ der Konzern verlauten.
Ferrero wolle die "Auswirkungen auf den Endverbraucher" aber so gering wie möglich halten. Bereits im Juli verkündete die Firma den Kauf der türkischen Oltan Group, die in Beschaffung, Verarbeitung und Vermarktung von Haselnüssen führend sei. Damit will sich der Konzern den Zugang zu türkischen Nüssen sichern.
Auch der Schokoladenhersteller Ritter Sport schließt höhere Preise nicht aus. Das Unternehmen verarbeitet Haselnüsse zum Beispiel in Vollnuss- oder Nougatschokoladen. "Da wir die Einkäufe auf längere Sicht planen, können wir noch keine Auskünfte geben, ob die Preise steigen werden", sagte Sprecherin Elke Dietrich. "Ob man das eins zu eins weitergeben kann, muss man kalkulieren."
Nicht nur die teuren Nüsse machen den Schoko-Konzernen zu schaffen. Kakaobutter wurde laut BDSI im vergangenen Jahr um 60 Prozent teurer, Milchpulver um 20 Prozent. Die Süßwarenhersteller müssen die Schoko-Preise mit den Handelshäusern aushandeln. BDSI-Sprecherin Schneider erwartet allerdings keine Preisexplosion. "Es gibt keine Anzeichen, dass eine Schoko-Krise bevorsteht."
Außerdem haben es nicht nur die Nuss-Liebhaber diese Saison schwer. Auch die Blüten an den Aprikosensträuchern sind im Frühjahr in der Türkei abgefroren. Das Land am Bosporus ist Hauptproduzent von Aprikosen. Der Frost vernichtete laut Medienberichten sogar rund 90 Prozent der Ernte./poi/cy/DP/stb (dpa-AFX)
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