Jobs 2020: Deutsche Unternehmen zeigen geringste Einstellungsbereitschaft seit drei Jahren
Jobaussichten für Berlin, München und Frankfurt/Main halbieren sich
Manpower
"Für Deutschland besteht kein Grund zur Panik", sagt Frits Scholte, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. "Nach einer langen Phase des Aufschwungs gibt es nun eine Abkühlung. Viele Unternehmen haben mit dieser Entwicklung schon länger gerechnet und reagieren entsprechend vorbereitet. Sie stellen kein neues Personal ein und setzen eher auf Kurzarbeit, statt Entlassungen auszusprechen. Damit wird der Neustart nach einer schwierigen Phase erleichtert. Das ist eine wichtige Lektion, die aus der vergangenen großen Krise nach dem Einbruch der Finanz- und Kreditmärkte gelernt wurde."
Diese Abkühlung nach dem langen Aufschwung zeigt sich gerade bei großen und mittleren Firmen. Der Netto-Beschäftigungsausblick liegt bei großen Unternehmen im ersten Quartal 2020 saisonbereinigt zwar noch bei plus 19 Prozent, doch im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal entspricht dies einem Minus von 20 Prozentpunkten. Bei mittleren Betrieben liegt der Wert Anfang des neuen Jahres bei neun Prozent. Das entspricht auf Jahresbasis einem Minus von 15 Prozentpunkten.
Logistikbranche und produzierendes Gewerbe im Negativbereich
In Deutschland zeigen vor allem drei Branchen eine deutlich gesunkene Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen. Der Netto-Beschäftigungsausblick fällt in der Logistik- und Kommunikationsbranche von plus neun Prozent Anfang 2019 auf einen negativen Wert von minus fünf Prozent innerhalb eines Jahres. Das entspricht einem Minus von 14 Prozentpunkten. "Der deutsche Export geht zurück", sagte Scholte. "Das macht der Industrie zu schaffen und in Folge auch deren Diensleister wie die Logistikbranche." Beim produzierenden Gewerbe ergibt sich auf Jahresbasis ein Minus von zwölf Prozentpunkten, bei Finanz- und Unternehmensdienstleistungen ein Minus in Höhe von elf Prozentpunkten. Beispielweise plant die Deutsche Bank einen Abbau von rund 9.000 Stellen und bei der Commerzbank stehen 4.300 bis 38.000 Arbeitsplätze zur Diskussion.
Deutlich eingetrübt sind die Jobaussichten für Bewerber in Frankfurt am Main, Berlin, im Ruhrgebiet und in München. Den stärksten Abfall verzeichnet die bayerische Landeshauptstadt. Der Beschäftigungsausblick sinkt hier zwischen dem Jahresbeginn 2019 und dem des Jahres 2020 um 16 Prozentpunkte. "Das verarbeitende Gewerbe - also auch Maschinenbau und die Herstellung von Autos und Kraftwagenteilen - ist ein wesentlicher Faktor der Münchner Wirtschaft", sagt Scholte. "Dieser Gewerbezweig spürt gerade das raue Klima in der Weltwirtschaft, zum Beispiel durch den Brexit und Handelsstreit zwischen den USA und China. Es ist aber eine Anpassung auf hohem Niveau. Das verarbeitende Gewerbe in München wird sich weiter mit den jetzigen Gegebenheiten arrangieren und gestärkt aus diesem Tal hervorgehen." In der Hauptstadt und im Ruhrgebiet weist der saisonbereinigte Beschäftigungsausblick im ersten Quartal 2020 gemessen am Vorjahreszeitraum ein Minus von 13 Prozentpunkten auf, in der Bankenmetropole Frankfurt sind es minus zehn Prozentpunkte.
Globaler Beschäftigungsausblick
Weltweit bleibt die Einstellungsbereitschaft überwiegend positiv. In 42 von 43 untersuchten Ländern und Territorien rechnen die Arbeitgeber im ersten Quartal 2020 mit Beschäftigungszuwachs.
Allerdings ist der Beschäftigungsausblick für das kommende Quartal im Vergleich zum Vorquartal in 23 Ländern und Territorien gesunken, aber nur in 15 gestiegen. Fünf Länder stehen unverändert da. Im Jahresvergleich steigen die Beschäftigungsaussichten in 12 von 43 Ländern, geben aber in 26 nach.
Für das erste Quartal 2020 wird in allen 26 untersuchten EMEA-Ländern ein Beschäftigungszuwachs prognostiziert. Gegenüber dem Vorquartal nimmt die Einstellungsbereitschaft in zehn Ländern zu, in zwölf jedoch ab. Im Jahresvergleich steigen die Beschäftigungsaussichten in acht Ländern und schwächen sich in 13 ab. Die besten Chancen haben Jobsuchende in den nächsten drei Monaten in Griechenland und Rumänien, während die Arbeitnehmer in Italien und Spanien mit einem unbelebten Arbeitsmarkt rechnen müssen.
Die Studienergebnisse kompakt als Infografik finden Sie oben rechts im Kasten verlinkt.