Kakao, Haselnüsse, Palmöl: Nachhaltigkeit bleibt zentrales Thema für die deutsche Süßwarenindustrie
Nachhaltigkeit im Kakaoanbau
Bei den zahlreichen Aktivitäten der deutschen Süßwarenindustrie für einen nachhaltigen Kakaoanbau stehen die Professionalisierung des Kakaoanbaus und eine damit einhergehende Verbesserung der Lebensverhältnisse der Kakaobauern, insbesondere in Westafrika, im Vordergrund. Mehr Kakao soll nachhaltig erzeugt werden, nicht zuletzt, um den weltweit steigenden Bedarf auch in Zukunft decken zu können. Im Jahr 2015 lag der Anteil an nachhaltig erzeugtem Kakao in den in Deutschland verkauften Süßwaren bei 39 %. Dies geht aus einer Erhebung des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) bei seinen Mitgliedsunternehmen hervor. Bei der ersten Erhebung des BDSI im Jahr 2011 lag dieser Anteil bei ca. 3 %.
„Die deutsche Süßwarenindustrie engagiert sich intensiv für einen nachhaltigen Kakaoanbau und kommt dabei gut voran“, sagt Stephan Nießner, Vorsitzender des BDSI. „Wenn jeder in der Kakaolieferkette weiterhin seinen Beitrag leistet, sind wir zuversichtlich, unsere ambitionierten Ziele zu erreichen.“
Auch bei dem im Sommer 2015 gestarteten Projekt PRO-PLANTEURS arbeitet die Süßwarenindustrie aktiv mit. Es ist das erste gemeinsame Projekt des „Forum Nachhaltiger Kakao“ mit der Regierung der Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) in Westafrika. Ziel ist es, 20.000 kakaoproduzierenden Familienbetrieben und ihren Kooperativen in den östlichen und südöstlichen Regionen des Landes eine bessere landwirtschaftliche Anbaupraxis zu vermitteln, um so die Ernteerträge und damit auch die Einkommen zu steigern. Das „Forum Nachhaltiger Kakao“ ist als Leuchtturmprojekt der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie für das Jahr 2016 ausgezeichnet worden. Damit honoriert die Bundesregierung die Anstrengungen des Forums, die Nachhaltigkeit im Kakaosektor voranzutreiben.
Nachhaltig erzeugtes Palmöl
Die Unternehmen der Süßwarenindustrie setzen sich zudem verantwortlich für den Umwelt- und Artenschutz bei der Palmölproduktion ein, auch wenn Palmöl in der deutschen Süßwarenindustrie im Verhältnis zum Gesamtverbrauch sowohl national (9 %)* wie auch weltweit (0,2 %)* in verhältnismäßig geringen Mengen zum Einsatz kommt.
Rund 80 % des in der deutschen Süßwarenindustrie verwendeten Palmöls ist nachhaltig zertifiziert. Das geht aus einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Untersuchung von Meo Carbon Solutions hervor, die im Jahr 2015 die Verwendung von nachhaltig erzeugtem Palmöl in Deutschland untersucht haben.
Viele Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie engagieren sich unmittelbar als Mitglieder im Round Table on Sustainable Palm Oil (RSPO). Zahlreiche Hersteller haben sich zudem Zielvorgaben auferlegt, künftig zu 100 % auf nachhaltig erzeugtes, zertifiziertes Palmöl umzustellen. Für alle Unternehmen ist der Bezug von nachhaltigem Palmöl eine große Herausforderung – beginnend mit der Auswahl geeigneter Lieferanten, dem Sicherstellen der Qualität, der Rückverfolgbarkeit der Lieferkette bis hin zu den höheren Kosten.
Mit der Verwendung von nachhaltig erzeugtem, zertifiziertem Palmöl senden die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie ein wichtiges Signal an die Ursprungsländer. Sie zeigen damit, dass die nachhaltigen Produktionsbedingungen langfristig wesentliche Kriterien für den Absatz am europäischen Markt bilden. Neben dem Einsatz der Privatwirtschaft sind aber insbesondere auch geeignete Maßnahmen der Anbauländer zum Schutze der Regenwälder und die konsequente Durchsetzung von Gesetzen für den Umwelt- und Artenschutz erforderlich.
*Quelle: eigene Berechnungen auf Basis der Zahlen von Meo Carbon Solutions und Oil World Annual 2014 (http://www.meo-carbon.com/2015-palm-oil-market-study/)
Soziale Verantwortung beim Anbau von Haselnüssen
Der BDSI sieht in der Türkei als Hauptproduzent von Haselnüssen auch in Zukunft den wichtigsten Handelspartner für diesen Rohstoff. Die deutsche Süßwarenindustrie erkennt jedoch auch soziale Schwierigkeiten in der Türkei, die teilweise mit der Ernte von Haselnüssen verbunden sind. Trotz des klaren Verbotes von missbräuchlicher Kindearbeit in der Türkei ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Verstößen bei der landwirtschaftlichen Ernte insgesamt und auch bei der dortigen Haselnussernte gekommen. Der BDSI wendet sich strikt gegen alle Formen missbräuchlicher Kinderarbeit und unterstützt die Initiativen des europäischen Süßwarenverbandes CAOBISCO zum Dialog mit allen Marktbeteiligten entlang der Haselnusslieferkette und der türkischen Regierung.
Das Gemeinschaftsprojekt des europäischen Süßwarenverbandes CAOBISCO und der internationalen Arbeitsorganisation ILO „Elimination of Worst Forms of Child Labour (WFCL) in Seasonal Agriculture in Hazelnut Harvesting in Ordu“ setzt bei Kindern und Jugendlichen in den Camps der Wanderarbeiter in der Türkei an. Während die Eltern ihrer Arbeit in der Haselnussernte nachgehen, werden die Kinder und Jugendlichen in den Camps professionell betreut. Im Jahr 2013 startete das Programm in zwei Camps in der Provinz Ordu und wurde ab 2014 auf vier Camps ausgedehnt. Über 30 Pädagogen und Sozialhelfer bieten seitdem während der Zeit der Haselnussernte Programme für Kinder und Jugendliche an. Das von der ILO koordinierte und durchgeführte Projekt wird maßgeblich von CAOBISCO und einigen seiner Mitgliedsunternehmen sowie Mitgliedern des BDSI finanziert. Daneben ist auch die niederländische Regierung finanziell beteiligt. Unterstützt wird das Projekt außerdem vom türkischen Ministerium für Arbeit und Soziale Sicherheit sowie der Provinz Ordu.
Infografiken zum Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos und zum Einsatz nachhaltig zertifizierten Palmöls in den in Deutschland verkauften Süßwaren finden Sie rechts neben dem Artikel verlinkt.