Heil kritisiert Gabriel wegen Tönnies-Beratervertrag
Gabriel war von März bis Mai 2020 für das Unternehmen als Berater tätig
Gabriel müsse das selbst entscheiden. "Ich bedauere das. Meine Mutter lebt leider nicht mehr. Sie hat Sigmar Gabriel immer sehr gerne gemocht. Die hätte ihm jetzt wahrscheinlich gesagt: Warum machst Du das?"
Ähnlich reagierte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). In der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" sagte sie, sie verstehe die Entscheidung Gabriels nicht. "Das geht gar nicht und ich glaube, das weiß Sigmar Gabriel selbst auch."
Die SPD-Politikerin Hilde Mattheis sagte am Freitag im Deutschlandfunk, es habe "mehr als ein Gschmäckle", wenn jemand, der wirtschaftspolitisch aktiv gewesen sei, seine Kontakte mitnehme und für ein so großes Unternehmen als "Außenkurier" tätig werde. Mit Blick auf das laut Medienberichten an Gabriel gezahlte Pauschalhonorar von 10 000 Euro im Monat sagte die SPD-Linke, im gleichen Unternehmen arbeiteten Menschen "unter unsäglichen Bedingungen" und zu einer "wahnsinnig schlechten Bezahlung".
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass Gabriel von März bis Mai 2020 für das Unternehmen als Berater tätig war. Im Stammwerk des Tönnies-Fleischkonzerns im westfälischen Kreis Gütersloh hatten sich im Juni weit mehr als 1000 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert.
Deshalb gab es heftige Kritik an den Arbeitsbedingungen im Unternehmen.
Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, warf Gabriel vor, als Minister nichts Effektives gegen die Missstände in der Fleischindustrie getan zu haben. "Jeder muss selbst wissen, mit wem er sich einlässt", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). "Was man aber nicht vergessen darf: Als Wirtschaftsminister hatte Sigmar Gabriel sich am Ende mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Fleischindustrie zufrieden gegeben - trotz der schon damals bekannten Missstände."
Gabriel hatte seine Beratertätigkeit am Donnerstagabend bei "Bild" erneut verteidigt - und auch, dass er diese nicht öffentlich gemacht hatte. "Ich bin kein Politiker mehr, und ich bin weder dazu verpflichtet noch kann ich so ohne Weiteres Geschäftsgeheimnisse eines Unternehmens preisgeben, an dem auch andere beteiligt sind", sagte Gabriel. "Ich glaube, dass Clemens Tönnies gerade das Gesicht für den gesamten Corona-Frust in der Bundesrepublik ist." Die Kritik an den Arbeitsbedingungen in der gesamten Fleischindustrie sei zwar berechtigt. Dass Tönnies zum Buhmann für die gesamte Corona-Debatte gemacht werde, nannte Gabriel hingegen "überzogen". "Tönnies hat sich an Recht und Gesetz gehalten, er ist kein Verbrecher. Es sind sicher im Unternehmen, in der gesamten Branche Fehler unterlaufen."/zeh/DP/nas
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