Digitale Metzger gehen auf Trüffeljagd

26.09.2018 - Deutschland

Was hat das erste Digital Lab der Adalbert-Raps-Stiftung gebracht? Ein besseres Google-Ranking und mehr Interaktion auf Facebook sowie Instagram, bilanzieren die Teilnehmer. Die Fleischbranche steckt mitten in ihrer bislang größten Umwälzung: Die Digitalisierung stellt alle Metzger – vom Kleinbetrieb bis zum Filialisten – vor Herausforderungen, bietet ihnen zugleich aber auch neue Chancen. Das Trüffeljagd Digital Lab hilft Fleischern dabei, ihren Betrieb in die digitale Zukunft zu steuern.

Das Trüffeljagd Digital Lab war noch nicht einmal ganz zu Ende, da hatte Max Beck die erste Anregung schon umgesetzt. „Vielleicht zehn Minuten lang habe ich mich hingesetzt“, erzählt der 24-jährige Metzgermeister aus Nordhessen, „und unseren Betrieb bei verschiedenen Online-Verzeichnissen angemeldet.“ Der Aufwand war minimal, der Ertrag jedoch umso erstaunlicher: „Das hat uns bei der Google-Suche sofort weiter nach oben gebracht“, sagt Max Beck.

Bei Jochen Bohnert sind es dagegen seine Social-Media-Kanäle, die durch das Trüffeljagd Digital Lab frischen Wind erhalten haben. „Das Problem bei uns Metzgern ist ja immer, dass wir einfach nicht die nötige Zeit dafür haben“, sagt der Fleischermeister aus Oberkirch in Baden. Doch seit seiner Teilnahme an dem dreitägigen Seminar führe er einen Kalender, mit dem er seine Aktivitäten bei Facebook, Instagram und Co. gezielt vorausplane. „Das macht es mir leichter, diese Arbeit in den Alltag zu integrieren.

Es sind genau diese konkreten Empfehlungen für den eigenen Betrieb, die das Trüffeljagd Digital Lab so wertvoll für die Teilnehmer machen. Rund 25 Metzger, Landwirte und Unternehmer aus der Fleischbranche waren für die erste Auflage des dreitägigen Workshops nach Berlin gekommen. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Adalbert-Raps-Stiftung, deren Vorstand Frank Kühne betont: „Beim Trüffeljagd Digital Lab geht es darum, für jeden Teilnehmer eine individuelle Digitalstrategie für seinen Betrieb zu erarbeiten.“ Schwerpunkte sind dabei die Themen Social Media, Online-Marketing und E-Commerce. „Die Digitalisierung hat das Fleischerhandwerk bereits voll erfasst“, ist Frank Kühne überzeugt. „Metzger, die sich jetzt nicht verändern, werden wir die längste Zeit auf dem Markt gesehen haben.“ Wobei die Digitalisierung nicht nur Herausforderungen für die Betriebe mit sich bringt, sondern auch Chancen. Wie sie diese nutzen können, dafür liefert das Trüffeljagd Digital Lab zahlreiche Anregungen. „Die Metzger gehen bei uns nicht mit einem dicken Ordner voller Papiere und einem schwirrenden Kopf nach Hause“, sagt Frank Kühne. „Sondern sie bekommen ganz konkrete, angepasste Handlungsschritte für ihren Betrieb.“

Diese können dann wiederum ohne großen Aufwand umgesetzt werden – und haben vielerorts bereits Erfolg gebracht, wie Sven Giebler, einer der Referenten des Trüffeljagd Digital Lab, beobachtet hat: „Ich habe seit der Veranstaltung die Facebook- und Instagram-Profile unserer Teilnehmer verfolgt“, sagt der Digital-Experte. „Und da ist ganz klar zu sehen, dass sie direkt, kreativ und effizient in die Umsetzung gegangen sind.“ Wie zum Beispiel Katja Dallmann, die mit ihrer Familie im bayerischen Eußenheim einen Hofladen samt Metzgerei betreibt. Ihrem „Elviras Bauernladen“ folgen bei Facebook fast 2.500 Menschen, bei Instagram war sie hingegen nur sporadisch aktiv – bis zur Trüffeljagd. Dort habe sie „den Anschub bekommen, mich mehr mit dieser Plattform zu beschäftigen“, erzählt Katja Dallmann. Seither steht sie nicht nur auf Facebook in regem Austausch mit ihren Kunden, sie postet auch fleißig bei Instagram. „Mir war davor nicht so ganz klar, wie das mit den Hashtags funktioniert, wie man bei Instagram Geschichten erzählt und welche Inhalte dort gut laufen“, sagt Katja Dallmann. „Doch jetzt habe ich gemerkt, was das für eine spannende Plattform ist, über die man besonders junge Leute erreicht.“

Mindestens genauso wertvoll wie die Vorträge und die anschließenden Praxisübungen war den Teilnehmern der Austausch untereinander. „Man vernetzt sich und bleibt auch danach noch in Kontakt“, sagt Metzgermeister Max Beck. Und seine Trüffeljagd-Kollegin Katja Dallmann resümiert: „Es ist fast unvermeidbar, dass man mit der Zeit etwas betriebsblind wird. Auch deshalb lernt man unwahrscheinlich viel dazu, wenn man sich bei so einer Veranstaltung mit den Kollegen austauscht. Für mich war es sicher nicht die letzte Trüffeljagd.“

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