EU-Schutz sorgt für Verdopplung der Bratwurst-Produktion

20.03.2016 - Deutschland

Seit zwölf Jahren steht sie wie Parmaschinken und andere regionale Spezialitäten unter EU-Schutz: Thüringens Bratwurst. Mit dem Start in die Grillsaison brutzelt sie wieder auf Holzkohlerosten - nicht nur in Thüringen.

Die Anerkennung als regionale Spezialität durch die EU hat der Thüringer Bratwurst deutlich mehr Absatz in Deutschland und Europa verschafft. «Die Jahresproduktion hat sich seitdem etwa verdoppelt», sagte der Geschäftsführer des Herkunftsverbandes Thüringer und Eichsfelder Wurst und Fleisch, Uwe Keith, der Deutschen Presse-Agentur. 2015 seien in Thüringen rund 40 000 Tonnen des Wurstklassikers hergestellt worden. Das sei ein moderater Anstieg zum Vorjahr gewesen  - bei einem insgesamt eher stagnierenden Fleisch- und Wurstmarkt. Vor der Anerkennung durch die EU im Jahr 2003 waren nur etwa 20 000 Tonnen Bratwurst aus Thüringen gekommen.  

Am Samstag wurde in Erfurt der Start in die Grillsaison mit dem Bratwurstspektakel «Rostkultur» zelebriert. Von 14 Herstellern wurden laut Verband Bratwürste aus allen Teilen Thüringens angeboten. Sie unterscheiden sich nur durch Gewürznuancen: mit oder ohne Kümmel, Knoblauch oder Majoran. Angeboten wurden auch ausgefallene Kreationen wie eine Bratwurstpraline. Zudem konnten sich Besucher in einer Manufaktur informieren, wie die Bratwürste vor 200 Jahren in Handarbeit hergestellt wurden. 

Erstmals erwähnt wurde die Thüringer Bratwurst 1404 in einem Rechnungsbuch eines Klosters in Arnstadt, so der Herkunftsverband. Er hatte sich dafür eingesetzt, dass die Bratwurst in das europäische Register der geschützten geografischen Angaben aufgenommen wurde. 

Wer echte Thüringer Bratwürste verkaufen will, muss sie seitdem von einem Hersteller in Thüringen beziehen. Das Fleisch für die Wurst müsse aber nicht mehr unbedingt aus dem Land kommen. «Es gibt keinen Unterschied zwischen Thüringer und beispielsweise bayerischem Schweinefleisch», sagte Keith. Das Original werde bundesweit, aber zunehmend auch im Ausland vertrieben. 

Anbieter, die gegen das Herkunftsprinzip verstoßen, kann der Verband abmahnen. «Wir haben in den ersten Jahren viele Verfahren geführt, weil Firmen aus anderen Ländern ihre Würste unter der Marke Thüringer verkauft haben.» Inzwischen habe sich die Lage beruhigt. «Es gibt nur noch einzelne, kleinere Fälle beispielsweise auf Weihnachtsmärkten.

2015 waren es noch fünf Fälle», sagte der Verbands-Geschäftsführer. Seit 2003 habe es insgesamt mehr als 200 Verfahren gegeben. 

Dem Herkunftsverband gehören nach eigenen Angaben etwa 30 Mitglieder an, darunter 23 Hersteller und zwei Innungsverbände des Fleischerhandwerks. Thüringen hat der Bratwurst in Holzhausen bei Arnstadt ein eigenes Museum gewidmet. Es besteht 2016 zehn Jahre. (dpa) 

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