Britische Limo-Steuer wirkt: Zuckergehalt in Getränken sinkt um 35 Prozent
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"Die Limo-Steuer in Großbritannien hat zu einem Zuckersturz im Getränke-Regal geführt. In Deutschland hingegen reiht sich noch immer Zuckerbombe an Zuckerbombe. Daran hat auch die Strategie der freiwilligen Zuckerreduktion von Ernährungsministerin Julia Klöckner nichts geändert", erklärte Luise Molling von der Verbraucherorganisation foodwatch. Deutschland hinke im internationalen Vergleich weit hinterher - neben Großbritannien gingen mittlerweile etliche Staaten mit steuerlichen Anreizen aktiv gegen Fehlernährung, Fettleibigkeit und Diabetes vor, darunter Irland, Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Finnland und Frankreich. "Höchste Zeit, dass Julia Klöckner Getränke-Hersteller in die Pflicht nimmt. Die Ernährungsministerin muss die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger endlich über die Interessen der Lebensmittellobby stellen: Wir brauchen auch in Deutschland eine Herstellerabgabe auf überzuckerte Getränke, im Gegenzug sollten Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreit werden", so Luise Molling.
foodwatch kritisierte allerdings, dass die britische Limo-Steuer bisher Süßstoffe außen vor lasse. Dadurch würden einige Hersteller den Zucker durch Süßstoffe ersetzen. Rezepturänderungen sollten jedoch darauf abzielen, nicht nur den Gehalt von Zucker, sondern den Süßgeschmack insgesamt zu verringern, um der allgemeinen Süßgewöhnung insbesondere bei Kindern und Jugendlichen entgegen zu wirken. foodwatch forderte deshalb, dass eine Herstellerabgabe in Deutschland - ähnlich wie in Frankreich - auch süßstoffgesüßte Getränke mit einbezieht.
Die im März 2016 in Großbritannien verabschiedete und 2018 eingeführte Limo-Steuer sieht Abgaben für die Hersteller von Getränken vor, die mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter enthalten. Bei mehr als acht Gramm wird eine höhere Abgabe fällig. Bereits 2018 senkte der britische Marktführer Coca-Cola den Zuckergehalt seiner Getränke Fanta und Sprite unter die Fünf-Gramm-Marke (Fanta von 6,9 auf 4,6 Gramm und Sprite von 6,6 Gramm auf 3,3 Gramm). In Deutschland enthält Fanta noch mehr als neun und Sprite mehr als acht Gramm Zucker.
Laut einer foodwatch-Marktstudie ist in Deutschland mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk überzuckert. Demnach enthalten 345 von insgesamt 600 untersuchten Getränken (58 Prozent) mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter - das sind mehr als vier Zuckerwürfel pro 250-Millilter Glas. Damit hat sich der Anteil überzuckerter Getränke auf dem deutschen Markt seit einer ersten Marktstudie von foodwatch im Jahr 2016 praktisch nicht verändert. Damals enthielten 59 Prozent der Getränke mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter.
Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) bei Kindern sowie Erwachsenen haben in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Adipositas wird inzwischen als das am schnellsten wachsende Gesundheitsproblem eingestuft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sprechen in diesem Zusammenhang von einer globalen "Adipositas-Epidemie". Die WHO bezeichnet zuckerhaltige Getränke als "eine der wesentlichen Ursachen". Der Konsum dieser Getränke fördert nachweislich die Entstehung von Übergewicht sowie Typ-2-Diabetes und wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte in Verbindung gebracht
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