Kräuter überschreiten häufig Grenzwerte

01.12.2016 - Deutschland

Ist sicher, was wir essen und berühren? Darüber wachen amtliche Kontrolleure: Sie testen auf Pflanzenschutzmittel in Kräutern, Schwermetall im Modeschmuck und Gluten in Brühwürsten. Die neuesten Ergebnisse hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Mittwoch in Berlin vorgestellt. Insgesamt sei die Überwachung der Betriebe und Produkte gut aufgestellt, sagte BVL-Präsident Helmut Tschiersky. "Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass wir uns nicht zufrieden zurücklehnen können."

Mündliche Verwarnungen bis hin zu Strafverfahren können die Folge für Verstöße sein. Aber nicht jeder Verstoß muss gleich bedeuten, dass es eine Gefahr für die Gesundheit gibt.

Ein Ausschnitt der Ergebnisse - sie beziehen sich auf das Jahr 2015 (noch nicht 2016):

DER ÜBERBLICK: Eine halbe Million Betriebe wurde 2015 überprüft, in der Regel unangekündigt. Bei jedem vierten Betrieb fanden die Behörden Verstöße. Auch Produkte selbst wurden gecheckt - Lebensmittel und Kosmetika, aber etwa auch alle möglichen Gegenstände, die mit Essen oder Haut in Berührung kommen. Probleme gab es bei rund 12 Prozent der 380 000 Proben. Diese Quoten bewegen sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

MÄNGEL BEI DER KENNZEICHNUNG: Besonders auffällig war der Anstieg der Kennzeichnugsfehler. Grund: neue EU-Regelungen, die Ende 2014 in Kraft traten. Seitdem müssen zum Beispiel Infos zu allergieauslösenden Zutaten deutlicher dargestellt werden, es geht auch um Details wie Schriftgrößen. Auch für "lose Ware" - also etwa Brötchen beim Bäcker - gibt es Änderungen. Einige hatten sich vermutlich noch nicht darauf eingestellt.

SCHADSTOFFE IN KRÄUTERN: Frisch aus dem Topf oder getrocknet im Becher - untersucht wurden Kräuter in jeder Form. Das Ergebnis: Mehr als jede zweite Probe von Dill, Oregano und Rosmarin enthielt zu viel Aluminium. Zu viele Rückstände von Pflanzenschutzmitteln fanden sich in etwa jeder zehnten Rosmarin-Probe, etwas seltener auch bei Dill und Oregano. Ein unmittelbares Risiko sei das nicht, heißt es vom BVL- zu gering sind die Mengen, die wir essen. Trotzdem müssten natürlich die Vorgaben eingehalten werden. Häufiger beanstandet werden Kräuter, die nicht aus der EU stammen oder deren Herkunft unbekannt ist.

SCHWERMETALL IM MODESCHMUCK: Zu viel Blei fanden die Behörden in mehr als jedem zehnten untersuchten Modeschmuckstück. Auch war bei rund zehn Prozent der Proben der Cadmiumgehalt zu hoch. Die Schwermetalle können ernsthaft krank machen, wenn sie über längere Zeit aufgenommen werden. Komplett aus Blei war der Verschlusshaken bei einer untersuchten Kette. Solche krassen Fälle sind immerhin einfach zu erkennen: Blei ist sehr weich und kann mit dem Fingernagel angekratzt werden.

ALLERGENE IM WASCHMITTEL: Allergiker können auf bestimmte Konservierungsstoffe in Waschmitteln empfindlich reagieren. In 16 Prozent der Proben waren die sogenannten Isothiazolinone in so hoher Konzentration vorhanden, dass es einen Warnhinweis auf der Packung geben muss. Empfehlung: Empfindliche Menschen sollten stets checken, ob die Stoffe vorhanden sind.

STEVIA: Stevia ist als Alternative zu herkömmlichen Süßstoffen beliebt geworden. Halten sich die Hersteller von Getränken und Konfitüren an die Maximalwerte? Zum größten Teil schon, ergaben die Kontrollen. Mängel gab es aber - wie so häufig - bei der Kennzeichnung.

GLUTEN IN BRÜHWÜRSTEN: Sind glutenfreie Brühwürste wirklich glutenfrei? Auch das wurde überprüft. Die beruhigende Antwort für Empfindliche lautet fast immer: ja. Nur 4 von 612 Proben überschritten den Grenzwert für "glutenfreie" Lebensmittel - eine allerdings um das 16-fache.

SULFIT IN WEIN-DRINKS: Da waren einige Hersteller wohl übervorsichtig: Bei fünf weinhaltigen Getränken war Sulfit als Allergen angegeben, die Kontrolleure konnten den Stoff aber überhaupt nicht nachweisen. Nicht gekennzeichnet waren nur zwei Glühweine, die Höchstmenge überschritt keine der 390 Proben.

SALMONELLEN IN MELONEN: Ein erfrischender Melonen-Schnitz im Sommer - bei vielen Lebensmittelläden und Marktständen zu finden. In mehreren Ländern wurden allerdings in den vergangenen Jahren Krankheitsausbrüche durch Salmonellen in den Früchten festgestellt.

Entwarnung für 2015: Keine solchen Erreger fanden sich in den fast 500 Proben von ungekühlten Melonenstücken.

OHNE GENTECHNIK: Freiwillig können Produkte mit dem Hinweis "ohne Gentechnik" versehen werden. Die Kontrolleure untersuchten, ob Hersteller von Eiern, Milch und Fleisch das auch anständig belegen konnten - etwa mit Zusicherungen von Futtermittel-Lieferanten oder anderen Dokumenten. Fast alle untersuchten Eier- und Milchproduzenten konnten das leisten, von acht Fleischherstellern konnten drei den Nachweis aber nicht liefern. Empfehlung des Bundesamts: Dieses Feld sollte stärker in den Blick genommen werden./kaz/DP/stb (dpa)

 

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