Für grünen Verzicht – aber mit mehr politischer Verantwortung

AöL diskutiert ökologische und soziale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

30.10.2015 - Deutschland

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen, ökologischen Ernährungskultur darf nach Ansicht des Sozialwissenschaftlers und Ökonomen Professor Stephan Rammler  die Politik nicht länger aus der Pflicht entlassen werden. Bei der Herbsttagung der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller AöL in Fulda sagte der Zukunftsforscher von der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, allein mit individuellem „grünen Verzicht“, mit weniger Flügen und mit weniger Fleischkonsum „wird es nicht gehen“, den ökologischen und sozialen Herausforderungen adäquat zu begegnen.

Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller

Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller

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Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller

Man benötige dringend einen politischen Rahmen. Den aber vermisse er.  „Die Gesellschaft zu gestalten, das passiert nicht mehr“, sagte Rammler, der die kapitalistische Wachstumsökonomie als ungeeignet ansieht zur Lösung der Nachhaltigkeitsfrage. Eine Politik, die Klimaschutz verspreche, dieses Ziel aber nicht konsequent verfolge, sei „verlogen“, sagte Rammler auf der Tagung in der Domstadt.

Allerdings müssten auch die Gesellschaft und damit jeder Einzelne Unbequemes mittragen. „Wir sind Kinder des Luxus’“, sagte der Professor, „aber so wird es nicht weitergehen“ angesichts des Ressourcenraubbaus einer auf Erdöl basierten Wachstumsgesellschaft. Wenn nun aber die Politik etwa aus Gründen des Ressourcen- oder des Klimaschutzes beginnen würde, das Autofahren teurer zu machen, dann dürfe die Bevölkerung diese Ziele nicht unterminieren, in dem sie ihr die Zustimmung versage.

An die Biobranche richtete Rammler den Appell, professioneller zu werden und die Hemdsärmeligkeit abzulegen. Analog zu den Carsharing-Initiativen einiger deutscher Autohersteller riet der Ökonom zu „professionellerer Dienstleistung“. 

AöL-Geschäftsführer Alexander Beck hatte zuvor die Branche dazu animiert, eingeschlagene Wege zu verlassen und Zukunftsbilder zuzulassen. Wenn man Wirtschaft nicht neu denke, werde das Ziel einer nachhaltigen Ernährungskultur nicht erreicht werden können. Ohne neue Konzepte drohe das Ziel einer Ökologisierung der Gesellschaft zu scheitern.

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