Cloud Computing für KMU
Fraunhofer IAO erschließt Cloud Computing für mittelständische Anbieter und Anwender
Wenn der gesellschaftliche Wandel zu mehr sauberer Mobilität gelingen soll, gehört der Ausbau einer ansprechenden Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu den zentralen Stellschrauben. In Ludwigsburg begibt sich IKEA mit der Eröffnung einer »ChargeLounge« für Kunden mit Elektroautos auf diesen Weg. Die 24 m2 große, modulare Box bietet die Möglichkeit, eine Elektrotankstelle mit Raumlösungen für unterschiedlichste Anwendungszwecke zu verbinden. Während im Raummodul in Ludwigsburg eine Ausstellung über nachhaltige Küchenkonzepte präsentiert wird, wäre auch ein Café oder ein kostenloser WLAN-Bereich denkbar. An der Elektrotankstelle können bis zu vier Fahrzeuge gleichzeitig laden. Für eine Ladung von 100 km Fahrtstrecke benötigt die »ChargeLounge« ca. 40 Minuten – also die typische, minimale Shopping-Aufenthaltsdauer. Die Stromtankstelle steht Kunden während der Öffnungszeiten kostenfrei zur Verfügung.
IT-Ressourcen können flexibel, wirtschaftlich und nahezu unbegrenzt über das Internet bezogen werden. Die verbrauchsorientierte Bezahlung bietet den Unternehmen Kostensenkungspotenziale und höhere Kostentransparenz. Auch die Investitionen in Hard- und Software lassen sich durch den Bezug von Cloud-Leistungen reduzieren, denn diese Strukturen werden vom Cloud-Anbieter zur Verfügung gestellt. Um die Potenziale des sogenannten Cloud Computing voll ausschöpfen zu können, sind Vertrauen und Akzeptanz hinsichtlich der Technologie unabdinglich. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) herrscht hier noch Unsicherheit.
Mittelstand 4.0-Agentur baut auf Nachahmungseffekt
Mit der Mittelstand 4.0-Agentur Cloud möchte das Fraunhofer IAO Abhilfe schaffen: Die Agentur unterstützt Unternehmen, die zahlreichen Herausforderungen zu bewältigen, die eine zunehmend digitalisierte Welt mit sich bringt. Hierbei liegt der besondere Schwerpunkt auf Themen und Fragestellungen zu Industrie 4.0. Anhand von Praxisbeispielen von Unternehmen, die bereits Cloud Computing nutzen, erfahren Unternehmen, welche Schwierigkeiten bei der Integration von Cloud-Anwendungen auftreten können. »Positive Praxisbeispiele kleiner und mittelständischer Unternehmen, die schon Cloud-Lösungen einsetzen, sind extrem wichtig, um anderen Unternehmen eine Art Brücke zu einer für sie noch unbekannten Technologie zu bauen«, so Dr. Holger Kett, Projektleiter am Fraunhofer IAO. Die Praxisbeispiele werden stetig erweitert, um der Öffentlichkeit viele Unternehmen unterschiedlichster Branchen als »Cloud-Vorreiter« vorzustellen. Die Praxisbeispiele können im PDF-Format von der Internetseite der Agentur kostenlos heruntergeladen werden.
Workshops geben Praxisbeispielen eine Bühne
Die Praxisbeispiele werden auch in speziell konzipierten Workshops vorgestellt, in denen sowohl Kritiker als auch Befürworter der Cloud-Technologien zu Wort kommen. Die Workshops sind auf die Bedarfe von Kammern, Verbänden und Kompetenzzentren zugeschnitten. Gerade diese Institutionen sollen KMU in ihren Regionen als Multiplikatoren für das Thema Cloud Computing sensibilisieren und Potenziale sichtbar machen.
Die Cloud-Computing-Workshops fanden bereits bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart und bei der IHK Rhein-Neckar in Heidelberg statt. Stephan Deuser, Technologietransfermanager bei der IHK Rhein-Neckar, stellt fest: »Von den Teilnehmern der Veranstaltung in unserem Hause haben wir durchweg positives Feedback bekommen. Das offene Format der Veranstaltung hat viel dazu beigetragen, dass sich gerade auch diejenigen Unternehmen einbringen konnten, die beim Thema Cloud noch unsicher sind. So konnten wir Zweifel an der Technologie ausräumen und brennende Fragen zu den Aspekten Sicherheit und Datenschutz klären. Mit dem praxisnahen Anwenderbericht und in der abschließenden Diskussion konnten wir den Unternehmen viele wertvolle Tipps und Antworten auf ganz individuelle Fragestellungen mitgeben.«
Die Mittelstand 4.0-Agentur Cloud ist Teil der Förderinitiative »Mittelstand 4.0 - Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse«, die im Rahmen des Förderschwerpunkts »Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse« vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Die Agentur unterstützt mittelständische Unternehmen bei der Einführung, Nutzung und Integration von Cloud-Anwendungen in unternehmerische Prozesse und hilft bei der Durchführung von Workshops.
»Cloud Mall BW«: Cloud Ökosysteme für baden-württembergische Unternehmen
Auch im Förderprojekt »Cloud Mall BW« widmet sich das Fraunhofer IAO gemeinsam mit Partnern den aktuellen Anforderungen von Cloud Computing an KMU, speziell in Baden-Württemberg. Ziel des Projekts ist die Konzeption sogenannter Cloud Ökosysteme, die Infrastrukturleistungen, erweiterte Plattformdienste und Softwareanwendungen integriert. Für KMU sollen außerdem neue Geschäftsmodelle und Konzepte erarbeitet werden, um ihre Geschäftsprozesse effizienter und ihre Informations- und Kommunikationstechnik kostengünstiger und dynamischer zu gestalten. Zudem ist geplant, ein Innovationsnetzwerk zu etablieren, über das Anwenderunternehmen und Cloud Service Anbieter sich austauschen können. Beratung durch die Forschungspartner zu konkreten Fragestellungen des Cloud Computing soll den Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis sicherstellen.
Online-Befragung als Benchmark in Sachen Cloud
In der ersten Projektphase befragt das Konsortium IT-Verantwortliche, Projektleiter und Geschäftsführer zum aktuellen Stand der Informations- und Kommunikationslösungen in ihren Unternehmen sowie zu den Anforderungen an die zukünftige IT. Dies hilft den Teilnehmern der Befragung, ihren Ist-Stand zu Cloud Computing festzustellen und sich mit anderen Marktteilnehmern zu vergleichen. »Gerade die erste Phase ist für uns kritisch, da wir natürlich hoffen, dass möglichst viele Unternehmen ihre Erwartungen und Erfahrungen in Bezug auf Cloud Computing mit uns teilen. Wir möchten möglichst konkret herausfinden, welche Herausforderungen sie sehen, und wo relevante Potenziale der innovativen Technologie liegen«, so Kett.
Interessierte Unternehmen sind dazu eingeladen, an der Online-Befragung teilzunehmen (rechts neben dem Artikel verlinkt) .
Im Projektkonsortium arbeiten Partner aus der Forschung und Praxis Hand in Hand: das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, das Institut für Enterprise Systems (InES) der Universität Mannheim und die bwcon.