Der Bio-Hersteller Zwergenwiese hat angekündigt, den Zuckergehalt seiner an Kinder beworbenen Lebensmittel deutlich zu reduzieren. Damit reagierte das Unternehmen auf die Kritik der Verbraucherorganisation foodwatch. foodwatch hatte Zwergenwiese 2019 für seine zuckrige Kinder-Tomatensauce mit dem Goldenen Windbeutel ausgezeichnet. Mehr als die Hälfte der rund 70.000 Verbraucherinnen und Verbraucher hatte sich in einer Abstimmung dafür ausgesprochen, dass der Bio-Hersteller den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres erhält. foodwatch begrüßte den Schritt von Zwergenwiese. Dieser sei jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Neben überzuckerten Produkten, die als kindgerechte Lebensmittel vermarktet würden, fänden sich noch unzählige weitere irreführende Produkte in den Supermarktregalen. Die Verbraucherorganisation forderte Ernährungsministerin Julia Klöckner dazu auf, im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf bessere Kennzeichnungsregeln zu drängen.
„Angeblich kindgerechte Zuckerbomben, Naturprodukte mit Zusatzstoffen, Hühnersuppe ohne Hühnerfleisch – irreführende Werbung lauert leider überall, und die Bundesregierung schaut seit Jahren tatenlos zu. Damit muss Schluss sein! Wir können nicht jeder Werbelüge einen Goldenen Windbeutel verleihen – Ministerin Klöckner muss der Verbrauchertäuschung im Supermarkt ein Ende bereiten“, sagte Manuel Wiemann von foodwatch.
Die Bundesregierung hat im zweiten Halbjahr 2020 den Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft inne und damit eine herausgehobene Bedeutung für die Schwerpunktsetzung der EU-Politik. Im gleichen Zeitraum vergibt foodwatch den Goldenen Windbeutel, um auf die unzureichenden Kennzeichnungsregeln und den unzureichenden Schutz vor Täuschung aufmerksam zu machen.
Als erster Hersteller überhaupt hatte Zwergenwiese den Negativ-Preis Goldener Windbeutel angenommen und eine Überprüfung aller Kinderlebensmittel angekündigt. Laut Zwergenwiese soll die Kinder-Tomatensauce künftig 43 Prozent weniger Zucker enthalten und damit den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für an Kinder beworbene Lebensmittel entsprechen. Auch für einen Kinder-Ketchup und einen Kinder-Brotaufstrich will Zwergenwiese die Rezepturen entsprechend der WHO-Empfehlungen anpassen.
Voraussichtlich im August startet die Online-Wahl zum Goldenen Windbeutel, bei der Verbraucherinnen und Verbraucher für die dreisteste Werbelüge des Jahres abstimmen können. 2020 findet die Wahl zum zehnten Mal statt. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und das „Smart Water“ von Coca-Cola (2018).
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