Pizza meets Torte: Dr. Oetker verleibt sich Coppenrath und Wiese ein

06.03.2015 - Deutschland

In den Tiefkühltruhen der Supermärkte liegen sie seit Jahrzehnten ganz nah und einträchtig beieinander. Und jetzt rücken die Tiefkühlpizzen von Dr. Oetker und die Torten von Coppenrath und Wiese noch enger zusammen - nämlich unter das Dach des Weltkonzerns Dr. Oetker. Dieser will das Familienunternehmen aus dem benachbarten Osnabrück kaufen - wenn das Kartellamt zustimmt. Für Dr. Oetker ist das deutlich kleinere Unternehmen aus Osnabrück ein gefundenes Fressen.

Oder anders gesagt: "Wir sind hocherfreut, dass wir mit Coppenrath und Wiese ein Unternehmen in die Oetker-Gruppe aufnehmen können, das als Familienunternehmen hervorragend zu den Werten, Zielen und der Strategie von Dr. Oetker passt", ließ Konzernchef Richard Oetker mitteilen. Der Kauf des Tiefkühltortenpioniers sei ein "historischer Meilenstein" für den Branchenriesen, der allein mit seiner Nahrungsmittelmarke Dr. Oetker 2013 einen Umsatz von 2,13 Milliarden Euro machte. Denn Coppenrath und Wiese biete ein Segment, dass die Bielefelder bislang noch nicht im Angebot haben.

Dem Verkauf war eine ewig scheinende Hängepartie für den Tiefkühlbäcker vorausgegangen. Kurz nach dem Tod von Firmengründer Aloys Coppenrath vor gut zwei Jahren bemerkten Branchenkenner, dass die Erbengemeinschaft sich nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen konnte. Gerüchte über einen Verkauf waren monatelang im Umlauf. Im vergangenen Juni schließlich ließen die Eigentümer die Katze aus dem Sack und bestätigten die Verkaufsabsicht. Wenig später nahmen sie Verhandlungen mit Dr. Oetker auf. Dass die Bielefelder ohnehin schon einen Blick auf das Familienunternehmen aus Niedersachsen geworfen hatten, daraus machte Richard Oetker kein Geheimnis.

Aber auch, nachdem Dr. Oetker als Wunschkandidat der Coppenrath-Erben benannt wurde und die Eigentümer ausschließlich mit den Bielefeldern verhandeln wollten - die Zitterpartie zog sich hin.

Eine Einigung verzögerte sich immer wieder. Als kurz vor der Unterzeichnung des Kaufvertrags weder von Coppenrath noch von Dr. Oetker Nachricht gekommen war, zog der Betriebsrat Konsequenzen und verweigerte dem Unternehmen die Genehmigung für die Produktion an diesem Wochenende. Ein Schritt, den es bei Coppenrath und Wiese nie zuvor gegeben hatte.

Das Ergebnis: Nur wenige Stunden später gaben beide Unternehmen ihre Einigung bekannt. Die Belegschaft sei froh über eine Entscheidung, sagte Betriebsratschef Karl-Heinz Hukriede. Aber viele Fragen sind aus Belegschaftssicht noch ungeklärt, auch wenn Dr. Oetker eine Beschäftigungsgarantie bis 2018 geben will.

Auch die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten sieht offene Fragen. Vom neuen Eigentümer werde ein klares Bekenntnis zur Verwaltung, Logistik und zum Handelsmarkengeschäft von Coppenrath und Wiese erwartet, sagte Mohamed Boudih von der NGG Münsterland. Die Arbeitnehmer befürchten, dass Dr. Oetker mittelfristig doch daran gehen könnte, Doppelstrukturen in beiden Unternehmen zu beseitigen.

Und auch das Geschäft mit Handelsmarken für den Einzelhandel sehen Betriebsrat und Gewerkschaft gefährdet - immerhin 40 Prozent des Geschäfts hängen daran.

Es sei klar, dass Dr. Oetker bei einer Betriebsversammlung am Sonntag noch keine detaillierten Konzepte vorstellen könne, sagte Boudih. "Wir erwarten aber dennoch klare Signale der Beruhigung."/eks/DP/stw (dpa)

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