Biernationenvergleich: Bierland Österreich klar vor Biernation Deutschland

Brau-Bilanz 2017

01.03.2018 - Österreich
  • Biernationenvergleich: Bierland Österreich klar vor Biernation Deutschland

Verband der Brauereien

Brau Bilanz 2017

  • Vizeweltmeistertitel: jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch von 106,1 Liter

  • Craft-Biere: Anzahl wächst, noch aber deutlich unter 1 % des Gesamtausstoßes

  • Geschmacksverderber: Bier zu hoch besteuert

  • Österreich wird einmal mehr seinem Ruf als Bierland gerecht: Während der Bierabsatz in Deutschland ein Rekordtief erreicht hat, konnte die österreichische Brauwirtschaft den Gesamtausstoß 2017 um 1,7 % auf rd. 9,7 Mio. Hektoliter (inkl. alkoholfreiem Bier) steigern. Die Exporte legten um 18,2 % (rd. +175.000 hl; inkl. AF-Bier) zu, im Inland wurde mit rd. 8,5 Mio. hl (rd. -14.000 hl oder -0,2 %; inkl. AF-Bier) praktisch unverändert viel Bier genossen. Für erfrischende Sorten- und Geschmacksvielfalt sorgen aktuell 272 österreichische Brauereien (145 gewerbliche und 127 (Gast-)Haus-Brauereien), der Pro-Kopf-Konsum ist mit rd. 106 Liter oder rd. 212 Krügel pro Jahr (inkl. AF-Bier) unverändert hoch und wird nur von Tschechien überboten. Einzig die hohe Steuerbelastung auf Österreichs Lieblingsgetränk trübt einer aktuellen Umfrage zufolge die Stimmung – fast jeder Zweite hält die Besteuerung von Bier für zu hoch.

    Brauereiverbands-Obmann Sigi Menz: „Das ist schon außergewöhnlich. Österreichs Brauer werden viel höher besteuert als ihre deutschen Nachbarn und ziehen beim Ausstoß dennoch davon. Unser Erfolgsrezept? Qualität, Vielfalt und vor allem: eine spezifisch österreichische Gastlichkeit, eine Atmosphäre des kultivierten Genusses, die Österreichs Brauer gemeinsam mit der österreichischen Gastronomie insbesondere in den letzten Jahren geschaffen haben.“ Weltweites Vorbild in Sachen Bier- und Genusskultur ist Österreich etwa mit der weiterhin an Bedeutung gewinnenden Bier-Sommelier-Ausbildung.

    „Im Unterschied zu Österreich ist in Deutschland der Pro-Kopf-Verbrauch in den letzten Jahren rückläufig“, weiß Menz. „Mit 106,1 Liter pro Kopf und Jahr haben wir unseren Nachbarn, der aktuell geschätzt unter 102 Liter bilanziert, mittlerweile bereits um einige Krügel hinter uns gelassen.“

    Und auch darüber hinaus sprechen die Zahlen klar für das Bierland Österreich: „Während wir uns hierzulande über die aktuelle Bilanz freuen, sind 2017 in Deutschland sowohl der Inlandskonsum um 2,3 %, als auch die Exporte um 3,1 % zurückgegangen“, erklärt die Geschäftsführerin des Brauereiverbandes, Jutta Kaufmann-Kerschbaum. Dieses Bild unterstreicht auch ein Blick in die jüngere Vergangenheit: „In den letzten 25 Jahren mussten unsere deutschen Brauerkollegen einen Absatzverlust von 17 % verkraften. In Österreich hingegen ist der Gesamtausstoß im gleichen Zeitraum mit minus 5 % weitgehend stabil geblieben“, so Kaufmann-Kerschbaum ergänzend.

    Ein Lager/Märzen, bitte!

