Mineralölrückstände in Lebensmitteln – Wirtschaft minimiert erfolgreich

11.12.2017 - Deutschland

Anlässlich des 17. Verbraucherschutzforums des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zum Thema „Mineralöl im Fokus des gesundheitlichen Verbraucherschutzes“ weist der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL) auf die erfolgreichen Maßnahmen der Lebensmittelwirtschaft hin. Dr. Sieglinde Stähle, Wissenschaftliche Leitung beim BLL, erklärt: „Die Lebensmittelwirtschaft tut alles in ihrer Macht stehende, um zur Reduzierung des Eintrags unerwünschter Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmitteln beizutragen. Auch wenn keine gesundheitliche Gefahr durch die gemessenen Werte besteht, bleibt Mineralöl natürlich unerwünscht in Lebensmitteln. Viele der bereits getroffenen Maßnahmen der Wirtschaft zeigen messbare Erfolge, was u. a. auch die Untersuchungen verschiedener Produkttests durch Warentester und Verbraucherschutzorganisationen belegen.“

Bei sehr vielen Verpackungskonzepten wurden die Recyclingfaseranteile z. B. durch Frischfaser-Materialien ersetzt oder sie finden nur in Kombination mit schützenden Barrieren Verwendung z. B. durch Einsatz von Innenbeuteln in Faltschachten oder durch innovative beschichtete, migrationshemmende Papiermaterialen sowie Mehrschichtmaterialien. Auch bei Um- und Transport-Kartonagen sind bedeutende Innovationen erfolgt. „Für Lebensmittelverpackungen werden seit Jahren keine mineralölhaltigen sondern migrationsarme Druckfarben eingesetzt. Auch für die Zeitungsbedruckung stehen alternative, pflanzenölbasierte Druckfarben zur Verfügung, die jedoch leider bis heute von den Verlagshäusern nicht eingesetzt werden, weshalb die Problembehandlung an der Quelle nicht zureichend ist“, erläutert Dr. Stähle.

Eine praktische Hilfe für Lebensmittelunternehmen bietet die neue „BLL-Toolbox zur Vermeidung von Einträgen unerwünschter Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmitteln“. Die Toolbox ist nicht nur ein Informationsangebot zum derzeitigen Erkenntnisstand und liefert nützliche Hinweise zur Analytik, sondern ermöglicht Prozess- und Schwachstellenanalysen über die gesamte Lieferkette hinweg. „Wir geben den Unternehmen mit der Toolbox praktische Anregungen für Maßnahmen, mit denen je nach Eintragspfad, Quelle und Substanz unerwünschte Einträge identifiziert verringert oder auch ganz vermieden werden können“, erläutert Dr. Stähle. „Dieser umfangreiche Werkzeugkasten ist dank der Zusammenarbeit einschlägiger Experten unterschiedlicher Bereiche entstanden und bildet für uns als Lebensmittelwirtschaft die Informationsgrundlage für sachliche Diskurse und leistbare Lösungen.“

In Bezug auf die Diskussion um eine nationale Mineralölverordnung ist für die Wirtschaft nur eine europäische Lösung annehmbar: „Eine deutsche Vorschrift ist weder ein geeigneter noch ein erforderlicher Beitrag. Abgesehen davon, dass der vorliegende Entwurf keine Rechtssicherheit bietet, stellt er einen unverhältnismäßigen Eingriff und Behinderung der Märkte dar.“

Die Eintragswege für Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmittel sind vielfältig und können auf allen Stufen vom Anbau über die Verarbeitung bis zum Handel stattfinden, das heißt nicht nur durch Migration aus recyclingfaserhaltigen Verpackungsmaterialien und/oder aus Verpackungen mit mineralölhaltigen Druckfarben, sondern auch durch unbeabsichtigte Kontaminationen, die auf allen Stufen einer gesamten Prozesskette hinweg möglich sind. Dies ist zum einen durch eine umweltbedingte Grundbelastung von Lebensmittelrohstoffen mit Mineralölkohlenwasserstoffen, beispielsweise durch Verbrennungsprozesse (u. a. Abgase von Verbrennungsmotoren, Emissionen aus Energieversorgungs- und Industrieanlagen usw.) sowie durch Feinstaub aus dem Straßenverkehr gegeben. Dr. Stähle betont: „Eine häufig geforderte Nulltoleranz kann aufgrund dieser umweltbedingten und folglich unvermeidbare Grundbelastung gar nicht eingehalten werden. Aus heutiger gesundheitlicher Sicht ist dies aber auch keinesfalls erforderlich. Das sollte in der Diskussion immer beachtet werden.“

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