Positive Wirkung der Bittergurke

20.02.2018 - Deutschland

Gießener Arbeitsgruppe zeigt blutzuckersenkende Wirkung von Bittergurke-Extrakt – Ergebnisse der Studie im Journal of Ethnopharmacology publiziert.

Ein Bittergurke-Extrakt kann den Nüchternblutzucker bei Menschen im Frühstadium einer Zuckerkrankheit vom Typ 2 – sogenannte Prädiabetiker – deutlich senken. Der Nachweis für diesen positiven Effekt der Bittergurke konnten Ernährungswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler  im Rahmen eines randomisierten Doppelblindversuchs erbringen, bei dem die Versuchspersonen unter Verwendung eines Zufallsmechanismus unterschiedlichen Gruppen zugeordnet wurden. Die  Ergebnisse der Studie sind jetzt im internationalen Journal of Ethnopharmacology erschienen. Sie bauen auf gemeinsame Forschungsarbeiten in Gießen, Taiwan und Tansania auf,  bei denen in den vergangenen zehn Jahren die blutzuckersenkende Wirkung der Bittergurke (Momordica charantia) untersucht wurde.

Aus ethischen Gründen seien nur Probandinnen und Probanden in die Studie eingeschlossen worden, die sich im Frühstadium einer Erkrankung an Diabetes mellitus befanden und noch keine medikamentöse Therapie benötigten, erläutert der Leiter der Studie, Prof. i.R. Dr. Michael Krawinkel vom Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Die Auswahl dieser Studiengruppe bringe es zwangsläufig mit sich, dass die gemessenen Abweichungen nicht sehr groß sind. Umso schwieriger sei es gewesen, die Wirkung nachzuweisen. Dies sei aber auf jeden Fall gelungen. Denn die Studie ergab:  Der Effekt auf den Nüchternblutzucker fällt umso größer aus, je höher der Ausgangswert ist. Für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heißt dies: Für die Gruppe der Diabetiker lässt sich ein noch stärkerer Effekt erwarten, als er bei den Prädiabetikern beobachtet werden konnte.

Da der diätetische Ansatz für Menschen von besonderer Bedeutung ist, die keinen sicheren Zugang zu adäquater medikamentöser Behandlung haben, wurde die Studie in der Stadt Moshi in Tansania am Kilimanjaro Christian Medical Center durchgeführt.

In den letzten Jahrzehnten haben sich chronische nicht-infektiöse Krankheiten wie der Diabetes mellitus Typ 2 weltweit stark ausgebreitet, weil sich die Ernährungsgewohnheiten verändert haben. Das stellt nicht nur die einzelnen Menschen und ihre Familien, sondern auch die Entscheidungsträger in Ländern mit wenig Geld für das Gesundheitswesen vor enorme Herausforderungen. Daraus ermisst sich die Bedeutung der Prävention und Behandlung durch eine Ernährung, die der Zuckerkrankheit und ihren Folgen vorbeugt.  Bei dieser Ernährung können neben allgemeinen Regeln spezielle Gemüse eine besondere Rolle spielen.

Dass die Bittergurke (englisch ‚karela’ oder auch ‚bitter melon’) den Blutzucker beeinflusst, ist zwar schon länger bekannt, aber bisher gab es keine Studie, die den Effekt wissenschaftlich haltbar als signifikant zeigen konnte.

Das Untersuchungsmaterial aus Bittergurke und Gurke zum Vergleich wurde im World Vegetable Center in Taiwan hergestellt, in dem in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Internationale Ernährung des Gießener Instituts für Ernährungswissenschaft auch Vorstudien durchgeführt worden waren. Diese zeigten, dass nicht ein einzelner Wirkstoff, sondern mehrere Komponenten für den Effekt der Bittergurke verantwortlich sind.

Das Untersuchungsteam bestand auf Gießener Seite aus Dr. Sandra Habicht, die an der Professur für Ernährung in Prävention und Therapie im Institut für Ernährungswissenschaft der JLU lehrt und forscht, Dr. Christine Ludwig, die inzwischen an der Professur für Ernährungsepidemiologie des Instituts für Ernährungswissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn arbeitet, sowie als Leiter Prof. Dr. Michael Krawinkel, jetzt Prof. i.R. am Institut für Ernährungswissenschaft.


Publikation

Michael B.Krawinkel, Christine Ludwig, Mark E.Swaib, Ray-yu Yang, Kwok PanChund, Sandra D. Habicht: Bitter gourd reduces elevated fasting plasma glucose levels in an intervention study among prediabetics in Tanzania
Journal of Ethnopharmacology 2018; 216, 1-7.
https://doi.org/10.1016/j.jep.2018.01.016)

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