Foodwatch kritisiert Studienauswertung des Lobbyvereins „Die Lebensmittelwirtschaft“

14.11.2016 - Deutschland

Der Lobbyverein „Die Lebensmittelwirtschaft“ hat die Ergebnisse seiner eigenen, heute vorgestellten Studie zum „Verbraucherverständnis von Transparenz“ grob verzerrt. Wesentliche Ergebnisse werden in der Pressekommunikation des Vereins nicht erwähnt, andere kommunizierten Ergebnisse sind durch die Studienergebnisse nicht gedeckt oder wurden ins Gegenteil verzerrt.

Die Verbraucherorganisation foodwatch stellt klar:

  • „Die Mehrheit [der Verbraucher] nutzt die existierenden Informationen [auf Lebensmitteln] nicht oder kaum“, heißt es in der Presseerklärung des Vereins „Die Lebensmittelwirtschaft“. Richtig ist: Der Studie des Vereins zufolge gaben 90 Prozent (!) der Verbraucher an, vor dem ersten Kauf eines Produktes die Informationen auf der Verpackung „gelegentlich“, „oft“ oder sogar „immer“ durchzulesen; nur 10 Prozent der Verbraucher tun dies „selten“ oder „nie“. In seiner Präsentation betont Studienautor Prof. Dr. Achim Spiller, anders als der Auftraggeber „Die Lebensmittelwirtschaft“, daher auch „hohe Informationsbedürfnisse“ der Verbraucher (Folien 10, 20).
  • „Laut Studie fordern 77 Prozent der Verbraucher keine zusätzlichen oder umfangreicheren Informationen aktiv ein“, heißt es in der Presseerklärung von „Die Lebensmittelwirtschaft“. Richtig ist, aber unerwähnt bleibt: 92,4 Prozent (!) der Befragten stimmen in der Studie der Aussage „Es sollten mehr Informationen über Lebensmittel zur Verfügung stehen“ voll und ganz, eher oder teils/teils zu. Nur knapp 8 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage „gar nicht“ oder „eher nicht“ zu (Folie 13 in der Präsentation).

Nicht erwähnt wird ein weiteres Kernergebnis der Studie:

  • Nur 3,3 Prozent (!) der Befragten geben an, der Lebensmittelindustrie „voll und ganz“ zu vertrauen, nur weitere 11 Prozent vertrauen der Industrie „eher“. Das sind die mit Abstand schlechtesten Werte in der Befragung (zum Vergleich: den Verbraucherzentralen vertrauen 23,5 Prozent voll und ganz, 47 Prozent eher; Folie 12 in der Präsentation).

„Der Umgang mit der eigenen Studie zeigt erschreckend klar, welch gestörtes Verhältnis weite Teile der Lebensmittelwirtschaft zu Transparenz und Wahrheit haben“, erklärte foodwatch-Sprecher Martin Rücker. „Ganz bewusst vermischt die Lebensmittelwirtschaft Werbebotschaften mit objektiver Information: Auf den meisten Lebensmitteletiketten lässt sich die Anzahl neutraler Informationen an einer Hand abzählen. Der von der Lebensmittelwirtschaft beklagte ‚Overkill‘ kommt durch das Übermaß an Werbebotschaften, nichtssagenden Siegeln und sinnfreien Qualitätsversprechen zustande. Es ist kein Wunder, dass diese oft verzerrenden Pseudo-Informationen die Kunden nerven und überfordern.“

Ende August 2014 hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage im Auftrag von foodwatch durchgeführt. Ergebnisse dieser Befragung:

  • 69 Prozent der Verbraucher wünschen sich mehr Informationen über Lebensmittel direkt auf der Verpackung.
  • Vor allem Informationen über die Herkunft der wichtigsten Zutaten sind für 88 Prozent der Verbraucher wichtig – bei den meisten Lebensmitteln müssen hierzu keine Angaben gemacht werden.
  • 74 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass es „seh

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