Milch unter der Lupe
Rasterelektronenmikroskop liefert hochauflösende Aufnahmen von Kuhmilch und Alternativen
FH Münster/Stefanie Gosejohann
FH Münster/Stefanie Gosejohann
FH Münster/Stefanie Gosejohann
FH Münster/Fachbereich Physikingenieurwesen
„Es sind beeindruckende Aufnahmen entstanden, die auch dem Laien veranschaulichen, wie viel weniger Fettkügelchen etwa ein Haferdrink gegenüber Kuhmilch enthält“, erklärt Prof. Dr. Hans-Christoph Mertins. Gemeinsam mit seinem Kollegen Holger Uphoff hatte der Physikingenieur die Untersuchungsreihe im Labor für Physik der Materialien/Elektronenmikroskopie durchgeführt. „Unser Labor verfügt über verschiedenste hochmoderne Geräte, mit denen wir Werkstoffe, von klassischen Metallen über biologische Substanzen bis hin zu Quantenpunkten aus der Nanotechnologie mit nahezu atomarer Auflösung wirkungsvoll analysieren können“, sagt Mertins. „Davon profitieren nicht nur mit uns kooperierende Forschungsabteilungen von kleinen und mittelständischen Unternehmen, sondern auch unsere Studierenden – insbesondere die des Masterstudiengangs Materials Science and Engineering.“ In diversen Praktika dürfen sie dort nämlich bereits selbst Untersuchungen durchführen.
Um die Aufnahmen der verschiedenen Milchsorten besser analysieren zu können, haben die Physikingenieure einen Experten vom Fachbereich Oecotrophologie - Facility Management mit ins Boot geholt: Prof. Dr. Guido Ritter. „Das natürliche Fett einer Kuhmilch ist in Emulsionskügelchen eingeschlossen. Beim Homogenisieren werden diese auf die Größe von rund einem Mikrometer zerschlagen, wodurch sich das Fett gleichmäßig in der Milch verteilt und ein angenehm cremiges Gefühl im Mund entsteht“, erläutert der Sensorikexperte „Um dieses Mundgefühl einer echten Milch zu erreichen und nicht zu wässrig zu wirken, werden auch die Milchersatzprodukte homogenisiert und oft mit Verdickungsmitteln cremig gemacht.“ Auf den Bildern des Rasterelektronenmikroskops sei jedoch deutlich zu erkennen, dass die für tierische Milch typischen Caseinmembranen fehlen, die die Fetttröpfchen umhüllen. Deshalb schmeckten die pflanzlichen Milchersatzgetränke oft weniger cremig und eher wässrig. „Milch ist in Struktur und Zusammensetzung einfach einzigartig, weshalb der Gesetzgeber den Begriff auch schützt. Die rein pflanzlichen Produkte findet man im Handel daher immer nur unter der Bezeichnung ‚Drink‘.“ Sein abschließendes Fazit: „Die pflanzlichen Milchersatzgetränke bieten eine vegane Alternative zur Kuhmilch. Zwar muss man sich sensorisch erst daran gewöhnen, aber sie haben aus ernährungsphysiologischer und ökologischer Perspektive durchaus Vorteile.“
Auch wenn Sojadrinks und Co. oft nicht dasselbe Geschmackserlebnis wie Kuhmilch bieten, liefern sie im Rasterelektronenmikroskop nichtsdestotrotz faszinierende Aufnahmen, die nun bei @beautyquarks zu bewundern sind.