Hochseefischerei-Verband warnt vor Brexit-Folgen

03.01.2017 - Deutschland

Was hat der Brexit mit der deutschen Fischerei zu tun? Sehr viel, sagt der Hochseefischerei-Verband. Denn aus britischen Gewässern kommen 100 Prozent der Heringe, die Deutsche in der Nordsee fangen dürfen. Es muss verhandelt werden.

Der Deutsche Hochseefischerei-Verband befürchtet durch den Austritt Großbritanniens aus der EU Einschränkungen für die deutschen Fischer. «Der Brexit kann fatale Folgen für uns haben», sagte der Verbandsvorsitzende Uwe Richter der Deutschen Presse-Agentur. «Im schlimmsten Fall können wir unsere Fahrzeuge nicht mehr ganzjährig einsetzen, müssen Leute entlassen.»

In der deutschen Hochseefischerei mit vier Mitgliedsunternehmen in Bremerhaven, Cuxhaven und Sassnitz sind nach Angaben Richters rund 450 Menschen beschäftigt, die zum «fahrenden Personal» zählen. Sie sind auf insgesamt acht Fangschiffen unterwegs. 2017 soll die Flotte zwei neue Trawler erhalten, die zwei alte Schiffe aus den 1970er und 1980er Jahren ersetzen. Zudem gebe es zahlreiche Arbeitsplätze an Land, vor allem in der Heringsverarbeitung und in der Logistik.

Die Branche befürchtet nun, dass Großbritannien nach dem Brexit den EU-Staaten die Einfahrt in seine 200-Seemeilen-Zone verwehren könnte. «Der Zugang zu den britischen Gewässern ist für die deutsche Fischerei sehr wichtig», erklärte Richter, der auch Geschäftsführer der Euro-Baltic Fischverarbeitung in Sassnitz-Mukran ist. 100 Prozent der deutschen Heringsquote für die Nordsee - insgesamt 55 000 Tonnen - würden in der britischen Wirtschaftszone gefangen, außerdem ein erheblicher Teil Makrele und Blauer Wittling.

Richter räumte ein, dass Beschränkungen zwar erst eintreten können, wenn Großbritannien den EU-Austritt schriftlich erklärt und die Austrittsverhandlungen abgeschlossen sind. Das könne bis zu zwei Jahre dauern. Dennoch bereite man sich darauf schon vor.

Für die deutschen Fischer sei es wichtig, dass sie in den Verhandlungen nicht hinten runterfallen, sagte Richter an die Politik gewandt. In einem ersten Treffen mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium am Rande der Konferenz der EU-Fischereiminister im Dezember in Brüssel hat der Verband bereits auf die Dringlichkeit hingewiesen.

Er halte Vereinbarungen wie mit Norwegen für eine Lösung, sagte Richter. Wenn deutsche Fischer in norwegischen Gewässern fangen, erhielten die Norweger im Gegenzug adäquate Zugangsberechtigungen zu deutschen Gewässern. Noch sei es aber ungewiss, ob Großbritannien daran interessiert sei. (dpa)

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