Lebensmittellogistik der Superlative
Brot und mehr für die Schweiz
60'000 Tonnen Brot und Backwaren stellt Coop am neuen Logistikstandort in Schafisheim her. 350 Filialen beliefert der Grossverteiler von dort aus mit Lebensmitteln und weiteren Gütern des täglichen Bedarfs. Schafisheim ist auch Ausgangspunkt für den nationalen Vertrieb von Tiefkühlprodukten. Kurz: Hier wird tagtäglich eine logistische Meisterleistung erbracht.
IE Industrial Engineering
IE Industrial Engineering
IE Industrial Engineering
IE Industrial Engineering
IE Industrial Engineering
IE Industrial Engineering
IE Industrial Engineering
«Wir haben Grosses vor», so die Absichtserklärung des Leiters Logistik von Coop, Leo Ebneter, als vor rund sieben Jahren die Planung eines neuen Logistikzentrums in Angriff genommen wurde. Heute ist klar, welche Dimensionen ihm damals vorgeschwebt haben: Im aargauischen Schafisheim ist nach drei Jahren Bauzeit ein Gebäudekomplex entstanden, der in der Lebensmittellogistik in jeder Hinsicht neue Massstäbe setzt. «Was der neue Gotthard-Basistunnel für die Schweiz ist, ist Schafisheim für die Coop-Logistik», meint Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Coop.
Das Mammutprojekt ist ein Meilenstein in der Umsetzung der Logistik- und Bäckereistrategie 2015+ von Coop. Diese wiederum ist Bestandteil der CO2-Vision des Grossverteilers, die vorsieht, dass bis 2023 das Gesamtunternehmen weitgehend CO2-neutral betrieben werden soll. Dazu gehört die sukzessive Verlagerung der Transporte von der Strasse auf die Schiene. Schon heute wickelt Coop rund zwei Drittel der Warentransporte per Eisenbahn ab.
Konzentration von drei Geschäftsbereichen an einem Standort
Im neuen Gebäudekomplex in Schafisheim hat Coop drei Bereiche an einem verkehrs- und vertriebstechnisch optimal gelegenen Standort direkt an der Wirtschaftsachse der Schweiz angesiedelt. Zum einen ist hier die grösste Bäckerei der Schweiz und eine der modernsten Europas entstanden: An traditionellen Holzbacköfen und leistungsfähigen Anlagen mit hohem Automationsgrad sind rund 600 Mitarbeitende in Dreischichtbetrieb tätig. Während der Nacht backen sie frische Brote, Kuchen, Torten, Rouladen und weiteres schmackhaftes Gebäck. Tagsüber stellen sie Teiglinge her – also vorgefertigte Produkte aus Rohteig – die vor Ort im Tiefkühllager eingefroren, in die Filialen verteilt und dort aufgebacken werden.
Der zweite Bereich, den Coop in Schafisheim angesiedelt hat, ist die nationale Verteilzentrale für tiefgekühlte Lebensmittel aller Art mit voll automatisierter Lagerbewirtschaftung und Kommissionierung. Von hier aus werden die Coop-Supermärkte und Coop-Pronto-Shops in der ganzen Schweiz mit Tiefkühl-Pizzen, gefrorenem Gemüse, Glacé-Spezialitäten und weiteren tiefgekühlten Produkten beliefert. Als dritte Funktion hat Coop am Standort Schafisheim eine regionale Verteilzentrale für das gesamte Coop-Sortiment eingerichtet. Beliefert werden die rund 360 Verkaufsstellen im Grossraum Zürich, in der Nordwest- und Zentralschweiz, die in einer einzigen Verkaufsregion zusammengefasst wurden. In Ergänzung zu den Produktions- und Vertriebssystemen verfügt der Logistikstandort über eine Leergutzentrale, wo die Retouren aus den Filialen aufgenommen und der Weiterverarbeitung zugeführt werden.
Grösse als grosse Herausforderung für alle Beteiligten
Für die Planung und Realisation eines so ambitionierten und komplexen Grossprojektes braucht es Partner, die nicht nur über planerische, logistische und bauliche Kompetenzen verfügen, sondern auch mit den spezifischen Rahmenbedingungen und Anforderungen der Lebensmittelindustrie vertraut sind. Bei einer Gesamtinvestition von 600 Millionen Franken, einer Bruttogeschossfläche von 240'000 m2 und einem Bauvolumen, das in etwa 200 Einfamilienhäusern entspricht, lässt die Qualifikation des Planungspartners keine Kompromisse zu. Coop entschied sich für eine Zusammenarbeit mit der zur IE Group gehörenden IE Food Engineering, die ihre Kompetenzen im Fabrikbau im Lebensmittelsektor bei zahlreichen Projekten unter Beweis gestellt hat.
Kooperative Planung durch Experten aus verschiedenen Disziplinen
Für das Planungsunternehmen war die Erstellung des neuen Coop-Logistikzentrums allein schon aufgrund der gewaltigen Dimensionen und der logistischen Komplexität trotz langjähriger Erfahrung eine grosse Herausforderung. Grundvoraussetzung für das Gelingen des Projektes war eine kooperative Planung unter Führung und Beteiligung von Spezialisten auf Seiten der Bauherrin und den Ingenieuren und Architekten der IE Food. Als weiterer wichtiger Partner wurde die auf innerbetriebliche Logistiklösungen spezialisierte TGW Logistic Group ins Boot geholt. Insgesamt waren rund 200 Fachpersonen aus verschiedensten Disziplinen in der Projektorganisation involviert. Die Koordination erfolgte im Rahmen eines langfristig ausgelegten Sitzungskalenders mit fixen Terminen, der mit den Entscheidungsträgern der Bauherrin abgestimmt war. Für die Planung und Realisierung wurde ein Masterplan entwickelt, in dem die einzelnen Bauetappen definiert und terminiert wurden und mit den betrieblichen Bedürfnissen in Einklang zu bringen waren.
