Digital in die Regale des Handels

Pumperlgsund erschließt neue Vertriebswege und steigert Effizienz der eigenen Logistik

22.03.2019 - Deutschland

Spätestens seit dem „Deal” in der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen” ist Pumperlgsund bundesweit bekannt. Ihre „Good Eggwhites“, natürliches und flüssiges Bio-Eiweiß in der Flasche und im Getränkekarton, haben auch im Lebensmitteleinzelhandel schnell Bedarf geweckt. Die Herausforderung für das Unternehmen dabei: Die Sprache des Handels sprechen. Der Handel spricht gerne digital und effizient: Barcode scannen und schon sind alle relevanten Daten im Warenwirtschaftssystem. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards hat Pumperlgsund die passenden Lösungen für das „Sprachenproblem“ erarbeitet.

Pumperlgsund

Die beiden Gründer des Start-ups Pumperlgsund, Jan Göktekin und Fabian König, haben gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum eStandards ein Transportetikett eingeführt, um die Vorgaben des stationären Einzelhandels zu erfüllen und parallel die internen Logistikprozesse zu optimieren.

„Für die Belieferung des stationären Einzelhandels sind bestimmte Standards für Identifikation, Kennzeichnung und elektronischen Datenaustausch (EDI) gefordert. Ziel des Projekts war es, eine Lösung zu schaffen, die diesen Anforderungen entspricht, ohne in der eigenen Logistik dafür neue, manuelle Prozesse einzurichten. Alle erforderlichen Informationen müssen im Warenwirtschaftssystem abgefragt, verknüpft und an entsprechender Stelle ausgegeben werden, damit die Produkte ‚digital in die Regale des Handels‘ gelangen“, erläutert Niklas Kuhnert vom Kompetenzzentrum eStandards, der das Projekt begleitet hat.

Um die Vorgaben des stationären Einzelhandels zu erfüllen und gleichzeitig die eigenen internen Logistikprozesse effizienter zu gestalten, setzt Pumperlgsund nun auf ein standardisiertes Transportetikett, auf dem alle wichtigen Informationen enthalten sind. Im Rahmen einer Bedarfsanalyse ließ sich klären, welche dies sind: Wie sieht die Hierarchie der Produkte und Handelseinheiten aus? Welche Anforderungen haben die Kunden? Welche Anforderungen bestehen für die interne Logistik? Welches ist der kleinste gemeinsame Nenner aller Anforderungen? Wie verläuft der Prozess? Welche Hardware ist vorhanden? Was kann das IT-System umsetzten?

Die Ergebnisse der Bedarfsanalyse sind in die Einführung eines Transportetiketts mit standardisiertem Design eingeflossen. Auf diesem sind sowohl Informationen zu Artikeln und Versandeinheiten über Identifikationsnummern wie GTIN (Global Trade Item Number) und NVE / SSCC (Nummer der Versandeinheit/Serial Shipping Container Code) als auch zu Charge und Mindesthaltbarkeitsdatum eindeutig und maschinenlesbar im GS1-128 Barcode aufgebracht. Dieses Transportetikett ist nun das Bindeglied zwischen elektronischem Datenfluss und physischem Warenfluss. Dadurch, dass alle erforderlichen Daten in einem Etikett zusammengeführt werden, kann die Lieferung auch elektronisch avisiert werden.

Der Teufel steckt bekanntlich immer im Detail: Jeder Einzelhandelskonzern hat entsprechend seiner Logistiksysteme Anforderungen an Inhalt und Ausführung des Transportetiketts. Größe, Format, Schriftgröße und Barcodegröße sind ebenso vorgegeben wie die im Strichcode hinterlegten Informationen wie Herstellungsdatum, Mindesthaltbarkeitsdatum, Nummer der Versandeinheit, etc. Auch die einzelnen Paletten müssen eindeutig identifizierbar sein und deshalb eine Tracking-Nummer erhalten. All diese spezifischen Attribute werden heute aus verschiedenen Tabellen des Warenwirtschaftssystems gezogen. Statische Stammdaten und dynamische Produktionsdaten werden so beim Etikettendruck zusammengeführt.

„Durch den Auftritt in der Fernsehshow haben wir bundesweit unsere Bekanntheit gesteigert und damit auch schnell das Interesse des stationären Einzelhandels geweckt. Um die gesteigerte Nachfrage zusammen mit den Logistikanforderungen des Lebensmitteleinzelhandels zu erfüllen, haben wir eine schnelle Lösung gesucht, die wir im laufenden Produktionsprozess umsetzen können“, sagt Fabian König, Geschäftsführer von Pumperlgsund. „Das Projekt mit dem Kompetenzzentrum eStandards hat uns gezeigt, welche Standards sich für diesen Prozess eignen und wie sich diese in unsere bestehenden Prozesse implementieren lassen. So haben wir nicht nur einen weiteren Vertriebskanal erschlossen, sondern gleichzeitig unsere Logistik effizienter gestaltet.“

Als Projektabschluss hat das Kompetenzzentrum eStandards in einem EDI-Workshop mit Pumperlgsund und weiteren Food Start-ups von „Die Höhle der Löwen“-Juror Frank Thelen den teilnehmenden Unternehmen einen umfangreichen Überblick zum Einsatz von EDI gegeben und die aktuelle Verwendung und Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel aufgezeigt. Niklas Kuhnert resümiert: „Dieses Projekt spiegelt gut die Arbeitsweise des gesamten Kompetenzzentrums eStandards wider. Wir erarbeiten zunächst mit einem Unternehmen Lösungen für konkrete Fragestellungen rund um die Digitalisierung. Und nach erfolgreicher Implementierung bringen wir die Lösungen in denTransfer. Es sollen als möglichst viele Mittelständler davon profitieren."

Hintergrundinformation Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards gehört zu Mittelstand-Digital. Mit Mittelstand-Digital unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen und dem Handwerk. Mittlerweile zwanzig Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren stehen Unternehmerinnen und Unternehmern bundesweit bei der Digitalisierung ihrer Prozesse im Betrieb zur Seite

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards zeigt kostenlos und anbieterneutral, wie Unternehmen mit Hilfe von Standards nachhaltige und digitale Geschäftsideen entwickeln und in die Praxis umsetzen können. Getragen wird das Kompetenzzentrum von einem Zusammenschluss der Partner der HAGENagentur Ges. für Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung, Tourismus mbH, des Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production gGmbH, des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) Sankt Augustin und des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie (IMW) unter der Konsortialführerschaft der GS1 Germany GmbH.

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