    Auch 2017 war das Lager/Märzen Bier im Inland die erste Wahl unter den Biersorten. Rd. 5,4 Mio. hl (+/- 0) bedeuten einen Marktanteil von 64 %. Auf den weiteren Plätzen folgen sonstige Vollbiere (rd. 1,3 Mio. hl; -1 %) sowie der Radler mit Alkohol (rd. 430.000 hl; -8 %). Zulegen konnten im vergangenen Jahr Kreativ-Biere (Biere mit außergewöhnlichen natürlichen Rohstoffen bzw. besonderer Herstellungsart) (+1.144 hl oder +80 %), ihr Anteil beträgt aktuell 0,03 % am österreichischen Markt. Mehr verkauft wurde überdies alkoholfreies Weizenbier (+3.928 hl oder +19 %) sowie Spezialbier (+46.619 hl oder +14 %). Die größten Verluste erlitten Leichtbier (-1.697 hl oder -27 %) bzw. Radler mit Alkohol (-39.396 hl oder -8 %).

    Wie bereits in den Jahren zuvor erwies sich die 0,5 l-Glasflasche (Mehrweg und Einweg) als beliebtestes Gebinde der Konsumentinnen und Konsumenten. Sie erreicht einen Marktanteil von etwa 44 % oder 3,76 Mio. hl. Die 0,33 l-Flasche bilanziert mit rd. 10 % Marktanteil bzw. 832.000 hl. Der Mehrweg-Anteil bei Bier betrug 2017 rd. 69 %.

    Runter mit der Biersteuer

    Kauft man hierzulande im Lebensmitteleinzelhandel eine Flasche Bier, entfallen rund 30 % der Kosten auf Bier- und Umsatzsteuer. „Das ist wohl das Einzige, das am österreichischen Bier nicht schmeckt“, so Brauereiverbands-Obmann Sigi Menz. „Seit Jahren weisen wir auf die enorme Belastung hin. Allein die Biersteuer, die mehr als das 2,5-fache der deutschen Biersteuer beträgt, muss endlich auf ein faires Niveau gesenkt werden. Schluss mit dem Druck auf Brauereien, Schluss mit der Abzocke von Konsumentinnen und Konsumenten.“

    Die österreichische Biersteuer wurde im Jahr 2000 als Ersatz für die Getränkesteuer drastisch erhöht – und bringt dem Finanzminister jährlich rund 200 Millionen Euro. Im Jahr 2017 spülten die gesamten Steuern auf Bier insgesamt rd. 700 Millionen Euro in die Staatskasse.

    Menz stellt klar: „Österreich hat beim Bier eine der höchsten Abgabenquoten in ganz Europa! Wir fordern die neue Bundesregierung auf, endlich die Diskriminierung der österreichischen Brauwirtschaft zu beenden.“

    Bier in bester Gesellschaft

    Laut aktueller Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Marketagent.com trinken die Österreicherinnen und Österreicher ihr Bier am liebsten in Gesellschaft. Rund 77,5 % gaben an, dass der Bier-Genuss am schönsten mit Freunden oder Bekannten ist, zu Geburtstagen, Feiern oder Grillfesten. Als perfekter Ort für ein Gläschen Bier liegt das private Umfeld mit 77,3 % knapp vor der Gastronomie (71,4 %). 45,2 % aller Befragten erachten die hohe Gesamtbesteuerung auf Bier als schädlich für Brauereien, Wirte, Konsumentinnen und Konsumenten. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass an dieser Frage auch Nicht-Biertrinker teilnahmen. Ebenso erfreulich: die Charakteristika des Bierlandes Österreich. Auch hier sind die Antworten von Nicht-Biertrinkern enthalten. Für rd. 70 % gehört Bier zur österreichischen Kultur. Knapp dahinter folgt die Zustimmung zum Bierland Österreich (rd. 65 %) sowie zu Bier als wichtigen Wirtschaftsfaktor (rd. 60 %).

    „Brauereianzahl, Angebotsdichte und Geschmacksvielfalt sind so hoch wie nie. Und trotz steuerlicher Schikanen ist der Braubranche auch 2017 ein überaus respektables Ergebnis gelungen“, so Sigi Menz abschließend.

     

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