Gastgewerbe im Aufwind - Vielversprechende Zukunftsaussichten

Starke Branche stellt sich den Herausforderungen: Intergastra 2016 in Stuttgart eröffnet / EU-Kommissar Oettinger fordert „kluge Datenpolitik“

22.02.2016 - Deutschland

„Stuttgart ist fünf Tage lang die Hauptstadt der Gastronomie und Hotellerie“, sagte Ulrich Kromer, Geschäftsführer der Messe Stuttgart, am Samstag bei der Eröffnung der InterGastra 2016. „Die Intergastra berührt die Sinne, hat dabei aber stets die Wirtschaft im Blick.“ So sei die Branche gefordert, sich mit verändernden Kundenwünschen laufend neu zu erfinden. Die Intergastra könne hier viele Anregungen bieten. Neben den „klassischen“ Themen Küche und Food, Hotel, Getränke, Speiseeis oder Kaffee trage man mit einem erstmals veranstalteten Food Truck Roundup und der Sonderfläche „BBQ & Outdoorvillage“ bewusst Neuentwicklungen Rechnung. An Existenzgründer und Macher in der Branche richte sich die Sonderfläche „Newcome“. Mit 1.300 Ausstellern auf einem komplett ausgebuchten Messegelände sei die INTERGASTRA einer der wichtigsten Gastgewerbemessen im deutschsprachigen Raum, freute sich Kromer. In Stuttgart präsentiere die Branche „alles, was der Besucher sucht, braucht und will“. 

Landesmesse Stuttgart

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DEHOGA-Präsident Engelhardt: „Veränderungen eröffnen Chancen“ 

Von einer „spektakulären Erfolgsgeschichte“ sprach anschließend Fritz Engelhardt, Präsident des DEHOGA Baden-Württemberg. Nach „einer Rekordjagd ohnegleichen“ sei die INTERGASTRA ein einmaliges, „bundesweit bedeutendes Branchenereignis“, welches „die enorme Kraft und Dynamik zeigt, die das Gastgewerbe und seine Partnerbranchen entwickeln können, wenn die äußeren Rahmenbedingungen stimmen“. Und um die sei es in Deutschland derzeit gut gestellt: Mit einem Netto-Umsatz von rund 75 Milliarden Euro – einem Plus von nominal 4,2 Prozent – blicke man auf das sechste Wachstumsjahr in Folge zurück. Parallel dazu sei die Zahl der Beschäftigten in den letzten zehn Jahren um rund 30 Prozent gestiegen. „2015 waren erstmals mehr als eine Million Menschen in unserer Branche sozialversicherungspflichtig beschäftigt.“ Trotz der vielversprechenden Zukunftsaussichten könne sich jedoch niemand zurücklehnen, mahnte der DEHOGA-Präsident, stehe die Branche doch vor großen Herausforderungen. Neben einem zunehmenden Wettbewerb, fortschreitender Filialisierung und dem andauernden Fachkräftemangel bezeichnete Engelhardt die Digitalisierung als prägend für den Wandel im deutschen Hotel- und Gaststättengewerbe. „Die Veränderungen, denen wir uns stellen müssen, sind gewaltig – aber auch die Chancen, die sich dadurch eröffnen.“


Oettinger: „Digitale Revolution durchdringt alle Sektoren der Wirtschaft“ 

„Die Entwicklung macht Mut“, pflichtete Günther Oettinger, EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, seinem Vorredner bei. Nun sei es an der Politik, weiterhin für einen guten Rahmen zu sorgen. „Wir sind auf dem Höhepunkt unserer ökonomischen Leistungskraft angelangt. Lebensqualität ist bezahlbar, die Auftragsbücher der Industrie sind gefüllt.“ Aufgrund unwägbarer Faktoren wie Ölpreis, Terrorismus, einem „Grexit“ oder der Ukraine-Krise bestehe jedoch die Gefahr, „dass sich die Lage eintrübt“. Die EU sei zudem nur wenige Flugstunden „von Regionen der Instabilität“ entfernt. Besondere Tragweite entfalte die digitale Revolution, die Oettinger mit der Erfindung des Buchdrucks oder der Industrialisierung verglich – „genauso umwälzend, nur sehr viel schneller“. Auch im Gastgewerbe gelte es, die Zeichen der Zeit rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren, denn „vor Ende des Jahrzehnts wird entschieden sein, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört“.
Oettinger forderte umfassende Investitionen in die digitale Infrastruktur. „Es kommt für ein Hotel nicht mehr nur auf die Lage am See an. Wer im Funkloch sitzt, hat verloren.“ Daneben sei eine digitale Grundkompetenz „vom Lehrling bis zum Chef“ unerlässlich, „denn auch bei der Vermarktung läuft nichts mehr in den alten Schienen. Der Kunde informiert sich auf neuen Plattformen. Mit diesen vernetzt zu sein, wird immer wichtiger.“ Um in Zeiten von Big Data mithalten zu können, bedürfe es nicht zuletzt einer „klugen Datenpolitik“, so Oettinger weiter. „Datenschutz ist wichtig, aber wer Daten perfekt schützt, ist von Big Data meilenweit entfernt.“ Um Nachfragetrends und Investitionschancen zu erkennen, müsse man Daten sammeln und analysieren können, etwa in einer „Tourismus-Cloud“. Die digitale Revolution durchdringe „alle Sektoren der Wirtschaft“, schloss Oettinger seine Rede. „Es geht nicht mehr um Industrie 4.0, es geht um Wirtschaft 4.0, um Arbeitswelt 4.0, um Gastronomie und Hotellerie 4.0!“ 

Blick nach vorn: INTERGASTRA Innovationspreis 2016 

Im Anschluss an die Eröffnungsfeier fand die Verleihung der INTERGASTRA Innovationspreise statt. Die begehrte Auszeichnung, die zum neunten Mal vergeben wurde, zeichnete wegweisende Ideen und neue Technologien für die Branche in drei Kategorien aus. In der Kategorie Smart Services machte das Berliner Unternehmen Conichi mit einer energiesparenden Hotel-App das Rennen. Klafs aus Schwäbisch Hall gewann in der Kategorie Objekt- und Facility Management mit der Sauna „S1“, die aus einem Hotelzimmer mit wenigen Handgriffen eine Private-Spa-Suite macht. In der Kategorie Küchentechnik ging der Innovationspreis an das Reutlinger Unternehmen Rieber, dessen Digitalisierungs- und Organisationssystem „°CHECK“ die sichere Überwachung von Speisen und Lebensmitteln ermöglicht.

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