Fisch ist nicht gleich Fisch

Fisch - Allergiker müssten nicht auf diese gesunde Kost verzichten

10.10.2017 - Luxemburg

Bisher lautete der Rat an Menschen mit einer Allergie gegen Fisch, dieses Lebensmittel komplett zu vermeiden. Doch nun hat ein internationales Forscherteam um Dr. Annette Kühn und Professor Markus Ollert vom Luxembourg Institute of Health (LIH) und Dr. Martin Sørensen von der Uniklinik Nord Norwegen in Tromsø nachgewiesen, dass Fischallergiker nicht zwangsläufig auf den Genuss dieser gesunden Kost verzichten müssen.

dannymoore1973/Pixabay

„Wir konnten in unserer Studie zeigen, dass etwa jeder dritte Betroffene auf einzelne Fischarten nicht allergisch reagiert, so Dr. Kühn vom Department of Infection and Immunity am LIH. „Zudem ist es uns gelungen, bestimmte Marker zu identifizieren, anhand derer man Personen mit einer Allergie gegen ein oder mehrere Fischarten unterscheiden kann.“ „Dies ist wichtig, um unnötige Ernährungseinschränkungen zu vermeiden, vor allem bei allergischen Kindern, die sehr oft mehrere Lebensmittelallergien haben“, fügt Dr. Sørensen hinzu.

Das Wissenschaftlerteam hat seine Ergebnisse jetzt in der Oktoberausgabe des weltweit bedeutendsten wissenschaftlichen Fachjournals für Allergieerkrankungen, dem „Journal of Allergy and Clinical Immunology“, veröffentlicht. „Die in Luxemburg durchgeführte Forschung ist sehr wertvoll. Ohne die Kompetenz des LIH in molekularer Allergologie wäre es nicht möglich gewesen die Studie durchzuführen“, betont Dr. Sørensen.

Fisch ist ein wichtiger Lieferant leicht verdaulicher Eiweiße und versorgt den Körper mit Jod und lebensnotwendigen Omega-3-Fettsäuren. Doch gleichzeitig gehört Fisch zu den Nahrungsmitteln, die sehr häufig eine lebenslange Nahrungsmittelallergie mit deutlichen Symptomen auslösen. Weltweit sind geschätzt etwa 0,1 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. In Luxemburg, wo aufgrund des hohen Anteils der Bevölkerung aus dem mediterranen Raum viel Fisch konsumiert und verarbeitet wird, kommen diese Allergien jedoch häufiger vor.

Manche Allergiker tolerieren bestimmte Fischarten und bräuchten daher trotz ihrer Überempfindlichkeit nicht auf diese wertvolle Eiweißquelle verzichten. „Ob eine Allergie gegen viele verschiedene Fischarten, eine sogenannte Kreuzallergie vorliegt, konnten Allergologen bisher nur in sehr aufwändigen Tests herausfinden, bei denen Betroffenen Fisch oral verabreicht wird“, so Dr. Kühn. Um die Labordiagnostik bei Fischallergikern zu vereinfachen, hat die Forscherin nun gemeinsam mit Kollegen aus Norwegen und Schweden bestimmte Marker im Blut von Patienten identifiziert. Dazu hat das Team 35 Patienten mit einer nachgewiesenen Fischallergie Kabeljau, Lachs und Makrele verabreicht und anschließend bestimmte Antikörper in deren Blut gemessen. Antikörper werden vom Immunsystem allergischer Menschen als Reaktion auf bestimmte Eiweiße in Lebensmitteln gebildet, auf die der Betroffene überreagiert. Menschen mit einer Fischallergie reagieren meist auf Parvalbumin, ein Eiweiß, das insbesondere in den Muskelzellen des weißen Fleisches verschiedener Fischarten vorkommt. Kürzlich haben Dr. Kühn und ihre Kollegen jedoch gezeigt, dass auch die Fischeiweiße Enolase und Aldolase eine Überreaktion auslösen können (Kühn et al. Clinical & Experimental Allergy 2013).

In ihrer aktuellen Studie haben die Forscher nun nachgewiesen, dass Allergiker unterschiedliche Antikörper bilden, je nachdem, ob sie nur auf Parvalbumin oder auch gegen die Fisch-Eiweiße Enolase und Aldolase überempfindlich reagieren. Damit haben Dr. Kühn und ihre Kollegen erstmals zeigen können, dass sich Personen mit einer Kreuzallergie gegen mehrere Fischarten anhand spezifischer Marker (Antikörper) unterscheiden lassen. „Somit eröffnet diese Form der kliniknahen Allergieforschung ganz neue Möglichkeiten einer molekularen und damit personalisierten Allergiediagnostik“, so Dr. Kühn. „Mithilfe dieser spezifischen Antikörper wird es in Zukunft hoffentlich möglich sein, bestimmte Formen der Fischallergie frühzeitig zu identifizieren und den Betroffenen sinnvolle Ernährungstipps zur Risikovermeidung zu geben.“ Zugleich kann dieses Wissen Allergieforschern möglicherweise in Zukunft dabei helfen, gefährdete Menschen vor einer Sensibilisierung durch bestimmte Fischeiweiße zu bewahren und damit der Allergieentwicklung vorzubeugen.

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