Süßwarenindustrie in Deutschland 2015 stabil – Exportgeschäft leicht rückläufig
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Ein zunehmender Konkurrenzdruck im harten nationalen und internationalen Wettbewerb, immer mehr staatliche Regulierung und insbesondere hohe Rohstoffkosten belasten die Ertragslage vieler der über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel.
Auf Rekordniveau kletterten im Jahr 2015 die Preise für die Importrohstoffe Kakao, Mandeln und Haselnüsse. Ein Grund für diese Entwicklung waren Ernterückgänge aufgrund von Witterungsverhältnissen und die deutlich gewachsene globale Nachfrage. Die Branche zeigt sich dennoch verhalten optimistisch und erwartet auch von der diesjährigen Internationalen Süßwarenmesse (ISM) wieder wichtige Impulse, vor allem für das Exportgeschäft.
Süßwarenindustrie bietet breites Produktangebot für individuelle Verbraucherwünsche
Mit dem Bundestagsbeschluss „Gesunde Ernährung stärken, Lebensmittel wertschätzen“ wird u.a. eine nationale Strategie zur Verringerung von Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten eingefordert. Zur Finanzierung dieses Projektes sind im Bundeshaushalt 2016 insgesamt 2 Millionen Euro eingestellt.
Die deutsche Süßwarenindustrie leistet ihren Beitrag zu dieser politischen und gesellschaftlichen Entwicklung, indem sie neben den klassischen Süßwaren Produktvarianten anbietet oder innovative Produkte entwickelt, die den veränderten Verbraucherwünschen entsprechen. Hierbei werden stets auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt.
„Die Verbraucher finden bereits heute ein sehr breites Angebot an unterschiedlichsten Produkten, so dass sie ihre Ernährung nach ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen gestalten können“, sagt Bastian Fassin, Präsidiumsmitglied im BDSI und Vorsitzender des Arbeitskreises Internationale
Süßwarenmesse (AISM). „Selbstverständlich ist die deutsche Süßwarenindustrie
offen für neue Ansätze, wenn sie wissenschaftlich basiert sind. Bei allen
Bemühungen um neue Rezepturen gilt aber auch weiterhin, dass letztendlich die Verbraucher entscheiden, denn sie werden nur das kaufen, was ihnen auch schmeckt. Dies gilt insbesondere für die Produkte der deutschen Süßwarenindustrie, bei denen der Genuss an erster Stelle steht.“
Konjunkturentwicklung der Süßwarenindustrie 2015
Nach Schätzungen des BDSI konnten die über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2015 nur eine leichte Steigerung ihrer Produktion in der Menge um 0,2 % auf rund 3,99 Mio. t erzielen. Wertmäßig stieg die Produktion um etwa 2,6 % auf rund 12,58 Mrd. €. Den Schätzungen des BDSI liegen die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zugrunde.
Das Inlandsangebot* (= Produktion + Einfuhr - Ausfuhr) legte im Jahr 2015 mengenmäßig um etwa 0,8 % auf knapp 2,64 Mio. t zu, während der Inlandsumsatz im gleichen Zeitraum um schätzungsweise 3,2 % auf rund 8,86 Mrd. € stieg.
(* Das Inlandsangebot wird ohne Halberzeugnisse und Rohmassen errechnet.)
Das Exportgeschäft mit Süßwaren und Knabberartikeln entwickelte sich 2015 erstmalig seit vielen Jahren in der Menge leicht rückläufig. Insgesamt wurden schätzungsweise 1,96 Mio. t Süßwaren und Knabberartikel exportiert. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 0,9 %. Der Exportumsatz stieg im Jahr 2015 um 2,6 % und lag bei rund 7,22 Mrd. €.
Zu den Ursachen für den mengenmäßigen Exportrückgang gehören insbesondere eine Abschwächung der Nachfrage in einigen europäischen Nachbarländern, aber auch die Rubelkrise in Russland.
