Das große Fressen - WWF-Studie zu Ernährung und Ressourcenverbrauch
„Wir sind dabei unseren Planeten leer zu fressen“, warnt Tanja Dräger de Teran, WWF-Referentin für Nachhaltige Landnutzung, Klimaschutz und Ernährung. In Abstimmung mit Ernährungswissenschaftlern hat der WWF ein Zukunftsszenario 2050 mit einerErnährungspyramide entwickelt, die abwechslungsreiche Ernährung mit den ökologischen Grenzen der Erde in Einklang bringt. „Unsere Ernährung soll gesund, umwelt- und klimafreundlich sein. Zugleich muss jeder satt werden und essen soll auch Spaß machen. Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, geht tatsächlich Hand in Hand“, erklärt Dräger de Teran.
Vor allem der enorme Konsum tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Eier sei sowohl ökologisch als auch gesundheitlich kritisch zu bewerten. Sowohl bei den ernährungsbedingten Emissionen wie auch bei der benötigten Ackerfläche liegt der Anteil tierischer Lebensmittel bei rund 70 Prozent. Der kritische Faktor bei der Verfügbarkeit von Nahrung ist nach WWF-Einschätzung das wertvolle Ackerland. Insbesondere die Intensiv-Landwirtschaft verschärfe die Problematik, indem sie fruchtbaren Mutterboden auslauge und so langfristig Ackerland zerstöre.
Laut der WWF-Ernährungspyramide müsste daher vor allem der aktuell ohnehin ungesund hohe Fleischkonsum auf 350 Gramm pro Woche halbiert werden. Im Ausgleich dafür plädiert der WWF für einen deutliche vielfältigeren Speiseplan. Die neue Ernährungspyramide beinhaltet mehr Getreideprodukte, Nüsse und Gemüse. Neu hinzukommen Leguminosen, wie etwa Lupine oder Linsen, die sich derzeit bei den durchschnittlichen Ernährungsgewohnheiten kaum wiederfinden.
Der vom WWF empfohlene Fleischverzehr liegt am unteren Rand der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht wäre dies unproblematisch, würden genügend Mineralstoffe wie Eisen und Zink aus Hülsenfrüchten und Getreide aufgenommen. Bei Natrium oder Cholesterin wären sogar positive gesundheitliche Effekte zu erwarten. Ebenso was die Versorgung mit Ballaststoffen, Vitamin E und Vitamin B9 anbelangt.
HINTERGRÜNDE
Bilanzen klassischer Gerichte: Ein Hamburger mit Pommes benötigt 3,56 m² Agrar-Fläche und rund 2,48 kg CO2-Emissionen. Ein Schweinebraten mit Rotkohl und Klößen schlägt gar mit 3,08 m² und 1,73 kg zu Buche. Mit gerade einmal 0,45 m² und 0,63 kg ist dagegen die Bilanz von Spaghetti mit Tomatensauce wesentlich geringer. Auch ein Rotes Linsencurry begnügt sich mit 0,33 m² Fläche und 0,75 kg CO2-Emissionen.
Flächenbedarf der Landwirtschaft
Von Deutschlands Gesamtfläche werden etwa 17 Mio. ha landwirtschaftlich genutzt. Um den Bedarf an Agrarprodukten zu decken, beansprucht die Bundesrepublik zusätzlich 5,5 Mio. ha in anderen Ländern. Etwa die Hälfte davon wird in Südamerika (insbesondere Brasilien) „okkupiert“, wobei vor allem Futtermittel für die Produktion tierischer Lebensmittel von dort importiert werden. Bei einer Weltbevölkerung von schätzungsweise 9,6 Milliarden Menschen wird sich die verfügbare Ackerfläche bis 2050 jedoch auf nur noch 1166 m² pro Kopf und Jahr verringern.
CO2-Emissionen unserer Ernährung
Insgesamt beläuft sich der Treibhausgas-Ausstoß für die Ernährung Deutschlands auf jährlich knapp 161 Mio. t CO2-Äquivalente. Das entspricht über 17 Prozent der gesamten Emissionen Deutschlands.
WWF-Kampagne #iamnature
Viele Menschen wissen, dass ihr Leben mitunter schädliche Auswirkungen auf die Umwelt hat und sie sich selbst schädigen. Sie wissen, dass sie weniger Auto fahren oder weniger Fleisch essen sollten, sich mehr bewegen und gesünder ernähren sollten. Nur an der Umsetzung hapert es manchmal. Ziel der WWF-Verbraucherkampagne #iamnature ist es, Menschen in ihrem Alltag zum Umdenken und Umsteuern zu bewegen, ohne den berüchtigten, moralischen Zeigefinger zu heben. Herzstück der Kampagne ist die interaktive Website www.iamnature.de, die dem Nutzer individuelle, personalisierte Tipps und Vorschläge gibt, die auf die eigenen Gewohnheiten und Vorlieben abgestimmt sind. Ziel ist es, zu helfen die erste, oft nur scheinbare Hürde zu nehmen.
Vollständige Studie rechts neben dem Artikel verlinkt.