Neue Studie beweist: Ferntransport von Pestiziden belastet Bioanbau in großer Distanz
EU-Agrarrat am 1. und 2. Juni: Schmidt muss biospezifische Grenzwerte ablehnen
Biobauern leiden bereits heute unter den Schäden durch Pestizidabdrift konventioneller Berufskollegen und bleiben oftmals auf dem wirtschaftlichen Schaden sitzen. Ein direkter Abdriftschaden vom Nachbarfeld lässt sich dem Verursacher direkt zuordnen. Eine neue Studie zeigt nun jedoch Schäden durch sogenannte Ferntransporte, Pestizidabdrift über weite Distanzen. Die Studie im Auftrag des Landesamts für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) Brandenburg führt den Nachweis, dass die Unkrautvernichtungsmittel Pendimethalin und Prosulfocarb, die im konventionellen Landbau häufig verwendet werden, sehr weiträumig über thermische Luftbewegungen verbreitet sind. So werden in Abständen von mehreren Kilometer zum Ausbringungsort Biokulturen kontaminiert, ohne den Verursacher feststellen zu können. Die Gutachter sprechen von einer "unerwünscht weiträumigen und anhaltenden Verbreitung insbesondere von Pendimethalin". Die festgestellte Belastung liegt 100- bis 1000-fach höher als die Grundbelastung in unbelasteten Referenzgebieten (Nord- und Ostsee). Angesichts dieser neuen Studie sagt Bioland-Präsident Jan Plagge: "Es wäre unverantwortlich, Biobauern über biospezifische Grenzwerte für Kontaminationen haftbar zu machen, die andere verursacht haben. Kein Biobauer kann so ein unkalkulierbares Risiko tragen. Biospezifische Grenzwerte müssen vom Tisch. Anstatt Biobauern neue Bürden aufzuerlegen, muss das Zulassungssystem für Pestizide geändert werden."
Biobauern könnten ansonsten einen Teil ihrer Ware nicht mehr als Biolebensmittel vermarkten. "Der Schaden durch die Aberkennung des Biostatus verbunden mit dem Rückruf von Biolebensmitteln würde die Biobranche in ihrer Existenz gefährden", so Plagge. Zusätzlich wäre mit einem weiteren Anstieg der Kosten durch aufwändige Analysen zu rechnen. Allein die Einführung eines Pestizid-Schwellenwertes würde nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes jährlich Kosten von 86 bis 146 Millionen Euro für die deutsche Biobranche verursachen.
Bioland fordert den Stopp des laufenden Gesetzgebungsprozesses zur EU-Ökoverordnung. Die Vorstellungen innerhalb des Ministerrates aber auch die des Berichterstatters des EU-Parlaments und der EU-Kommission liegen meilenweit auseinander. "Das geltende Bio-Recht muss gesichert werden", fordert Plagge. "Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und sein Vize Frans Timmermanns sind nun gefordert, den Prozess zu stoppen und einen Neustart auf Grundlage des bestehenden Rechtes zu initiieren."
Hier finden Sie die Studie im Auftrag des Landesamts für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) Brandenburg. http://ots.de/KCTTO
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