Die Qualität von Süßwaren „made in Germany“ wird dennoch weiterhin im Ausland sehr geschätzt. Mit einem Exportanteil in der Menge von rund 49 % (Vorjahr: ebenfalls 49 %) geht fast jede zweite Tonne deutscher Süßwaren in den Export. Rund 80 % aller Süßwarenausfuhren werden in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union geliefert. Ca. 20 % der Exporte gehen in Drittländer außerhalb der EU, allen voran in die USA, die Schweiz, nach Russland und Australien. Gewachsen ist 2015 der Handel mit China, Südkorea und Kanada.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Süßwaren, Knabberartikeln und Markeneis lag im Jahr 2015 schätzungsweise bei 32,48 kg im Wert von 109,16 €. Damit blieb er im Zehnjahresvergleich in der Menge weitgehend stabil (2005: 31,38 kg). Jeder Deutsche verzehrt pro Jahr statistisch 670 kg Lebensmittel (ohne Getränke). Der Anteil an Süßwaren liegt hieran bei weniger als 5 %.
Beschäftigtenzahl: Die deutsche Süßwarenindustrie beschäftigte als viertgrößte Branche in der Ernährungsindustrie im Jahr 2015 stabil rund 50.000 Mitarbeiter.
Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2016: Süßwarenindustrie gedämpft optimistisch
Die Süßwarenbranche sieht im Jahr 2016 Chancen, aber auch Herausforderungen. Positiv bewertet die Branche die Beschäftigungssituation und die insgesamt gute Konsumstimmung in Deutschland. Die größte Sorge bereitet den Herstellern weiterhin die angespannte Situation auf wichtigen Rohstoffmärkten, die starke Handelskonzentration und weiter zunehmende bürokratische Anforderungen für die Unternehmen.
Die Branche zeigt sich daher zu Jahresbeginn nur verhalten zuversichtlich. Da Wachstum fast nur noch im Ausland generiert werden kann, wünscht sich die deutsche Süßwarenindustrie, dass die nationale und europäische Politik die Branche stärker als einen Sektor mit hohem Exportpotenzial und einer beträchtlichen Wertschöpfung in Europa fördert. Die Rahmenbedingungen für den Export müssen verbessert werden, indem die Exportabwicklung vereinfacht und verschlankt wird und insbesondere der Marktzugang durch Handels- und Präferenzabkommen mit praxisnahen Ursprungsregelungen erleichtert wird. Derzeit gehen die Ansätze der nationalen und europäischen Politik leider in die entgegengesetzte Richtung.
Trends 2016
Die deutsche Süßwarenindustrie hat stets die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher im Blick und bietet vielfältige Produktkonzepte dazu an. Im Trend liegen mit neuen Technologien personalisierte Produkte, z.B. Pralinen mit aufgedrucktem Vornamen, Müslis und Schokolade nach persönlich zusammengestellter Rezeptur oder Produkte aus dem 3D-Drucker.
Zu den Trends im Süßwarenmarkt zählen weiterhin passgenaue Produkte für Verbraucher mit besonderen Ernährungsbedürfnissen. Hierzu gehören beispielsweise zuckerfreie oder zuckerreduzierte bzw. fettreduzierte Süßwaren, häufig als Varianten zu bereits seit vielen Jahren bestehenden Traditionsprodukten. Auch nimmt das Angebot von Süßwaren, die für vegetarische oder vegane Ernährung geeignet sind, weiter zu. In jedem gut sortierten Supermarkt finden sich zudem Süßwaren, die gluten- oder laktosefrei sind.
Auch bei den Knabberartikeln gibt es ein immer differenzierteres Angebot und eine große geschmackliche Vielfalt – ob an Nüssen oder bei den frittierten oder gebackenen Produkten. Stärker nachgefragt werden zudem Variationen beliebter Nuss-Fruchtmischungen, beispielsweise mit Cranberries.
Eine große Vielzahl von Süßwaren und Knabberartikeln ist in verschiedensten Portionsgrößen erhältlich. Im Trend liegen 2016 wiederverschließbare Verpackungen oder einzeln verpackte Produkte in größeren Gebinden.
