Wechsel in der Geschäftsführung von Greenpeace Deutschland / Roland Hipp folgt auf Brigitte Behrens
Der gebürtige Baden-Württemberger Roland Hipp begann 1983 als Ehrenamtlicher in der Greenpeace-Gruppe Stuttgart. Ab 1991 setzte er sich als Kampaigner und Bereichsleiter Energie für das Ende der Atomkraft ein. So untersuchte er an den atomaren Wiederaufarbeitungsanlagen im französischen La Hague und britischen Sellafield die Strahlung im Meer, in Böden, Pflanzen und in den Häusern der Anwohner. "Wir haben giftiges Plutonium im Staubsaugerbeutel gefunden und auf dem Teller", sagt Hipp. "Es war überall, und wir bekamen das Leid von schwer kranken Menschen hautnah mit." Er leitete unter anderem die erfolgreiche Kampagne gegen die ausgediente Ölplattform Brent Spar in der Nordsee. Die Greenpeace-Aktivisten erkletterten sie 1995, um zu verhindern, dass der Ölkonzern Shell sie als erste von mehreren hundert Plattformen im Nordost-Atlantik versenkte. Seit 2002 lenkt Hipp als Kampagnengeschäftsführer die inhaltliche Ausrichtung von Greenpeace Deutschland. Ein besonderes Augenmerk hatte er dabei auf die Energiewende, für die Greenpeace unter anderem das Konzept "Plan B" erstellte.
Brigitte Behrens arbeitete seit 1986 für das deutsche Büro der Umweltschutzorganisation. 1989 bestellte sie der Aufsichtsrat als stellvertretende Geschäftsführerin, 1999 als erste Geschäftsführerin. "Greenpeace kann viel erreichen für den Schutz unserer Lebensgrundlagen. Es bewegt mich immer noch, wenn jahrelange harte Kampagnenarbeit in Erfolge mündet." Während ihrer Geschäftsführung erreichte die unabhängige Organisation, dass in Deutschland Landwirtschaft und Lebensmittelregale frei blieben von Gentechnik. Behrens unterstützte die Gründung der Energiegenossenschaft Greenpeace Energy, die sich durch Handel mit Ökostrom aktiv in den Energiemarkt einmischt. Von der Gründung 1999 bis 2013 war sie Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft. Behrens förderte auch den Aufbau der Kinder- und Jugendprojekte von Greenpeace, die 1990 starteten.
Greenpeace Deutschland beteiligte sich in ihrer Zeit stark an internationalen Kampagnen, die dazu führten, dass große Urwaldgebiete in Finnland und der kanadischen Westküste unter Schutz gestellt wurden. Um die letzten Urwälder Indonesiens zu retten - Heimat der bedrohten Orang-Utans - überzeugte Greenpeace den Lebensmittelkonzern Nestlé, kein Palmöl aus Urwaldzerstörung zu verarbeiten. Große Fortschritte erzielt derzeit das Projekt "Detox" für giftfreie Kleidung, mit dem Greenpeace große Unternehmen dazu bringt, bis zum Jahr 2020 giftige Chemikalien in ihrer Produktion aufzugeben.
Die Herausforderungen zum Schutz der Umwelt wachsen
Klimawandel, Ausbeutung von Ressourcen, Patente auf Leben, Konsumverhalten oder folgenschwere Handelsabkommen: Behrens erkannte früh, dass Umweltprobleme und ihre Ursachen komplizierter und weniger fassbar werden. "Umweltzerstörung hat viele Facetten. Dagegen müssen zahlreiche Hebel dagegen möglichst früh bewegt werden. Aber Umweltprobleme sind menschengemacht - also haben auch wir Menschen es in der Hand, sie zu lösen."
In den 17 Jahren, in denen Brigitte Behrens die Geschäftsführerin von Greenpeace war, stieg die Zahl der Fördermitglieder von 510.000 auf 580.000, die Spendeneinnahmen von 32 auf 58 Millionen Euro.
Tobias Ott, Sprecher des Greenpeace-Aufsichtsrats, dankt Brigitte Behrens für den Verein: "Sie hat die Organisation mit viel Feingefühl und strategischem Weitblick durch alle Turbulenzen geführt und immer wieder erfolgreich neu aufgestellt. Und das nicht nur in Deutschland: Brigitte Behrens hat maßgeblich zur Entwicklung unserer globalen Organisation beigetragen und dafür gesorgt, dass Greenpeace weltweit durchsetzungsstark bleibt. Sie genießt höchstes Vertrauen und Ansehen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und in den zahlreichen Gremien, in denen sie sich unbeirrbar für den Schutz der Erde einsetzt. Mit Brigitte Behrens verlässt eine der wichtigsten Umweltschützerinnen Deutschlands die Brücke. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit Roland Hipp, unserem bisherigen Kampagnengeschäftsführer, einen so profilierten Nachfolger gefunden haben. Er beherrscht die Greenpeace-Klaviatur wie kaum ein zweiter und tritt nun an, den neuen Herausforderungen der nächsten Dekade zu begegnen und Greenpeace und unsere Ziele weiter voran zu bringen."
Der Aufsichtsrat hat entschieden, wegen der steigenden Anforderungen die Geschäftsführung von zwei auf drei Positionen auszubauen. Die beiden weiteren Positionen will das Kontrollgremium im Spätsommer besetzen.
Energie wird auch mit Hipp eine zentrale Aufgabe bleiben: "Bei der Energiewende wird Greenpeace am Ball bleiben. Das letzte Atomkraftwerk in Deutschland soll so schnell wie möglich, und danach das letzte Kohlekraftwerk rechtzeitig abgeschaltet werden", sagt Hipp. Die Aufgaben reichen von Klimaschutz und Gentechnik bis hin zu Wälder und Meere. Auch die umstrittenen Handelsabkommen CETA und TTIP sind für den Umweltschutz relevant. "Die Umwelt kommt immer mehr unter Druck, in vielen Ländern auch Umweltschützer. Dem müssen wir etwas entgegen setzen: Mit unseren Kampagnen, und mit einer Vorstellung von einem modernen, zeitgemäßen und nachhaltigen Leben, ohne massive Zerstörung und Ausbeutung. Davon wollen wir viele Menschen überzeugen, damit wir gemeinsam eine noch größere Wirkung entfalten. Das ist meine Aufgabe und es ist die beste, die ich mir vorstellen kann."