FMCG-Umsätze ziehen mit +14 Prozent wieder an
Backen und Gartenarbeit als Zeitvertreib. Erste Vor-Oster-Käufe in KW14 sichtbar
IRI
IRI
Als Gründe für diesen Anstieg in der zweiten Woche des Lockdowns nennen die Marktforscher von IRI, einem führenden Anbieter von Big Data sowie analytischen und technologischen Lösungen für die Konsumgüterbranche, vor allem einen Gewöhnungseffekt an Maßnahmen wie Kontaktsperre und Einlasskontrollen. „Nachdem in der KW13, der ersten Woche des Lockdowns, viele auf Einkäufe verzichtet hatten und die Lagerbestände noch voll waren, gingen die Konsumenten in der KW14 wieder vermehrt einkaufen“, beobachtet Sebastian Hendricks, Daten-Experte bei IRI. Zudem lassen sich in den KW14-Zahlen bereits deutliche Ostereffekte ablesen: Schokoladenwaren sowie Back- und Kochzutaten legten zu. „Gebacken wird allerdings schon seit Wochen sehr viel. Backen und Kochen sind in diesen Zeiten zum einen Zeitvertreib und zum anderen eine Möglichkeit, etwas gemeinsam mit der Familie zu unternehmen“, so Sandra Lungu von IRI. Hefe zum Beispiel legte um 101 Prozent zu.
Auch Hygieneartikel wachsen weiterhin deutlich, während sich die Dynamik bei Grundnahrungsmitteln und Toilettenpapier abschwächt. Trockenes Toilettenpapier wuchs in KW14 nur noch unterdurchschnittlich mit +11 Prozent. Pflanzenerde verzeichnete ein Plus von 67 Prozent. Die Menschen nutzen offenbar die Kontaktsperre und das schöne Wetter, um es sich im heimischen Garten oder auf dem heimischen Balkon schön zu machen. Zudem haben Bau- und Gartencenter in manchen Bundesländern geschlossen.
Die Zunahme der Dynamik im Lebensmitteleinzelhandel zeigt sich laut IRI in fast allen Vertriebsschienen. Nur die Drogerien sind mit 7 Prozent weiterhin im Minus. Vor allem die großflächigen Verbrauchermärkte mit umfangreicheren Sortimenten profitieren von der Krise. Sandra Lungu sieht diese Entwicklung einerseits begründet im Trend zum One-Stop-Shopping. Der Verbraucher möchte mit nur einem Einkauf seinen Bedarf decken und seine Shoppingstrips reduzieren, um so Kontakte und Risiko zu minimieren. Das bedeute natürlich einen Vorteil für die Vollsortimenter. „Andererseits spielen hier sicherlich auch die fehlende Verfügbarkeit gefragter Güter sowie die Abwanderung zu Online bzw. Click & Collect eine Rolle“, so Lungu weiter.
Alle IRI-Regionen verzeichneten in KW14 Umsatzzuwächse, am stärksten die nördlichen Regionen, in denen die strengsten Reiseverbote gelten. Die Fahrt ins eigene Feriendomizil, zum Beispiel an der See, ist verboten. Das wiederholt gedämpfte Wachstum in Baden-Württemberg könnte mit dem fehlenden Grenzverkehr aus der Schweiz und Frankreich zusammenhängen. „Gerade Schweizer in Grenznähe gehen aufgrund des niedrigeren Preisniveaus häufiger in Deutschland einkaufen“, mutmaßt Sebastian Hendricks.
Ausblick
Generell rechnen Lungu und Hendricks auch im weiteren Verlauf der Krise mit einer positiven Umsatzentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel im Vergleich zum Vorjahr. Der wegfallende Out-of-Home-Konsum werde weiterhin mehr als kompensiert: Die Menschen sind meist zu Hause und konsumieren mehr. Zudem sind derzeit keine Urlaubsreisen ins Ausland mehr möglich und somit fallen die FMCG-Käufe im Inland während der Auslandsreise nicht weg.
Im E-Commerce zieht die Wachstumsrate laut IRI wieder leicht an und liegt mit +60 Prozent deutlich über Vor-Krisenniveau. Da im IRI-Bericht zum Online-Handel aber vornehmlich Non-Food-Händler betrachtet werden, ist davon auszugehen, dass das tatsächliche Plus deutlich höher ausfallen dürfte für den Schwerpunkt Lebensmittel. Die Corona-Krise hat dem Online-Geschäft mit Lebensmitteln mächtig Schwung gegeben und der Lebensmittel-Kauf über das Internet wird von dieser Dynamik sicherlich auch über die Zeit von Pandemie und Kontaktsperre hinaus profitieren“, ist sich Hendricks sicher.