Der Einsatz nachhaltig erzeugter Rohstoffe in Süßwaren und Knabberartikeln wird von der Branche intensiv vorangetrieben und wird auch künftig nicht an Bedeutung verlieren. Dies gilt insbesondere für Kakao, den wichtigsten Rohstoff der Schokolade.
Unterschiedliche Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen
Schokoladewaren
Die mengenmäßige Produktion von Schokoladewaren entwickelte sich nach Schätzungen des BDSI im Jahr 2015 leicht rückläufig. Insgesamt wurden in Deutschland ca. 1,1 Mio. t Schokoladewaren produziert. Dies entspricht einem Mengenrückgang von 0,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Wert stieg die Produktion um etwa 3,4 % auf insgesamt 5,44 Mrd. €.
Das Oster- und Weihnachtsgeschäft 2015 verlief für die Hersteller von Schokoladewaren in etwa auf Vorjahresniveau. Leicht rückläufig entwickelte sich 2015 der Export von Schokoladewaren. Im Vergleich zu 2014 wurden 1,6 % weniger in Deutschland hergestellte Schokoladewaren exportiert.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schokoladewaren betrug 2015 schätzungsweise 9,57 kg.
Feine Backwaren
Die Hersteller von Feinen Backwaren blicken auf ein Jahr mit leichtem Wachstum zurück. In der Menge stieg die Produktion von Feinen Backwaren auf Basis der Schätzungen des BDSI leicht um 0,2 %. Insgesamt wurden somit etwa 725.000 t Feine Backwaren produziert.
Im Wert konnte die Produktion einen Zuwachs um 1,6 % auf ca. 2,24 Mrd. € verbuchen. Das Saisongeschäft mit Herbst- und Weihnachtsgebäck verlief trotz der zeitweise sehr warmen Temperaturen insgesamt zufriedenstellend.
Ebenso wie der Inlandsmarkt entwickelten sich auch die Exporte bei den Feinen Backwaren mit einer Zuwachsrate von 3,4 % in der Menge und 6,2 % im Wert positiv.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Feinen Backwaren betrug 2015 schätzungsweise 7,32 kg.
Bonbons und Zuckerwaren
Die Hersteller von Bonbons und Zuckerwaren verzeichneten 2015 eine leicht positive Entwicklung. Die mengenmäßige Produktion stieg im Vergleich zu 2014 um schätzungsweise 1 % auf 575.000 t. Im Wert stieg die Produktion von Zuckerwaren um 1,2 % auf ca. 1,72 Mrd. €.
Die Entwicklung der Exporte war 2015 bei den Bonbons und Zuckerwaren mit einer Zuwachsrate von 3,8 % in der Menge und 6,3 % im Wert positiv.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zuckerwaren lag im Jahr 2015 bei schätzungsweise 5,75 kg.
Knabberartikel
Die Hersteller von Knabberartikeln konnten die positive Entwicklung der Vorjahre fortsetzen. Die Produktionsmenge stieg nach Schätzungen des BDSI um 1,3 % auf rund 286.000 t. Im Wert konnte die Produktion ein Wachstum von 2,1 % auf etwa 927 Mio. € verzeichnen.
Die Kategorie der Salzigen Snacks gilt im deutschen Markt bereits seit Jahren als starkes Wachstumssegment innerhalb der Süßwarenbranche. Von den großen Sportereignissen im Jahr 2016 (Fußballeuropameisterschaft in Frankreich und Olympische Sommerspiele in Rio de Janeiro) erwarten die Hersteller von Knabberartikeln wichtige zusätzliche Impulse.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Knabberartikeln betrug 2015 schätzungsweise 3,71 kg.
Kaugummi
Kaugummis erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit beim Verbraucher: 2015 betrug der Gesamtumsatz des deutschen Kaugummisegmentes ca. 638,1 Mio. € (zu Endverbraucherpreisen). Das entspricht einem Anteil von 21,9 % am Gesamtumsatz des deutschen Non-Chocolate-Segmentes. Das Non-Chocolate-Segment beschreibt die „Süßwarenkategorie“ ohne Schokolade, Salzige Snacks und Gebäcke*.
(* Quelle: Nielsen Answers 2015, Total Germany, Oct/Nov/Dec estimated)