Dünner ist nachhaltiger – Lebensmittelverpackungen werden immer leichter

29.08.2019 - Deutschland

Bei Lebensmitteln erfüllen Verpackungen eine unverzichtbare Aufgabe. Der dafür erforderliche Materialeinsatz konnte durch technische Fortschritte inzwischen stark reduziert werden. Ohne Verpackungen geht gerade bei Lebensmittel nichts. Sie schützen ihren Inhalt vor schädlichen Einflüssen und sind Garant für eine längere Haltbarkeit sowie die Lebensmittelsicherheit. Diese wichtigen Funktionen erfüllen moderne Verpackungsmaterialien inzwischen bei wesentlich geringerem Materialeinsatz als noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten. So haben es die Verpackungsdesigner erreicht, Verpackungen aus immer dünnerem Material zu entwickeln. Gleichzeitig ist ihre Schutzfunktion gestiegen. Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (gvm) berichtet, dass der Verbrauch von Kunststoffverpackungen im Vergleich zum Stand der Technik von 1991 um 35 Prozent geringer ist. Laut IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen wurden die Verpackungen im gleichen Zeitraum um 25 Prozent leichter. Durch die Steigerung der Materialeffizienz bei Kunststoffverpackungen seit 1991 wurden im Jahr 2013 so etwa 2,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart, berichtet die gvm.

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Möglich wurde dies durch die Verringerung von Wand- und Folienstärken, bessere Materialeigenschaften sowie optimierte Formgebung und Verarbeitungstechniken. Dabei konnten Materialeinsparungen trotz gestiegener Ansprüche an die Verpackung wie Wiederverschließbarkeit und Portionierbarkeit realisiert werden. Gleiches gilt beispielsweise für Getränkedosen aus Weißblech. Sie sind heute um 60 Prozent dünner
als 1974.

Downgauging macht aus weniger mehr

Bei flexiblen Verpackungen, wie sie gerade bei Lebensmitteln oft zum Einsatz kommen, wurde der Ressourceneinsatz besonders durch dünnere Folienlösungen verringert. Maßnahmen in diesem Bereich werden unter dem Begriff „Downgauging“ zusammengefasst. Kurz gesagt, bedeutet Downgauging, mit weniger mehr zu erreichen. Es geht darum, die Effizienz zu maximieren, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. In der Praxis bezieht sich Downgauging auf den Prozess des Ersetzens einer dickeren, traditionellen Folie durch eine leistungsfähigere, dünnere Folie. Die auf der FachPack vertretenen Anbieter von Folien und Verpackungsmaschinen stellen stets aufs Neue unter Beweis, dass sie unter Hochdruck an dieser Aufgabe arbeiten. Ihre Fortschritte im Verpackungsdesign ermöglichen es so zum Beispiel frische Produkte wie Fleisch und Fisch in Skin-Verpackungen mit einem deutlich geringerem Materialaufwand zu verpacken. Dabei liegen die Waren in einem Tray, das von einer Skin-Folie versiegelt wird. Der Discounthändler Netto will allein durch die Umstellung seines SB-Fleischsortiments für Geflügel auf diese Verpackungsart den Plastikabfall um bis zu 13 Tonnen im Jahr reduzieren. Im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffschalen in gleicher Größe würden durch die sehr dünne, luftdicht anliegende Skin-Folie bis zu 60 Prozent Verpackungsmaterial eingespart, teilte das Unternehmen mit.

Alternativen abwägen

Neben geringeren Materialstärken gibt es weitere Stellschrauben für Materialeinsparungen. Hersteller können unter anderem die Packungsgrößen anpassen und so unnötiges Volumen reduzieren. Bei Lebensmitteln, die auf Vorrat gekauft werden, bieten sich auch praktische Nachfülllösungen an. Hierbei haben die Refill-Verpackungen geringere funktionale Anforderungen oder werden in größeren Formaten angeboten. Bei einer ansprechenden Gestaltung der Spenderverpackung kann gleichzeitig die Kundenbindung gestärkt werden. Klassische Beispiele sind hier Salz und Gewürze.

Stößt die Möglichkeit einer weitergehenden Materialreduktion an ihre Grenzen, sollte man in Betracht ziehen, bestimmte Materialen durch ressourcenschonendere Lösungen auszutauschen – soweit dies möglich ist, ohne die Schutzfunktionen zu beeinträchtigen. Dabei kann der Austausch von Kunststoff gegen Faser- und Papiertrays zu möglichen Strategien gehören. Auch alternative Materialkombinationen mit Biokunststoffen können dabei helfen, den Ressourceneinsatz zu verringern. Diese Maßnahmen fallen unter das Prinzip des Eco-Designs und beinhalten eine ganzheitliche Analyse der Umweltauswirkungen von Verpackungen.

Ökologie als Designprinzip

Bei dem holistischen Ansatz des Eco-Designs werden aber neben der Primärverpackung auch Sekundärverpackungen, die Warenlogistik sowie die Verwertung mit einbezogen. Gerade vor dem Hintergrund des neuen Verpackungsgesetzes ist der Druck gestiegen, das Verpackungsdesign weiter zu optimieren und die Recyclingfähigkeit zu verbessern. Deshalb ist das Eco-Design inzwischen von einer Nische zum Mainstream-Thema in den Entwicklungsabteilungen avanciert. Dort ist man sich nicht erst seit der Einführung des neuen Verpackungsgesetzes bewusst, dass sich selbst geringe Materialeinsparungen bei großen Absatzmengen zu umfangreichen Einsparungen summieren. In diesem Zusammenhang spielt nicht nur das Material selbst eine wesentliche Rolle. Durch technische Innovationen lässt sich noch einiges mehr herausholen. Selbst beim Ausstanzen von Oberfolien kann – wenn die Eigenschaften der Folie es erlauben – ein enger gesetztes Muster beispielsweise den Folienverbrauch verringern.

Auf der FachPack 2019 werden im Forum PackBox aktuelle Forschungsergebnisse und Praxisanwendungen zum ökologischen Verpackungsdesign vorgestellt. Das Thema vertieft zum Beispiel Dr. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen am 24.09.2019 bei ihrem Vortrag zum Leitfaden „Eco-Design von Kunststoffverpackungen“.

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