Lidl und Aldi - Die deutschen Discounter im Brexit-Land

24.02.2017 - Großbritannien

Britisches Rindfleisch, schottische Miesmuscheln, dazu Werbebotschaften wie "we love british". Die Discounter Lidl und Aldi in Großbritannien sind gut darin, dem britischen Kunden das Gefühl zu geben, er kaufe nicht beim Deutschen ein.

Seit 2010 haben sie einen erstaunlichen Siegeszug auf der Insel hingelegt. Notierte Aldi Uk in der Rangliste der britischen Supermärkte damals noch unter ferner liefen, kletterte die Aldi-Süd-Tochter nun auf Platz fünf. Mehr verkaufen nur noch die "big four", die vier großen Ketten Tesco, Sainsbury's, Morrisons und Asda. Lidl (in Großbritannien sprich:

"Liddl") steht an achter Stelle. Aldi und Lidl zusammen haben sich den Konsumforschern von Kantar Worldpanel zufolge rund 11 Prozent Marktanteil erobert.

Doch wie lange kann das Wachstum noch anhalten? Und was haben Aldi und Lidl vom Brexit zu erwarten? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Unbestritten ist die Tatsache, dass der Einbruch des Pfundkurses, den der Entschluss der Briten zum EU-Austritt auslöste, zu einem Preisanstieg auf dem Lebensmittelmarkt führen wird. 40 Prozent der Lebensmittel, die auf der Insel konsumiert werden, sind importiert. Weil in der Branche langfristige Lieferverträge üblich sind, dauert es Monate, bis die Preissteigerung beim Kunden ankommt.

Die Frage ist, ob das die Kunden scharenweise in die Arme der Discounter Lidl und Aldi treiben wird, wie manche meinen, oder die Inflation den beiden Ketten das Leben schwer machen wird, weil sie ohnehin mit sehr knapp kalkulierten Gewinnspannen arbeiten.

Fraser McKevitt vom Konsumforschungsinstitut Kantar Worldpanel ist vorsichtig optimistisch, dass Aldi und Lidl vom Brexit profitieren könnten. "Das ist eine Chance, aber kein Selbstläufer", sagt er. Die Deutschen müssten noch nachlegen, um mehr Menschen in ihre Läden zu locken.

Das Verbraucherverhalten nach der Finanzkrise von 2008 habe gezeigt, dass der Lebensmittelmarkt relativ widerstandsfähig ist, sagt McKevitt. Am Essen wird zuletzt gespart. Und wenn, dann finden die Menschen auch im Supermarkt um die Ecke oft eine günstigere Alternative. Die etablierten Ketten wie Tesco haben inzwischen kräftig in Eigenmarken investiert. Das scheint sich bereits auszuzahlen. Seit Jahren konnte Marktführer Tesco seine Marktanteile wieder moderat steigern.

Experten der Investmentgesellschaft Alliance Bernstein glauben, dass nur eine lange und tiefe Rezession zu weiteren Wanderungsbewegungen in Richtung Aldi und Lidl führen könnte. Davon ist Großbritannien aber trotz Brexit weit entfernt.

Doch längst versuchen Aldi und Lidl, auch abseits der Schnäppchenjäger auf Kundenfang zu gehen. Waren die deutschen Discounter im traditionell stark durch Klassenschranken geprägten Großbritannien vor einigen Jahren noch als Billigheimer verschrieen, haben sich die Markennamen Lidl und Aldi inzwischen ins britische Bewusstsein eingebrannt. Die beiden führen seit drei Jahren die Rangliste des renommierten YouGov-Instituts an. Aus einer Liste von 1000 Markennamen wurden Aldi und Lidl am häufigsten mit positiven Medienberichten, Werbung oder persönlichen Gesprächen in Verbindung gebracht. Längst soll auch die gehobene Mittelschicht mit Delikatessen und Wein in die Märkte gelockt werden.

Schlagzeilen machten zuletzt auch die Ankündigungen von Aldi, seinen Mitarbeitern branchenweit am besten zu entlohnen. Auch Lidl hat angekündigt, mehr als den gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen. Als erfolgreich galten auch Werbekampagnen im vergangenen Sommer. Aldi trat als Sponsor der britischen Olympiamannschaft auf und Lidl förderte die britischen Teams bei der Fußball-Europameisterschaft.

Für McKevitt gilt es als ausgemacht, dass die Discounter mindestens bis etwa 2020 weiterwachsen werden, hauptsächlich mit neu eröffneten Filialen. In den kommenden fünf Jahren will Aldi die Zahl seiner Märkte von bislang 660 auf 1000 erhöhen. Lidl unterhält ähnlich viele Läden auf der Insel und will langfristig sogar auf 1500 Filialen kommen. Doch die Experten der Investmentgesellschaft Alliance Bernstein sind skeptisch. Sie glauben, dass weitere Neueröffnungen bald auf dem Prüfstand stehen werden. Die Discounter selbst geben sich unbeeindruckt. "Business as usual", hieß es bei Aldi nach dem Brexit-Votum im vergangenen Jahr./cmy/DP/zb

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