Ende einer Hängepartie - Coppenrath-und-Wiese-Beschäftigte atmen auf
Hinter den Beschäftigten des Tortenbäckers Coppenrath und Wiese liegt eine monatelange Hängepartie. Aus dem Medien erfuhren sie, dass ihr Unternehmen an Dr. Oetker verkauft wurde. Der künftige Chef beruhigt: Jobs und Standorte seien sicher.
Erst am Donnerstag waren nach einem monatelangen Poker der Alteigentümer die Unterschriften unter den Kaufvertrag gesetzt worden. Wenn das Kartellamt nichts dagegen hat, darf Dr. Oetker den Osnabrücker Tiefkühltortenbäcker mit seinen 2200 Mitarbeitern und einem Umsatz von gut 400 Millionen Euro im Jahr übernehmen.
«Das ist eigentlich positiv», sagt Ute Perschke, die mit ihren Kollegen nach der Betriebsversammlung aus dem Ibbenbürener Bürgerhaus strömt. «Oetker ist ein guter Name - wir haben auch einen guten Namen», sagt die langjährige Mitarbeiterin. Endlich habe das Unternehmen wieder eine Zukunft. Das freue sie, auch wenn sie in vier Monaten in Rente gehe: «Meine Tochter arbeitet doch hier!»
Der Name Coppenrath und Wiese steht für ein typisch deutsches mittelständisches Familienunternehmen: Vor 40 Jahren gründeten Aloys Coppenrath und sein Vetter Josef Wiese die Tiefkühltorten-Konditorei. Nach dem Ausstieg Wieses 2004 führte Coppenrath das Unternehmen bis zu seinem Tod im März 2013 weiter. Kenner der Familie sagen, dass die Witwe Brigitte Coppenrath sich nicht bei den Kindern mit dem Wunsch durchsetzen konnte, dass die Familie die Firma weiterführt.
Seit dem vergangenen Mai sei nach Investoren gesucht worden, verrät Geschäftsführer Andreas Wallmeier. In dieser Zeit habe das Unternehmen «strategisch gelitten», sagt der Manager, der auch künftig für den Tiefkühltortenbäcker verantwortlich sein wird: «Ich bin zutiefst erleichtert, dass dieser Prozess zu Ende ist.»
Richard Oetker jedenfalls gibt an diesem Tag das Versprechen, dass Coppenrath und Wiese bestehenbleibt, so wie es ist - mit allen Jobs und Standorten. «In dem Moment, in dem Sie ein Unternehmen übernehmen, haben Sie eine riesige Verantwortung», sagt der 64-Jährige. «Der Mensch ist nun einmal das Wichtigste und die Familien, die daran hängen.» Standorte hat Coppenrath und Wiese in Osnabrück und im münsterländischen Mettingen.
Sowohl Josef Wiese als auch Aloys Coppenrath habe er gekannt, sagt Oetker. Das Verhältnis zwischen beiden Familienunternehmens sei seit Jahrzehnten gut gewesen. Vor gut zehn Jahren habe Coppenrath und Wiese den Bielefeldern die Oetker-Linie für Miniberliner abgekauft - dieses Segment sei für Dr. Oetker damals zu klein gewesen.
«Aloys Coppenrath war bei mir zu Besuch, acht Tage vor seinem Tod», erzählt Oetker. Damals sei gemeinsam überlegt worden, ob Dr. Oetker dem Osnabrücker Unternehmen beim Markteinstieg in der Türkei helfen könne. «CoWi», wie die Menschen in der Region das Unternehmen fast liebevoll nennen, passe als Hersteller von Tiefkühltorten und -kuchen gut zu Dr. Oetker, dem Hersteller von Backpulver und Backmischungen, betont Richard Oetker.
Nun soll geschaut werden, ob Dr. Oetker CoWi nicht beim Wachstum im Ausland helfen könne. «Wir haben einige Auslandsgesellschaften, und diese wollen wir nutzen, um die fantastischen Produkte der Konditorei Coppenrath und Wiese in so vielen Ländern wie nur möglich zu verkaufen.» Man sieht: Der frischgebackene Chef verliert in Sachen Werbung keine Zeit. (dpa/Elmar Stephan)
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