Hugo und Co. mischen den deutschen Sektmarkt auf

Die Deutschen lieben Sekt und Seccos. Allerdings machen manche Trendgetränke den Klassikern Konkurrenz. Branchenkenner nehmen es gelassen: Spätestens wenn Hochzeiten oder Jahreswechsel gefeiert werden, knallen wieder die Sektkorken

31.12.2014 - Deutschland

Die Sektbranche wird derzeit kräftig von Mixgetränken à la Hugo, Spritz und Co. aufgemischt. Die prickelnden, oft etwas süßeren und leichteren Varianten haben dem Klassiker 2014 Konkurrenz gemacht. «Wir hatten bei den schäumenden Getränken eine kleine Delle nach oben, der klassische Sekt hatte eine kleine Delle nach unten», resümiert der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sektkellereien, Ralf Peter Müller, mit Blick auf die Zahlen bis Oktober. Die umsatzstärksten Monate sind demnach in dieser Rechnung noch nicht enthalten. 

«Das Jahr 2014 hat zwei Gesichter», erklärt der Vorstandssprecher der Sektkellerei Schloss Wachenheim AG, Wilhelm Seiler. Für Sparkling (Schaumwein) insgesamt sehe es zwar gut aus, davon profitierten Sekte aber eher weniger, Weinmischgetränke eher mehr. Allerdings entscheide letztlich der Geschmack der Verbraucher im Dezember über den Erfolg des Jahres. «Wir gehen davon aus, dass Sparkling, insbesondere im Bereich der weinhaltigen Mischgetränke, auch in 2015 weiter wächst.» 

Die Sektbranche setzt rund ein Viertel der Flaschen im Dezember ab, wie Verbands-Geschäftsführer Müller erklärt. Die Schwäche im Sektgeschäft schiebt er auf die Lust der Kunden auf Weinmischgetränke. «Diesen Trend hatten wir vor Jahren schonmal, die Kunden kamen zu den klassischen Sekten zurück.» Spätestens wenn eine Hochzeit, ein Geburtstag oder Weihnachten anstehe, werde wieder eine Sektflasche geköpft. Er sei auch «vorsichtig optimistisch», dass sich die kleine Delle mit dem Jahresendgeschäft noch ausgleiche. 

Und Müller kann der gemixten Konkurrenz auch Gutes abgewinnen: Es gebe viele Menschen, die erst über prickelnde Weinmischgetränke auf den Geschmack kämen. Mit der Zeit wechselten sie dann zum klassischen Sekt. Den Boom beim Rosé-Sekt sieht Müller dagegen gestoppt: «Das pendelt sich jetzt bei 14 Prozent ein.»

Immer mehr seien die Verbraucher offen für Neues, sagt der Sprecher der Geschäftsführung der Henkell & Co.-Gruppe, Andreas Brokemper.«Neben klassischen Sekten probieren sie auch Seccos und weinhaltige Cocktails.» 

Preislich sind nach Brokempers Worten 2015 auf dem Schaumweinmarkt keine großen Überraschungen zu erwarten. Nach seinen Beobachtungen wächst allerdings das Premiumsegment von über fünf Euro: «Was wir feststellen können ist eine wachsende Bereitschaft der Kunden, für einen erstklassigen Sekt auch mehr Geld auszugeben.» Der allgemeine Trend gehe in Richtung «leicht, frisch und fruchtig».

Auch nach Einschätzung des Vorstandschefs der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, Christof Queisser, entwickelt sich das Geschäft mit dem klassischen Sekt leicht rückläufig, während es mit Mischgetränken zulegt. Er rechne bei Trendgetränken wie Fruchtseccos für sein Unternehmen mit einem Absatz von zehn Millionen Flaschen.

Queisser hat beobachtet, dass die Menschen Sekt zu immer mehr Anlässen trinken. «Sekt gehört einfach dazu, ab und an aber auch ein prickelndes Wein-Mischgetränk», sagt er. «Der Markt als Ganzes wächst, voraussichtlich um ein bis zwei Prozent.» Allerdings verschöben sich die Anteile zwischen dem klassischen Sekt und den neuen Angeboten.

Der Durst der Deutschen auf Sekt und andere Schaumweine war 2013 leicht zurückgegangen. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes trank jeder Einwohner im Alter ab 16 Jahren durchschnittlich 4,6 Liter oder 46 Gläser (je 0,1 Liter) Sekt, Champagner, Obst- oder Fruchtschaumwein. Das waren zwei Gläschen weniger als ein Jahr zuvor. Im Ganzen wurden 322 Millionen Liter konsumiert. (dpa / von Andrea Löbbecke und Gitta Keil)

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