Kameras in Schlachthöfen sind Placebo

19.02.2019 - Deutschland

Die Initiative von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zur Kameraüberwachung von Schlachthöfen, die heute im Bundesrat vorgestellt wird, hat Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), als völlig unzureichend kritisiert. Die eigentlichen Ursachen der teilweise skandalösen Zustände in Schlachthöfen – das Krebsgeschwür der Werkverträge und Subunternehmen – blieben unberücksichtigt. 

„Mit dem Filmen des Leids der Tiere kommt man dem Tierschutz keinen Schritt näher. Die Videoüberwachung ist ein Placebo. Notwendig ist es, die tatsächlichen Ursachen der in jüngster Zeit aufgedeckten Tierschutzskandale zu beseitigen“, hat Adjan gefordert. Schlachthöfe vergäben die Aufträge an Subunternehmen. Deren meist aus Osteuropa stammenden Werkvertragsbeschäftigten arbeiteten die Aufträge unter hohem Leistungsdruck ab, nachdem sie oft nur einen Schnellkurs erhielten. „Mit dem Einsatz von Werkvertragsarbeitern, die nicht ausreichend qualifiziert sind, seien Verstöße gegen den Tierschutz vorprogrammiert“, so Adjan. 

Der NGG-Vize wiederholte die Forderung seiner Gewerkschaft, Werkverträge in Kernbereichen der Produktion zu verbieten. 

Darüber hinaus hat Freddy Adjan kritisiert, dass viele Tierärzte frei arbeiten und pro Stück vergütet werden und zu wenig direkt bei den Veterinärämtern angestellt seien. Daraus folge, dass auch die freien Tierärzte ein Interesse an hohen Schlachtzahlen haben und beim Tierschutz möglicherweise wegschauen. „Die Vergütung muss sich ändern. Bei den Veterinärämtern müssen mehr Tierärzte direkt angestellt werden“, hat Adjan gefordert. 

Der Tierschutz könne auch besser sichergestellt werden, wenn es mehr unangekündigte Kontrollen mit Sonderzugangsrecht gebe – ohne Anmeldung beim Pförtner und langwieriges Einkleiden nach der Hygieneverordnung. 

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