Büffelmozzarella: VIER PFOTEN deckt erneut Missstände in Italiens Farmen auf

Männliche Kälber als unliebsames Nebenprodukt der Mozzarellaproduktion

05.11.2018 - Österreich

47 Millionen Kilogramm Büffelmozzarella wurden 2017 in Italien produziert. Um der großen Nachfrage am ‚Mozzarella di Bufala Campana DOP‘ gerecht zu werden, setzen viele italienische Bauern auf Effizienz anstatt auf Tierwohl. Die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN veröffentlichte heute Videoaufnahmen aus 12 Büffelfarmen in Kampanien im Süden Italiens. Es sind erschütternde Bilder: tote Kälber, verletzte Büffel und verdreckte Ställe. VIER PFOTEN fordert Supermarktketten, Händler und Produzenten zum Handeln auf.

Vier Pfoten

Männliche Kälber als unliebsames Nebenprodukt der Mozzarellaproduktion

VIER PFOTEN Nutztier-Expertin Hanna Zedlacher berichtet: „Die Aufnahmen zeigen Kälber, die offenbar schon länger tot auf dem Boden liegen – und das vor den Augen der anderen Büffel. Andere lebende Kälber waren so abgemagert, dass sie kaum noch stehen konnten. Ohne Kontakt zu anderen Tieren und vernünftiger Versorgung werden die Kälber in viel zu kleinen, käfigartigen Einzelgehegen gehalten.“

Von der Unterversorgung sind großteils männliche Jungtiere betroffen. Sie sind für die Mozzarellaproduktion unwichtig und gelten somit als lästiges Nebenprodukt. „Rund 30 Tage nach der Geburt sind die Kälber alt genug für den Transport zum Schlachter. Allein 2017 wurden über 52.000 Büffelkälber legal in Italien getötet. Das Fleisch wird meist zu Hundefutter verarbeitet. Die Dunkelziffer verhungerter, und damit illegal getöteter Kälber ist unbekannt“, so Zedlacher.

Das Leiden der weiblichen Büffel

Die von VIER PFOTEN veröffentlichten Aufnahmen zeigen, dass auch die erwachsenen, weiblichen Büffel unter den miserablen Haltungsbedingungen leiden. Um der gestiegenen Nachfrage nach Büffelmilch nachzukommen, setzen viele italienische Bauern auf Intensivtierhaltung mit hohen Tierzahlen und hohen Besatzdichten. Das bedeutet kaum bis wenig Grünauslauf für die Tiere. Wasserbecken oder Gruben, die der Abkühlung dienen, sind selten vorhanden. In den Ställen herrschen sehr schlechte hygienische Verhältnisse. Viele der Büffel leiden an überwachsenen Hufen, Geschwülsten und unbehandelten Verletzungen.

Supermärkte stehen mit in der Verantwortung

Bereits im Sommer 2014 machte VIER PFOTEN auf die schlechte Situation der in Italien gehaltenen Büffel aufmerksam. Die damals aufgestellten Forderungen werden aber auch vier Jahre später noch immer nicht überall erfüllt – auch wenn es gesetzliche Verbesserungen rund um die Rückverfolgbarkeit gibt. VIER PFOTEN sieht die Verantwortung bei den Produzenten, aber auch bei den Supermärkten und Händlern. Gespräche mit den Betroffenen wurden bereits aufgenommen. Viele Supermärkte haben seit 2014 Maßnahmen getroffen und fordern von ihren Lieferanten höhere Tierschutz-Standards. Wichtig ist dabei die Sicherstellung dieser Standards. „Nur Büffelmozzarella von tierfreundlichen Farmen sollte in den Supermärkten angeboten werden. Wir fordern regelmäßige Kontrollen, artgemäße Haltung und medizinische Versorgung. Wir erwarten zudem humane Lösungen für männliche Kälber. Das unnötige Töten der Tiere muss ein Ende haben“, fordert Zedlacher und ergänzt: „Konsumenten sollen sich über die Herkunft des Büffelmozzarellas genau informieren und im Zweifelsfall vom Kauf absehen.“

Das Geschäft mit der Büffelmilch

74 Prozent der rund 400.000 in Italien lebenden Büffel werden in Kampanien gezüchtet. Insgesamt gibt es landesweit 2.212 Büffelfarmen. Die überwiegende Mehrheit davon – 77 Prozent – sind reine Milchproduzenten, 14 Prozent sind reine Fleischproduzenten und nur 9 Prozent nutzen die Tiere sowohl für die Milch- als auch für die Fleischproduktion. Büffelmozzarella aus Kampanien trägt das DOP-Siegel (Denominazione di Origine Protetta, geschützte Herkunftsbezeichnung) und ist der Exportschlager Zentral- und Süditaliens. Hauptabnehmer des Luxuskäses sind Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA, Schweiz und Spanien.

 

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