Tierwissenschaften der Universität Bonn haben einen „EiScienceShop“ eröffnet
Wissenswertes rund um Huhn und Ei
Uni Bonn
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„Eierverkauf“ – das Schild am Parkplatz der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst der Universität Bonn im Ortsteil Vinxel der Siebengebirgsstadt Königswinter weist vom Parkplatz aus den Weg. Früher wurden hier quasi über den Schreibtisch hinweg die Eier aus der mehrere Hundert Tiere umfassenden Hühnerhaltung an Kunden abgegeben. Inzwischen wurde dieser kleine Raum zum „EiScienceShop“ hergerichtet. In den Regalen liegen in Kartons verschiedenste Eier der unterschiedlichen Geflügelrassen: große und kleine, weiße und braune – auch die gefleckten der Wachtel sind dabei. An den Wänden hängen zahlreiche Plakate mit für Laien interessanten wissenschaftlichen Ergebnissen.
„Wir möchten hier mit den Verbrauchern ins Gespräch kommen“, sagt Projektleiterin Dr. Inga Tiemann vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn, zuständig für Nutztierethologie, Tierwohl und tiergenetische Ressourcen. Rund 200 verschiedene Hühnerrassen gibt es in Deutschland, aber maximal vier Rassen werden für den Lebensmittelmarkt genutzt. Der Nachfragetrend geht derzeit unter anderem zur Freilandhaltung. „Das ist eine Herausforderung, da in der Historie der Wirtschaftsgeflügelzucht lange die Käfighaltung Maßstab war“, berichtet die Verhaltensforscherin. Für die Anpassung ans Freiland müssen nun erst vorhandene Linien auf neue Zuchtziele angepasst oder kaum noch genutzte Rassen wiederentdeckt werden. Die Station Frankenforst hält mehrere dieser alten Rassen.
Moderne Geflügelhaltung aus der Perspektive des Huhns
Der EiScienceShop unterstützt das bald startende Forschungsprojekt „Open Livestock in der Landwirtschaft – Moderne Geflügelhaltung aus der biologischen Perspektive des Huhns“, das vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW in den nächsten drei Jahren mit rund 160.000 Euro gefördert wird. Demnächst wird hierfür auch, mit großer Unterstützung des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW, der Landwirtschaftlichen Fakultät und ihrer Außenlabore, eine neue Stallanlage entstehen. Mit ihr soll untersucht werden, unter welchen Umweltbedingungen vom Licht über die Raumaufteilung bis hin zu ergonomischen Sitzstangen Hühner in einer modernen Haltung am besten zurechtkommen.
Mit einem System aus Kameras und einer Tracking-Software werden die Hühner in dem Stall beim Fressen, Scharren, Staubbaden und Picken aufgezeichnet. Die Daten werden automatisch etwa hinsichtlich des Stressverhaltens ausgewertet. „Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für die Hühnerhaltung der Zukunft“, sagt die Doktorandin Sonja Hillemacher, die in dem Projekt mitarbeitet. Ein Besuchergang soll dann den Kunden des EiScienceShops auch einen Blick in die Forschungs-Stallanlage ermöglichen.
Die Wissenschaftler möchten ihre Begeisterung auch Laien vermitteln und zeigen, wie moderne Hühnerzucht funktioniert. „Wer zum Beispiel über die verschiedenen Haltungsmöglichkeiten Bescheid weiß, kann leichter eine fundierte Entscheidung treffen, welche Tierhaltung beim Eierkauf bevorzugt wird“, sagt Tiemann. In den nächsten Monaten wollen die Forscher erst einmal mit dem von Wissenschaftsläden entlehnten Konzept experimentieren. „Jeder ist eingeladen, mit uns im EiScienceShop zu diskutieren“, freut sich die Forscherin. Aber auch Ideen für künftige Forschungsprojekte sind willkommen.
Wissensfrage: „Wir kennen unsere Eier aus dem FF!“ lautet das Motto des EiScienceShops. Wie lässt sich am Huhn erkennen, welche Farbe die Eier haben, die es legt? Das verrät die Farbe der Ohrscheibe - es handelt sich dabei um die Hautlappen unter dem Ohr. Hat ein Huhn farbige Ohrscheiben, sind die Eier meist braun, weiße Ohrscheiben sind ein Hinweis auf weiße Eier.