Bauern dringen auf schnelles Internet an jedem Milchtank

15.01.2019 - Deutschland

Der Bauernverband dringt auf einen flächendeckenden Ausbau des schnellen Internets bis in die Dörfer. "Wir brauchen 5G an jedem Milchtank", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf den künftigen Mobilfunkstandard. "Dadurch können wir noch nachhaltiger auf dem Feld wirtschaften, präziser Düngemittel und Pflanzenschutzmittel ausbringen." Auch in Ställen sei mehr Tierwohl möglich, wenn Herden elektronisch gemanagt werden und man Informationen zum Befinden einzelner Kühe bekomme.

pixabay/Hans

Die stärkere Digitalisierung ist auch ein großes Thema der Agrarmesse Grüne Woche, die am kommenden Freitag (18. Januar) in Berlin beginnt. Im Frühjahr sollen Frequenzen für den deutlich schnelleren neuen Standard 5G versteigert werden. Die Vergaberegeln sehen vor, dass 98 Prozent aller Haushalte bis Ende 2022 damit versorgt werden sollen. Kritiker warnen aber, dass dies für eine vollständige Flächendeckung vor allem im ländlichen Raum nicht ausreiche.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, es gehe darum, wettbewerbsfähig zu sein, aber auch umweltfreundlich zu wirtschaften. In ihrem am Samstag veröffentlichten Video-Podcast hob sie ebenfalls die Rolle der Digitalisierung hervor, die es Landwirten ermögliche, umweltschonender zu arbeiten. "Diese technischen Möglichkeiten wollen wir auch weiterentwickeln."

Merkel sprach sich zudem für Bürokratieabbau aus. Ihr liege daran, dass die Agrarpolitik in Europa nicht so viel Bürokratiekosten hervorruft, "dass die Landwirte daran verzweifeln", sagte sie. "Wir können es nur mit den Betroffenen wirklich gut lösen, und es muss Zeit sein für die eigentliche Arbeit eines Landwirts." Im vergangenen Jahr gab es auch Kritik daran, dass bürokratische Hürden viele Betriebe von Hilfsmaßnahmen des Bund- und Länder-Programms für von der Dürre in Not geratene Landwirte ausschließen würden.

Die Folgen der Dürre 2018 wirken bei Landwirten vor allem im Norden und Osten nach. Große Preissprünge für Verbraucher wegen der schlechteren Ernte sind aber nicht zu erwarten, wie Rukwied deutlich machte. "Man kann von stabilen Preisen ausgehen." Wetterbedingt gebe es mal kurze Ausschläge nach oben oder unten. "Aber Lebensmittel in Deutschland sind nach wie vor unschlagbar günstig." Die Bundesbürger gäben im Schnitt rund zehn Prozent des Einkommens dafür aus.

Die mehr als 8500 Anträge von Landwirten auf Dürrehilfen seien in der Bearbeitungsphase. Bund und Länder stellen dafür bis zu 340 Millionen Euro bereit. "Festzuhalten ist: Der Großteil des Schadens von rund 2,5 Milliarden Euro bleibt an der Landwirtschaft hängen und wird die betroffenen Betriebe die nächsten Jahre belasten. Die Bauern hofften jetzt, "dass wir Winterfeuchtigkeit bekommen und die Böden wieder gut aufgefüllt werden", erläuterte Rukwied.

Er mahnte Klarheit über die EU-Agrarfinanzierung für die Zeit nach 2020 an. "Es ist sicherlich ambitioniert, aber die Entscheidung über das künftige Budget sollte noch vor der Europawahl fallen." Sie findet in Deutschland am 26. Mai statt. "Wir brauchen Signale für Europa und die Europäer, dass die EU entscheidungsfähig ist." Das sei wichtig für die Zukunftsfähigkeit Europas insgesamt.

Die anhaltenden Unsicherheiten beim Brexit sähen die Bauern mit Sorge. "Da steht viel auf dem Spiel", sagte Rukwied und verwies auf einen Exportüberschuss mit Agrarprodukten und Lebensmitteln im Handel mit Großbritannien von etwa 3,5 Milliarden Euro im Jahr. "Wir brauchen einen geordneten Prozess und weiterhin Zugang zu den Märkten."

Mit Blick auf das von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) geplante Tierwohl-Kennzeichen für Fleisch im Supermarkt betonte Rukwied: "Mehr Tierwohl heißt am Ende höhere Kosten im Stall." Das müsse sich dann auch in einem höheren Preis widerspiegeln. "Wir hoffen, dass das staatliche Tierwohllabel einen weiteren Impuls für die Bereitschaft der Verbraucher gibt, für höhere Standards auch mehr auszugeben." Wichtig sei, die mit dem Lebensmittelhandel gestartete Initiative Tierwohl nicht zu gefährden. Der Bauernverband werbe zudem auf lange Sicht weiterhin für eine verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung. "Das wäre echte Transparenz."/sam/kat/DP/nas (dpa)

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