Das Coop-Logistikzentrum in Schafisheim mit der Erstellung des Neubaus für die Grossbäckerei und das Tiefkühllager ist ein Musterbeispiel für die erfolgreiche Bewältigung vielfältiger und komplexer Herausforderungen, die sich im Fabrikbau stellen können:
1. Hohe Produktionsvolumen auf begrenzter Baufläche
Um die geplanten Kapazitäten auf den 40'000 zur Verfügung stehenden Quadratmetern sicherzustellen, musste in der Vertikalen geplant werden. Dies mit entsprechenden Auswirkungen auf die Planung der Prozessorganisation. Nachdem die Bauhöhe mit dem Segen der Behörden von 18 auf 25 Meter erhöht werden konnte, wurde der Bau eines achtstöckigen Gebäudes möglich: 25 Meter in die Höhe und 25 Meter in die Tiefe. Diese Lösung ist das Ergebnis einer Vielzahl von Computersimulationen, mit denen verschiedene Planungsvarianten evaluiert wurden.
2. Aus der Funktion entwickelte Gebäudestruktur
Der bewährte IE-Planungsansatz «von innen nach aussen» kam auch in Schafisheim zur Anwendung. Am Ende der Produktionsstrassen der Bäckerei schliesst sich in gleicher Höhe das Tiefkühlzentrum an. Die Backwaren gelangen auf kurzen Wegen direkt in das Tiefkühllager und über eine Passerelle in die Verteilzentrale.
3. Durchdachtes Konstruktionsprinzip
Auf den beiden produzierenden Etagen wurden die Betonstützen der Tragstruktur für das Gebäude mit Konsolen ausgestattet. Diese ermöglichten es, jeweils zwei Backlinien übereinander anzuordnen. Die obere Produktionsstrasse ruht auf den Konsolen der Betonstützen.
4. Verknüpfung der Intralogistik mit dem externen Logistikkonzept des Grossverteilers
Die auf die Minute genau kalkulierten Fahrpläne für die Aus- und Anlieferungen der Camions geben den Takt für die internen Logistiksysteme vor. In Schafisheim wurden die Förderprozesse, die Lagerbewirtschaftung, die Kommissionierung und die Bereitstellung der Waren weitestgehend automatisiert. Die Abläufe sind nach dem Prinzip «First in – First out» organisiert. Zum Einsatz kommen modernste Lagersysteme, Shuttlefahrzeuge, Robotik- und Puffersysteme.
5. Haustechnik mit ökologischem Mehrwert
Dass Coop einer umweltgerechten Geschäftstätigkeit enorm hohe Priorität einräumt, zeigt sich in der Haustechnik des Logistikzentrums: Die Öfen der Grossbäckerei werden zu 70 Prozent mit Energie aus der hauseigenen Biomasse-Heizzentrale beheizt. Energieträger sind zur Hauptsache organische Getreideabfälle aus der Getreidemühle Swissmill in Zürich. Mit der nachhaltigen Energieerzeugung reduziert Coop den CO2-Ausstoss um rund 10'000 Tonnen pro Jahr. Genutzt wird in Schafisheim auch die Prozesswärme aus der Bäckerei und dem Biomasse-Kraftwerk. Sie dient der Beheizung der Räume und der Dampferzeugung und deckt zum Beispiel den Energiebedarf für die Raumwärme in den beiden grössten Gebäuden auf dem Areal vollständig ab.
6. Bauen bei gleichzeitiger Montage der Anlagen und laufenden Betrieb
Um Zeit zu sparen, mussten die Anlagen für die Logistik und die Bäckerei bereits in der Rohbauphase eingebracht werden. Zudem durfte der Betrieb in der bestehenden Logistikzentrale auf dem Areal nicht gestört werden. Entsprechend anspruchsvoll war die Organisation der Baustellenlogistik, die den unterschiedlich gelagerten betrieblichen und baulichen Bedürfnissen Rechnung tragen musste. In den Spitzenzeiten fanden trotz eigenem Betonwerk vor Ort täglich bis zu 100 Materialtransporte per LKW statt.
7. Laufendes Controlling des Baufortschritts
Die Kostenentwicklung und die Termine der Teilprojekte wurden permanent überwacht und die Daten des Controllings auf der Ebene des Gesamtprojektes konsolidiert. Auch für alle Aktivitäten auf der Baustelle wurde ein Monitoring eingerichtet, sodass Mängel umgehend behoben und dokumentiert werden konnten.
Am 22. Juni 2016 wurde das Coop-Logistikzentrum in Schafisheim nach einer Bauzeit von drei Jahren im Beisein von Frau Bundesrätin Doris Leuthard und weiteren prominenten Gästen feierlich eröffnet. Es steht als Zeichen dafür, dass Grossprojekte zeit-, termin- und kostengerecht umgesetzt werden können, wenn alle Beteiligten am gleichen Strick ziehen und partnerschaftlich zusammenwirken.