Tchibo startet Attacke auf lukrativem Markt für Kaffeekapseln
Christian Ulmen tritt gegen George Clooney an.
Zumindest, wenn es um Kaffee geht. Der deutsche Schauspieler eröffnete am Dienstagabend mit dem ehemaligen Umweltminister Klaus Töpfer und der Design- und Internetexpertin Gesche Joost den ersten «Qbo-Store» des Kaffeeherstellers Tchibo in den Hackeschen Höfen in Berlin.
Hinter dem Namen verbirgt sich ein neuer Kaffeeautomat im oberen Preissegment, der Kapseln verarbeitet - und einige neue Technologien bietet. Damit wollen die Hamburger vor allem dem bisherigen Marktführer Nespresso auf den Pelz rücken.
Es ist kein Zufall, dass Tchibo gerade auf dem Markt für Kapselkaffee die Konkurrenz angreift. «Der Absatz von Kaffee ist im vergangenen Jahr gestiegen», sagt Kaffee-Experte Michael Griess von der Marktforschungsfirma Nielsen. «Vor allem Kaffeekapseln konnten mit einem Absatzwachstum von zwölf Prozent punkten.» In jedem fünften deutschen Haushalt steht bereits eine Maschine, die Kapseln braucht.
Die vier Systeme Nespresso, Cafissimo, Tassimo und Dolce Gusto nehmen jeweils rund 20 Prozent des Kapselmarktes ein. Allein im vergangenen Jahr wurden rund zwei Milliarden Kaffeekapseln verkauft - dreimal so viele wie fünf Jahre davor. Der Umsatz mit Kapseln betrug rund 620 Millionen Euro über alle Vertriebswege, das ist mehr als das Vierfache wie vor fünf Jahren.
Dennoch gilt: Die Verbraucher trinken ihren Kaffee immer noch weitaus am liebsten als schlichten Filterkaffee, der einen Marktanteil von nahezu drei Vierteln aufweist. Doch Kaffeekapseln sind das Wachstumssegment - neben ungemahlenen Bohnen für Kaffee-Vollautomaten und Espresso-Maschinen. «Während der Markt für Pads seit 2014 kaum gewachsen ist, setzt der Kapselmarkt sein stürmisches zweistelliges Wachstum fort», heißt es bei Tchibo.
Kapseln seien ein weltweiter Mega-Trend mit großem Potenzial. Erst fünf Prozent des getrunkenen Kaffees weltweit kämen aus Kapseln. In der Schweiz seien es dagegen 65 Prozent, in Frankreich 50 Prozent.
Kapseln sind für die Hersteller hoch lukrativ. Gemessen an der Menge haben sie nicht einmal einen Anteil von zehn Prozent des Marktes, gemessen am Wert ist der Anteil doppelt so hoch. Ein Kilo Kaffee kostet 60 Euro, wenn es in kleinen Kapseln verpackt ist.
Zwar hat der Wettbewerb auch die Preise für die Maschinen und die Kapseln gedrückt, aber mit einem solchen System lässt sich immer noch leichter Geld verdienen als mit Pfundpackungen gemahlenen Kaffees im Supermarkt. Das wäre den Tchibo-Eignern, der Hamburger Milliardärs-Familie Herz, hoch willkommen. Der Konzern verdient zwar gutes Geld, aber doch deutlich weniger als früher.
In der Kritik stehen Kapsel-Systeme nicht nur wegen der Kosten für die Verbraucher, sondern auch wegen des hohen Müllaufkommens. Zwei Milliarden Kapseln bedeuten 4000 Tonnen Müll, wenn eine Kapsel zwei Gramm wiegt. Sind die Kapseln ganz oder teilweise aus Aluminium, kommen hohe Energie- und Umweltkosten bei der Produktion hinzu.
Erst jüngst hatte etwa die Stadt Hamburg für ihre Mitarbeiter Kaffeekapseln auf einen Index zahlreicher Produkte gesetzt, die mit städtischem Geld nicht mehr angeschafft werden sollten. Die kleine würfelförmige Qbo-Kapsel sei hingegen frei von Aluminium und könne über das Duale System und die Gelbe Tonne recycelt werden.
Der eigentliche Clou des neuen Systems soll aber die Anbindung an eine Smartphone-App sein. Dort kann der Kunde das gewünschte Verhältnis von Kaffee, Milch und Schaum einstellen, verschiedene Lieblingsvarianten speichern, teilen und auf unterschiedlichen Qbo-Maschinen einsetzen. Spielerei? Vielleicht. Aber manche Spielerei war am Markt schon sehr erfolgreich. (dpa)
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