Kein Tee ohne Pestizid-Rückstände

Der große GLOBAL 2000 Tee Test

30.03.2017 - Österreich

GLOBAL 2000 hat gemeinsam mit der AK Niederösterreich Schwarztees auf gesundheitsschädliche Substanzen getestet. 33 Proben, von Earl Grey über English Breakfast zu Darjeeling, wurden auf Rückstände von Pestiziden untersucht. Kein einziger Tee war frei von Pestiziden. Die Mengen der Rückstände sind zwar für KonsumentInnen nach derzeitigem Wissenstand nicht besorgniserregend, die Auswirkungen der gefundenen Pestizid-Cocktails sind allerdings unklar. Für die Umwelt und die ArbeiterInnen auf den Teeplantagen besteht auf jeden Fall eine erhebliche Gefährdung. 

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Auswirkungen von Pestizid-Cocktails unklar

Dr. Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei GLOBAL 2000, zu den Ergebnissen: „Bis zu 14 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe haben wir auf den Tees gefunden. Die nachgewiesenen Mengen sind zwar sehr gering, im Vergleich zu Obst oder Gemüse zum Beispiel etwa zehnmal niedriger, aber über das Zusammenwirken solcher ‚Pestizid-Cocktails‘ ist noch sehr wenig bekannt. Viele der gefundenen Substanzen stehen außerdem im Verdacht, krebserregend oder fortpflanzungsschädigend zu sein.“ Bei zwei Tees wurde sogar der gesetzliche Höchstwert eines Wirkstoffs überschritten. Die gefundene Substanz, Anthrachinon genannt, wird allerdings nicht nur als Pestizid verwendet, sondern kann auch aus Verbrennungsabgasen stammen. Bei der Trocknung und Fermentierung kann der Schwarztee damit in Berührung kommen, wodurch sich erklären lässt, dass auf fast 80% der Tees dieser krebserregende Stoff gefunden wurde. Einige Tee-Hersteller versuchen bereits, die Tee-Produktionsprozesse zu optimieren, und wie sich zeigt, sind manche durchwegs erfolgreich, da auf 7 Tees gar keine Rückstände dieses Wirkstoffes gefunden wurden. Sichere Produktionsbedingungen sollten zur selbstverständlichen Praxis werden.

Geringe Gefahr für KonsumentInnen - Lebensgefahr für ArbeiterInnen

Unter den gefundenen Pestiziden waren auch viele, die in der EU schon seit Jahren nicht mehr zugelassen sind, meist wegen gesundheitlicher oder umwelttoxikologischer Bedenken. Trotzdem dürfen diese Stoffe in den Produktionsländern weiter verwendet werden. Die betroffenen Substanzen wurden zwar meist nur in Spuren gefunden, aber die Rückstände lassen erahnen, wie die Praxis auf den Tee-Plantagen aussieht. Über 300 Schädlinge sind bei Tee bekannt (Insekten und Schimmelpilze), und diese werden auf konventionellen Plantagen mit einer Unzahl an Spritzmitteln bekämpft. Auf manchen Plantagen werden die Pestizide sogar noch großflächig mit dem Flugzeug versprüht. Die ArbeiterInnen müssen mit Wirkstoffen hantieren, die zum Teil lebensgefährlich beim Einatmen sind. Täglich kommen die PflückerInnen mit den Rückständen dieser Gifte in Berührung.

DI Helmut Bohacek, Ernährungs-Experte der Arbeiterkammer Niederösterreich, zu den Arbeitsbedingungen: „Viele ArbeiterInnen hantieren ohne Schutzanzüge mit den gefährlichen Substanzen, da sie diese von ihrem eigenen Lohn kaufen müssten. Zertifizierungen für soziale Standards wie Fairtrade schreiben vor, dass Schutzkleidung vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden muss. Aber nur 40% der von uns untersuchten Tees wiesen solche Zertifizierungen auf“.

Strengere Maßnahmen zur Pestizid-Reduktion dringend nötig

Der intensive Einsatz von Pestiziden auf den konventionellen Feldern führt dazu, dass Spuren von Wirkstoffen sogar auf Bio-Produkten zu finden sind, da die Stoffe durch den Wind über weite Distanzen auf andere Plantagen verfrachtet werden. Daher waren selbst die untersuchten Bio Tees nicht ganz frei von Rückständen. Novak erklärt: „Im biologischen Anbau dürfen keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet werden und Bio Tees waren auch etwa zehnmal weniger mit Pestizid-Rückständen belastet als die konventionellen Tees. Nicht verwunderlich, dass daher im Test nur Bio-Tees die Note „empfehlenswert“ erhalten haben.“

Als Tipp für KonsumentInnen empfiehlt das Expertenteam von AK NÖ und GLOBAL 2000: Kaufen Sie nur Tees aus biologischer Landwirtschaft, da im Bio-Anbau keine Pestizide eingesetzt werden dürfen und die Belastung deutlich geringer ist. Wenn der Tee noch zusätzlich eine Zertifizierung für soziale Standards aufweist, können Sie sicher sein, dass es sowohl den ArbeiterInnen als auch der Umwelt besser geht.

„Generell haben aber Gifte wie Pestizide in Lebensmitteln nichts verloren, und die Hersteller ebenso wie die EU sind gefordert, hier vorsorgeorientierte Maßstäbe zu schaffen. Auch der Handel ist aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und KonsumentInnen genauso wie ArbeiterInnen zu schützen. Die Lieferkette muss strengeren Prüfungen unterzogen werden und muss Umwelt, Gesundheit und soziale Standards berücksichtigen. Wir fordern vom österreichischen Einzelhandel: Macht den Tee fair und bio!“, so Novak abschließend.

Die Tee-Test Ergebnistabelle von Global 2000 ist oben rechts im Kasten verlinkt.

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